Ketsch. Der „Baobab“, auch bekannt unter dem Namen Affenbrotbaum spielt in einer Vielzahl afrikanischer Legenden und Sagen als Sitz von Göttern eine tragende Rolle. In der modernen westafrikanischen Literatur steht er häufig als Symbol für das traditionelle Leben auf dem Kontinent und dessen unberührte Natur. Umso passender ist der Name, den der Ketscher Rolf Stalf 2020 gemeinsam mit acht weiteren Gründern für den Verein zur Unterstützung senegalesischer Familien ausgewählt hat: Baobab. benannt nach dem mythenumwobenen Affenbrotbaum.
Der Ketscher Verein möchte senegalesischen Familien ein würdiges Leben ermöglichen
Im Logo des Ketscher Vereins ist die Silhouette des Baobabs zu sehen, erleuchtet von einem orange-roten Sonnenaufgang. „Baobab bedeutet Kraft und Lebenswille, die aufgehende Sonne im Hintergrund symbolisiert die Zukunft. Sie zeigt, dass viele senegalesische Familien eine Chance haben, wieder unter halbwegs normalen Bedingungen zu leben“, erklärt Stalf, der seit Gründung Vorsitzender des Vereins ist.
Und in den nun über drei Jahren seines Bestehens hat der Verein „Baobab“ schon einiges im westafrikanischen Land bewegen können: Aktuell bestehen 59 Familien- und Kinderpatenschaften und eine weitere Patenschaft verbindet den Verein mit der Catholique Schule Notre Dame im senegalesischen Dorf Mont Rolland. Zudem leisten die Mitglieder auch wichtige Familienhilfe in Form von Nahrungsmitteln und ärztlicher Versorgung – dringend benötigte Dinge in dem von Armut geprägten Land.
Doch Stalf und seine Mitstreiter – seit Jahren befreundet und schon weit vor der Gründung des Vereins durch die humanitäre Hilfe für den Senegal verbunden – sorgen auch dafür, dass sich die Verhältnisse im westafrikanischen Land verändern können. Bestes Beispiel hierfür ist ein vom Verein vollzogener Brunnenbau für eine senegalesische Frauengemeinschaft.
Unter dem Motto „Wasser ist Leben“ ermöglicht Baobab den Senegalesinnen damit „Hilfe zur Selbsthilfe. Denn diese können nun – dank der 106 Meter tiefen Wasserquelle – Gemüse und Obst anbauen. Nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Weiterverkauf. Somit ist eine Grundlage für einen eigenen Lebensunterhalt geschaffen.
Doch wie kam es zur Gründung von „Baobab“? Als Stalf mit seiner Familie 1995 einen Urlaub im Senegal verbrachte, warf die dortige Armut einen dunklen Schatten über die Reise. Sofort war klar, dass hier Hilfe nötig ist – der heutige „Baobab“-Vorsitzende ist seither in der humanitären Hilfe aktiv.
Corona-Pandemie hat die Zustände im Senegal nochmals verschlimmert
„Während der Corona-Pandemie wurden die Zustände im Senegal nochmals schlimmer. Der Tourismus kam vollständig zum erliegen. Da wir Projekte im Senegal schon seit 25 Jahren privat unterstützen, entschieden wir uns 2020 dazu, den Verein zu gründen und die Hilfe damit nochmals zu intensivieren“, berichtet Stalf.
Seit Mai 2023 organisiert der Verein mit der Abteilung „Kinderherzen“ auch Herzoperationen im Senegal und in Deutschland. „Die Abteilung ’Kinderherzen’ haben wir damals von Christa Fritschi aus Orsingen übernommen, die das Ganze 24 Jahre lang organisiert und betreut hat“, berichtet Stalf. Durch die Unterstützung und Vermittlung von „Kinderherzen“ konnten bisher über 80 Operationen durchgeführt werden – einige davon in Tübingen und Konstanz.
Beispielsweise wurde der 20-jährige Ferdinand erst im Januar im Senegal am Herz operiert. Doch die medizinischen Möglichkeiten sind im westafrikanischen Land limitiert. Dies wird anhand des Schicksals der 15 Monate alten Seynabou deutlich: Das Mädchen leidet unter einem Dreifachherzfehler und die benötigte Operation ist aufgrund ihrer Komplexität im Senegal nicht durchführbar.
Opration in Tübingen: Dreifachherzfehler des Kleinkindes Seynabou soll behoben werden
Hier hat „Baobab“ alle Hebel in Bewegung gesetzt und Spenden gesammelt, um Seynabou ein gesundes Leben zu ermöglichen. Das Kleinkind wird am 14. Februar in Tübingen operiert.
„Durch die Spenden konnten wir die Kosten für den Transport von Seynabou und einer Begleitperson nach Deutschland sowie die Finanzierung für die verwendete Herz- Lungenmaschine, das Intensivbett und das Personal aufbringen. Der Professor aus Tübingen, der die Operation durchführt, wird dies kostenlos machen und wir sind ihm dafür unendlich dankbar“, so Stalf.
Der Vorsitzende betont, dass bei „Baobab“ – nicht wie bei einigen großen Organisationen – keine Verwaltungskosten auf Spenden anfallen. Die Reisen in den Senegal zahlen die Mitglieder aus dem eigenen Geldbeutel – denn bei „Baobab“ ist die humanitäre Hilfe oberstes Gebot.
Zweimal im Jahr wird im Senegal ein gemeinsames Essen mit den Kindern, Elternteilen und den Paten organisiert. Dabei wird ein großes gemeinsames Fest gefeiert – jenseits der Armut und kulturellen Unterschieden.
"Baobab" war auch beim Ketscher Weihnachtsmarkt mit von der Partie
Auch in der Enderlegemeinde – vier der Gründungsmitglieder sind Ketscher – nimmt der Verein rege an Brauchtumsveranstaltungen teil. So war „Baobab“ beim vergangenen Weihnachtsmarkt – wie schon im Vorjahr – mit einem Stand verteten. Dort verkauften die Mitglieder Kunsthandwerk aus dem Senegal – die Erlöse gingen ebenfalls in das westafrikanische Land.
Auch in Zukunft möchte der Verein für bessere Lebensbedingungen im Senegal sorgen. Und „Kinderherzen“ wird weiter notwendige Operationen für junge Senegalesen möglich machen. „Dabei freuen wir uns über jede angebotene Unterstützung. Die Kinder und Familien im Senegal haben ein würdiges Leben verdient“, hält Stalf fest.
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