Neulußheim. Einen Sitz bei der Kommunalwahl hinzugewonnen – die Wählergemeinschaft „Wir für Neulußheim“ (WfN) ist nun mit drei Mandaten im Gemeinderat vertreten – Frank Keil, der neu für die Gruppierung in den Rat eingezogen ist, wundert es nicht. Zum einen sieht er den Zuwachs dem Bundestrend geschuldet, der für die Regierungsparteien nicht gerade positiv ist, zum anderen zieht er in dem Ergebnis den Wunsch der Wähler nach neutralen Gruppierungen, immerhin, auch die FWV hätte ein Mandat hinzugewonnen.
Diese Ungebundenheit ist es auch, die Frank Keil mit WfN verbindet, eine politische Partei mit ihrer Ideologie im Hintergrund sagt ihm nicht zu. Lieber orientiert er sich bei seinem kommunalpolitischen Handeln an den Gegebenheiten und trifft sachliche Entscheidungen, die dem Ort nutzen.
Auf seinen Einzug in den Gemeinderat angesprochen, räumt er ein, diesen erhofft zu haben, immerhin habe er ja für den Rat kandidiert. Was er in früheren Jahren nie gemacht hätte, sein Unternehmen war doch mit viel Zeitaufwand verbunden, stellt der Kälteanlagenbauermeister fest. Seine Firma war wohl mit ein Grund für seine Wahl, kann er sich vorstellen, immerhin haben viele Menschen in der Gemeinde eine Klimaanlage von ihm eingebaut bekommen. Doch seit er es vor viereinhalb Jahren verkauft hat, nur noch beratend tätig ist, hat er die Zeit.
Gemeinderat ist mit hohem Zeitaufwand verbunden
Und die wird er wohl auch brauchen, denn ein Sitz im Gemeinderat ist mit hohem Zeitaufwand verbunden, lenkt Keil den Blick auf den von WfN forcierten Bürgerdialog. Vor jeder Ratssitzung werden die Bürger zu einer öffentlichen Diskussionsrunde eingeladen, eine bewährte Praxis, so der zweite Vorsitzende von WfN, die fortgesetzt werden soll. Die im Umkehrschluss von den WfN-Gemeinderäten eine gute Vorbereitung erfordert.
Spricht man Frank Keil auf die Aufgaben an, die der Rat in den kommenden Jahren zu bewältigen hat, fallen ihm als erstes die kommunalen Finanzen ein. Diese dürfen nicht aus dem Ruder laufen, an der bisherigen vorsichtigen Haushaltspolitik müsse festgehalten werden. Wobei er großes Vertrauen in Kämmerer Andy Strittmatter hat, der in die Fußstapfen von Andreas Emmerich tritt, was das Thema Sparsamkeit betrifft.
Wobei, lobt Keil die schlanke Verwaltung – „manche sprechen auch vom Hungertuch“ – und fügt die Überlegung hinzu, ob es nicht angeraten sei, an der einen oder anderen Stelle die Personaldecke auszubauen. Als Beispiel führt er das Bauamt an, wobei eine entsprechende Stelle mit dafür sorgen könne, dass die Gemeinde Geld für Gutachten spart, mehr Aufgaben im Haus erledigt werden könnten.
Wichtig ist dem Kommunalpolitiker gleichermaßen, dass die Kommune nachhaltig investiert. Natürlich sei ein Großteil der Ausgaben durch die Bundes- und Landespolitik vorgegeben, doch müssten die Investitionen, die die Gemeinde selbst steuern kann, so gelenkt werden, dass die Vereine und die Gemeinde profitieren.
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Bei diesem Anspruch kommt Keil sein Ansatz, technischen Sachverstand und unternehmerisches Denken in den Rat einzubringen, zupass. Investitionen müssten stets hinterfragt werden, ob sie technisch begründet seien.
