Region. Aus dem evangelischen Gemeindehaus drang fröhliches Stimmengewirr. Dort trafen sich vor dem Gottesdienst Gemeindemitglieder, Ehrenamtliche und Pflegekräfte, wo sie von Esther Kraus, Vorsitzende der Kirchlichen Sozialstation Hockenheim, freundlich empfangen wurden und sich bei Kaffee und Gebäck entspannt unterhalten konnten.
Die Kirchliche Sozialstation feierte in guter Tradition ihr jährliches Fest, diesmal am Erntedanksonntag in der evangelischen Kirche Neulußheim. Eingeladen war die gesamte Verwaltungsgemeinschaft, zu der Hockenheim, Alt- und Neulußheim sowie Reilingen zählen. Das diesjährige Motto lautete „Balsam für die Seele“, das auf das Thema Pflege aufmerksam machen möchte, auf die Nöte der Pflegerinnen und Pfleger, die nach zwei Corona-Jahren unter Fachkräftemangel zu leiden haben und oft überm Limit arbeiten. „Ihnen wollen wir heute zeigen, wie sehr ihre Arbeit geschätzt wird“, erklärte Esther Kraus gegenüber unserer Zeitung, „sie sollen zu Wort kommen, über ihre Probleme berichten, aber auch über das, was schön ist an ihrem Beruf und was ihnen in der Seele guttut.“
Beim anschließenden ökumenischen Gottesdienst begrüßte Pfarrerin Katharina Garben vor einem farbenprächtigen, mit Obst und Gemüse geschmücktem Altar die Besucher und dankte allen, die an der Gestaltung des Gottesdienstes mitwirkten, insbesondere den Pflegekräften sowie der Leitung der Sozialstationen, die sich für die Belange pflegebedürftiger Mitmenschen kümmern, oft auch unter erschwerten Bedingungen.
Erntedank in Neulußheim: Anliegen in Szene gesetzt
Ihr Anliegen setzten Mitarbeiterinnen der Sozialstation im Anspiel schauspielerisch sehr schön in Szene. Drei Pflegekräfte (Olga Knaub, Lena Schwende, Lea Pfau) treffen sich, um über ihre tägliche Belastung als Pflegerinnen zu sprechen. „Ich bin fix und fertig“, sagt eine von ihnen, für alle Aufgaben stehe ihr viel zu wenig Zeit zur Verfügung. Eine andere meinte, dass sie Wochenendschicht übernehmen musste, obwohl sie frei hatte. „Ich habe schon so viele Überstunden“, klagt sie, „und es werden immer mehr.“
Ausgequetscht wie eine Zitrone fühlten sie sich, wie auch der Prophet Elia (Ulli Beer), der auf den Plan tritt. Vom Herumirren in der Wüste, ohne Nahrung, ohne Flüssigkeit, fühlte er sich so erschöpft, dass er sich einfach hinlegte und Gott bat, ihn sterben zu lassen. Ein Engel ist es, der seine Not wahrnimmt, und ihm genau das hinstellt, was er zum Überleben braucht: Brot und Wasser. Elia isst und trinkt, aber er legt sich wieder schlafen. Und der Engel kommt ein zweites Mal, rührt ihn an und sagt: „Steh auf und iss!
Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ Elia steht auf, isst und trinkt und geht gestärkt weiter, so die Erzählerin (Marina Pretli). Eiias Beispiel regt die drei Pflegerinnen zum Nachdenken an, er gibt ihnen Mut, einen Weg aus der misslichen Lage zu finden und die schönen Seiten ihres Berufs zu erkennen. An konkreten Beispielen führten sie vor, wie viel Dankbarkeit sie vonseiten der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen erfahren, wie viel Freude ihnen die Arbeit mit Menschen macht, bei der sie die Möglichkeit haben, die eigenen Fähigkeiten einsetzen zu können. „Wir lieben unseren Beruf und er erfüllt uns“, so das Fazit.
Pfarrerin Garben nimmt in ihrer Predigt die im Anspiel dargestellte Geschichte über Elia in der Wüste auf, wo er einem Engel begegnet, der ihn ermutigt, nicht aufzugeben. „Glauben Sie an Engel, glauben Sie, dass es in unserer Zeit Engel gibt, die den Menschen schützen und in der Not helfen?“, fragt sie. Wo Engel sind, da ist Gott nicht fern, so die Pfarrerin, sie sind seine Boten. Ein Engel kann in der Gestalt eines Menschen kommen, als Freund oder Freundin, als Nachbarin oder Nachbar oder auch als Unbekannter, der stärkt, beschützt und den Schmerz lindert. Die Geschichte über Elia und den Engel zeigt auf, wie sehr Menschen in extremen Situationen auf fremde Hilfe angewiesen sind.
Erntedank in Neulußheim: Empfang im Gemeindehaus
Mitgestaltet wurde der feierliche Gottesdienst von Gerhard Müller an der Orgel mit wunderbaren Klängen und von der Gemeinde mit Gebeten und Liedern.
Wie gut der Gottesdienst allen getan hat, war beim Treffen im Gemeindehaus nicht zu übersehen. Bei einem Glas Sekt sprachen sie angeregt über das Gehörte und tauschten sich aus.
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