Neulußheim. Es bleibt ein Problem. Das Thema „Hausarztversorgung“ ist für Neulußheim aktueller denn je. Immer wieder gibt es Anfragen von Leserinnen und Lesern, was sie machen sollen, wenn ihre Hausarztpraxis geschlossen hat und es keine adäquate Vertretung in der Gemeinde gibt.
Unsere Mitarbeiterin Renate Hettwer hat mit ihrer Kolumne im November den Nagel auf den Kopf getroffen. „Wir haben eine haarsträubende Situation“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie werde wohl eine Anzeige „Hausarzt gesucht“ aufgeben müssen. Weil sie Gott sei Dank wenig krank ist und nur Medikamente braucht, hat sie den Absprung vom Hausarztzentrum in der Ortsmitte noch nicht geschafft. Es gehe auch nicht um die Qualität der Praxis in der Sankt-Leoner-Straße 23, betont SPD-Gemeinderätin Hettwer. Wechselnde Ärzte, nette Assistentinnen und Rezepte gibt es auch. Nur, zu dem Hausarztzentrum gehören auch die „Nebenbetriebstätten“ in Walldorf, Rauenberg und Germersheim sowie die „Hauptbetriebsstätte“ in Wiesloch.
Hausarztversorgung in Neulußheim: Freundliches Personal wiegt Defizit nicht auf
„Freundliches Personal wiegt das Problem aber nicht auf“, meint auch Gisela Jahn. Die 79-Jährige hat eine langjährige Bindung an den Hausarzt vor Ort. Sie möchte auch nicht wechseln und schon gar nicht zu einer Vertretung nach St. Leon-Rot oder nach Walldorf fahren müssen. „Da müsste ich ein Taxi nehmen“, möchte sie mindestens eine Arztpraxis mehr haben für Neulußheim. Ein Ausweichen in die Nachbargemeinden bringt auch nichts. Altlußheim etwa wird von vier Fachärzten für Allgemeinmedizin versorgt. Nur, diese Praxen nehmen keine neuen Patienten mehr an, klagt Gisela Jahn.
Unsere Leserin Ruth Kyburz ist der Meinung, die Gemeindeverwaltung hätte reagieren müssen, als vor Jahren die in Neulußheim tätigen Ärzte Dr. Hamade und Dr. Schneider in den Ruhestand gingen. Nun habe man zwar ein neues Hausarztzentrum, „doch das ist mittlerweile an weiteren drei Standorten tätig. Dass es so zu Personalengpässen kommt, war vorhersehbar“, schreibt sie. Für Patienten aus Neulußheim bedeutet das: Anmelden und lange Wartezeiten in Kauf nehmen. „Oft stehen die Patienten bis über die Volksbank hinaus, bei Wind und Wetter“, weiß Gisela Jahn: „Wir müssen einfach am Ball bleiben.“
Es sollte unbedingt noch ein Arzt nach Neulußheim, meint Renate Hettwer. Für rund 7000 Einwohner sei eine Praxis einfach zu wenig, so die 70-Jährige. Nicht jeder Erkrankte und vor allem viele ältere Menschen könnten so einfach in eine der Vertretungspraxen nach Wiesloch oder Walldorf fahren. Die Gemeinde hätte vielleicht „früher aktiv werden können und zum Beispiel Anreize schaffen für einen Nachfolger der in den Ruhestand gegangenen Ärzte“, schreibt Ruth Kyburz weiter.
Hausarztversorgung in Neulußheim: Hoffmann – keinen Einfluss
„Die Ärzteversorgung ist in zahlreichen Gemeinden und Regionen ein Thema, wobei wir durch die Infrastruktur im Umfeld von Hockenheim, des Rhein-Neckar-Kreises sowie besonders nach Speyer noch hervorragend versorgt sind“, antwortet Bürgermeister Gunther Hoffmann auf Nachfrage: „,Dass eine Praxis im Ort geschlossen hat und in der Kürze der Zeit nicht neu vergeben werden konnte, bedauern wir alle sehr, haben jedoch keinen Einfluss darauf.“ Auch das Tätigwerden mit verschiedenen Institutionen führte zu keinem anderen Ergebnis.
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