Ein Augenmerk hat Keil auf den Verkehr, insbesondere für die Situation an der Schule erhofft er sich Verbesserungen, vernünftige Vorschläge, die sich realisieren lassen. Wobei er den Begriff „vernünftig“ mit Bedacht auswählt. Ihm ist es wichtig zu schauen, wie die Kollegen im Gemeinderat „ticken“, wie sie sich ihre Meinung bilden. Dieser Blick über den Tellerrand soll entweder zu einem guten Kompromiss verhelfen oder, für Keil eine weitere Option, man schließt sich den besseren Argumenten an.
Situation vor Schule in Neulußheim entschärfen
Egal, wie – für die Situation mit den Eltertaxis vor der Schule müsse eine Lösung gefunden werden, auch wenn sich das Problem wohl nicht gänzlich aus der Welt schaffen lasse. Doch die Gefährdung für Radfahrer und Fußgänger müsse reduziert, die Interessen der Anwohner müssten berücksichtigt werden. Zumal das Problem der Elterntaxis sich nicht mehr nur auf den Morgen und Mittag konzentriere, mittlerweile sei der Hol- und Bringdienst den ganzen Tag im Einsatz.
Daneben, fordert Keil, brauche es ein Parkkonzept für die beiden Hallen, denn auch wenn diese für die Neulußheimer fußläufig zu erreichen seien, bei Regen oder im Winter kämen sie doch alle mit dem Auto. Eventuell, so seine Hoffnung, kann der neue Parkplatz bei der Olympia Entlastung bringen, den Parkdruck bei Veranstaltungen mildern.
Festgelegt hat sich WfN schon bei den Plänen für ein Gewerbegebiet östlich der Bahn – es wird abgelehnt. Wie Keil ausführt, gibt es auf dem Gelände schon ein Gewerbe, es wird von einem Biobauern bestellt. Ausdrücklich warnt er davor, ein Gewerbe gegen das andere auszuspielen. Obendrein, merkt er an, sei für ein entsprechendes Gewerbegebiet weder ein Wasser- noch ein Abwasserkonzept erstellt worden. Und die Versorgungsleitungen müssten unter den Schienen verlaufen, dafür brauche es die Genehmigung der Bahn.
Gegen neues Gewerbegebiet
Nein, unterm Strich kann sich Keil, auch wegen der Kosten, eine Gewerbegebiet mit bis zu 18 Meter hohen Hallen (das gibt der Plan her) neben dem Friedhof nicht vorstellen. Weshalb er an der bestehenden Nutzung festhalten will, der Bauer zahle auch Steuern, und den guten Bioboden schonen will.
Von der Qualität der Böden machte sich WfN bei einer Führung durch den Betrieb ein Bild – von den anderen Entscheidungsträgern hätte er sich gleichfalls gewünscht, dass sie sich vor einer Entscheidung vor Ort kundig machen.
Grundsätzlich ist Keil jedoch davon überzeugt, dass im Rat ein harmonisches Miteinander die Regel sein wird, alle sich den Ziel verpflichtet fühlen, etwas für die Gemeinde zu gestalten. Ein lohnenswertes Ziel, wie er betont. Seit über 30 Jahren lebt er mit seiner Frau Sabine in Neulußheim und von Anfang an hat sich das Paar hier sehr wohl und willkommen gefühlt. Was der 57-Jährige von seiner früheren Heimat Heidelberg so nicht gewohnt war, die Freundlichkeit vor Ort sei wohltuend.
Und in deren Sinn will er im Gemeinderat für die Allgemeinheit wirken. Zusammen mit allen, die sich für die Gemeinde einbringen. Was im Namen seiner Wählervereinigung gut zum Ausdruck komme: Das „Wir“ stehe für die Gemeinschaft, die zum Wohle von Neulußheim agiere – „denn es geht nur gemeinsam“.
So will sich Keil in den nächsten Jahren auch mit seinem beruflichen Fachwissen in den Rat einbringen, wie er es überhaupt gut am Gremium findet, dass in ihm viele Menschen mit verschieden Berufen vertreten sind, allesamt im Einsatz für das Wohl der Gemeinde.
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