Neulußheim. Was den Künstler Lothar Bergmann auszeichnet, ist eine kühne Malweise und seine Kreativität. Dabei spielt die weibliche Schönheit eine zentrale Rolle in seiner Malerei. Ein guter Anlass, seine Bilder zu sehen, über Kunst zu diskutieren und mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen, ist am Freitag, 11. Oktober, 20 Uhr, im Kulturtreff Alter Bahnhof in Neulußheim. „Als ich den Künstler entdeckte, war ich mir nicht sicher, ob ein Maler mit solchen Qualitäten und einem so breitgefächerten Oeuvre bereit ist, in einem kleinen Ort wie Neulußheim seine Werke auszustellen. Aber dank des guten Rufes des Kulturtreffs Alter Bahnhof und dessen 32-jähriger Ausstellungserfahrung hat er zugesagt“, freute sich Wolfgang Treiber, Organisator der Ausstellung. Im Interview spricht Lothar Bergmann über seine Motive, Inspirationen und seine großen Vorbilder.
Zur Person
Lothar Bergmann ist 1952 in Großkrotzenburg, Kreis Hanau, geboren und aufgewachsen.
Bis 1968 ging er zur Schule und machte eine Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellter.
Von 1968 bis 2014 arbeitete er zuerst in Hanau, dann in Darmstadt als Krankenkassenangestellter. Danach widmete er sich verstärkt der Malerei.
Seine Bilder zeigte er in regionalen Ausstellungen, unter anderem in Reinheim, Rodgau, Gerolsheim, Bürstadt, Stuttgart.
Lothar Bergmann ist seit 1981 verheiratet, hat eine Tochter und lebt zurzeit in Reinheim, Kreis Darmstadt/Dieburg.
Er ist Mitglied im Kulturkreis Reinheim, im Künstlerverein Bürstadt und bei Kunst Stuttgart International. her
Herr Bergmann, wie kamen Sie zur Malerei?
Lothar Bergmann: Als kleiner Bub habe ich praktisch nichts anderes gemacht, soweit ich mich erinnere. Im Kunstunterricht waren meine Noten eher schlecht bis mittelmäßig (langweilige Themen, schlechtes Werkzeug), ich wusste aber, dass ich halbwegs gut zeichnen konnte. Nach Gründung einer Familie besuchte ich für etwa eineinhalb Jahre die Freie Kunstschule Darmstadt (nicht mehr existent), hauptsächlich zum Akt- und Porträtzeichnen. Das war aber eher ein Feierabend-Zeitvertreib. 1981 bis 2014 erfolgte mangels Muße und Inspiration keine nennenswerte malerische Tätigkeit. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben 2014 bekam ich wieder Lust auf Zeichnen und Malen.
Was inspiriert Sie?
Bergmann: Das ist unterschiedlich. In erster Linie ist es das Können der „anderen“ – Alte Meister, Fotorealisten, und nicht zuletzt die Pin-up-Künstler der 30er- bis 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts –, denen man es gleichtun möchte, deren Können aber doch irgendwie unerreichbar ist.
Durch Ihr gesamtes Werk zieht sich das Thema „Frau“. Gab es eine bestimmte Erfahrung, die Sie dazu bewog?
Bergmann: Nicht, dass ich wüsste. Frauen sind rund, Männer sind eckig. Noch Fragen?
Nein, alles klar! Wie würden Sie Ihren künstlerischen Stil beschreiben?
Bergmann: Sexistischer Realismus. Nein, Quatsch, Späßle! Ich sehe meinen Stil gegenständlich (Ist das ein Stil?), realistisch bis fotorealistisch.
Welche Techniken und Materialien verwenden Sie?
Bergmann: Ich verwende hauptsächlich Fertigleinwände mit Leinenbespannung und Acrylfarben in Studienqualität eines Schweizer Herstellers. Besondere Techniken habe ich nicht, als Autodidakt habe ich mir meine wenigen Fertigkeiten selber beigebracht. Ich werde öfters gefragt, ob ich mit der Spritzpistole arbeite. Das ist nicht der Fall, der Farbauftrag erfolgt ausschließlich mit Pinseln.
Haben Sie Vorbilder in der Kunstgeschichte?
Bergmann: Alle, die mich zum Staunen bringen. Eigentlich alle Alten Meister, insbesondere Caravaggio, der Meister der Lichtführung. Unter den „moderneren“ sind es Pop-Art-Künstler, Fotorealisten und nicht zuletzt Surrealisten wie beispielsweise Max Ernst.
Transportieren Sie mit Ihrer Kunst auch soziale oder politische Belange?
Bergmann: Das kommt vor, ist aber kein Schwerpunkt. Beispielsweise habe ich in einigen Bildern Kindesmisshandlung zum Thema gemacht, was unterschiedliche Reaktionen (keine bis empört) bei den Betrachtern hervorrief.
Worauf dürfen sich die Besucher der Ausstellung im Kulturtreff Alter Bahnhof freuen?
Bergmann: Auf eine Vielzahl von Frauendarstellungen, beispielsweise aus der griechischen Mythologie und der Bibel, wobei ich auf historisch korrekte Darstellung bewusst verzichte, alle sind gemalt mit einem (respektlosen) Augenzwinkern. Dann einige meiner über fünfzig Marilyns, immer wieder eine Augenweide.
Was möchten Sie, dass Betrachter aus Ihren Arbeiten mitnehmen?
Bergmann: Ein entspannteres Verhältnis zur Darstellung nackter weiblicher Körper. Aber heutzutage ist das Wunschdenken.
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