Ausstellung

Engel & Völkers in Schwetzingen bieten neue Stätte für exponierte Kunst

Künstler Kai Gissel aus Hirschberg erregt seit einiger Zeit Aufsehen. Nun wurde seine erste große Ausstellung mit rund 40 Arbeiten in der Immobilienagentur Engel & Völkers (EV) in der Dreikönigstraße in Schwetzingen eröffnet.

Von 
Marco Montalbano
Lesedauer: 
Kunstausstellung in der Immobilienagentur: Die Besucher sind begeistert. © Marco Montalbano

Schwetzingen. Er ist schon längst kein Geheimtipp mehr: Künstler Kai Gissel aus Hirschberg erregt seit einiger Zeit Aufsehen als (vorwiegend noch) regionaler Shooting-Star durch seine erfrischenden Werke im Mixed Media Collage/Decollage-Stil. In diesen verbindet er Fotografien ikonischer Persönlichkeiten wie die von Frida Kahlo, Martin Luther King, Elvis Presleys oder Sophia Loren mit Zeitungs- und Magazinausschnitten, freier Farbgestaltung und Shabby-Chic, dies allerdings auf ganz besondere und stimmige Weise. Nun wurde seine erste große Ausstellung mit rund 40 Arbeiten in der Immobilienagentur Engel & Völkers (EV) in der Dreikönigstraße in Schwetzingen eröffnet. Der Andrang war groß, genau wie die Begeisterung der Besucher.

Es ist kein Abend wie jeder andere in der Dreikönigstraße, ersichtlich an dem vor der Agentur aufgebauten Pavillon, unter dessen Dach drei bekannte Musiker spielen: Percussionist Thomas Hammer, Hans Grieb am Kontrabass und Saxofon-Virtuose Tommy Engelhard. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass man schon aus einiger Entfernung ahnt: Hier findet etwas Besonderes statt. Denn eine Kunstausstellung in der Agentur gab es noch nie. Ältere Mitbürger werden sich erinnern: Dem vorher dort ansässigen Bekleidungsgeschäft ging eine Kunstgalerie voraus. Es ist somit eigentlich eine Rückkehr zu den Wurzeln des Hauses. Und was für eine!

Dem Papa verdankt er den Schritt in die Öffentlichkeit

Beim Eintreten weiß man kaum, wohin man schauen soll, so viele Werke von Kai Gissel stehen und hängen hier. Sie heißen „When Elvis was King“, „Like a Rolling Stone“ oder „Nights in White Satin“ und im Zentrum steht stets eine Berühmtheit wie James Dean, Kate Moss oder Marilyn Monroe. Immer wieder greift er zeitgeschichtliche Themen auf, zitiert aus der berühmten Martin Luther King-Rede oder zeigt Superhelden, die wie selbstverständlich neben den stets in schwarz-weiß dargestellten Ikonen auftauchen. Graffitispuren ergänzen die Werke und man kann sicher sein: Andy Warhol hätte seine Freude daran. Aber nie „schreien“ Gissels Werke, obwohl sie von Buntheit geprägt sind, und sie wirken nie banal.

Mehr zum Thema

Bei Engel & Völkers

Pop-Art in einer neuen Dimension: Vernissage in Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Katja Bauroth
Mehr erfahren
Kunst

Ausstellung im Xylon-Museum in Schwetzingen mit real Abstraktem

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Was ist also sein Geheimnis? Vielleicht das Gefühl für Form und Farbe und die Kreativität eines Frisörmeisters in vierter Generation? Wenn es nach dem Künstler geht, durchaus: „Frisuren zu gestalten oder Gemälde, das liegt gar nicht so weit auseinander“, bestätigt er. Der auf Holz und Leinwand arbeitende Gissel versiegelt seine Arbeiten zumeist mit einer Epoxidharzschicht, die die Werke, trotz ihres wild zusammengesetzten Charakters, als Einheit erscheinen lässt, edlen Touch inklusive. Aber selbst danach lege er noch Hand an. Der kreative Perfektionist erläutert: „Dann raue ich die Fläche hier und da noch mal auf, um den ‚shabby‘-Charakter noch mehr hervorzuheben. Erst wenn es mich ‚touched‘, also berührt, ist es gut.“ Bis zu vier Wochen würde es dauern, eines seiner großformatigen Werke fertigzustellen. Maximal 14 würden es so in einem Jahr. Doch eines stünde für den Autodidakten fest: „Ich bin in erster Linie Frisörmeister und setze damit eine lange Tradition fort.“ Die Kunst, das sei seine andere große Leidenschaft. Er verriet in seiner Ansprache: „Ich danke meinem Vater, dass er während der Corona-Zeit, in der ich 2021 begann, intensiv Kunst zu erschaffen, heimlich die Info darüber der Presse zugespielt hat. Sonst stände ich heute nicht hier. Und danke an Silvia Müller für ihre Initiative, die diese Ausstellung möglich gemacht hat.“

Über seine Kunst meint er: „Ich möchte mit meinen Kreationen urbane und zeitlose Pop-Art erschaffen, die dem Betrachter Geschichten erzählt. Wichtiger bei einem Werk ist mir, als dass Menschen versuchen, einen tiefgründigen Sinn dazu zu sehen, dass es gut aussieht.“

Besucher Rolf Breitwieser aus Heddesheim meinte: „Das ist schon was Einzigartiges, diese Kunst.“ Und Andreas Koch, EV-Geschäftsführer, freute sich über den großen Besucherandrang und sagte: „Als mir meine Mitarbeiterin Silvia Müller Arbeiten von ihm zeigte, war ich sofort einverstanden. Weitere Ausstellungen bei uns mit Werken anderer Künstler sind durchaus denkbar.“ Schlimm fände er zu viele Leerstände in der Innenstadt und kommentierte: „Schwetzingen hat so viel Potenzial und viele Besucher, da ist das besonders schade.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke