Neu im Gemeinderat

Neu im Reilinger Gemeinderat: Jochen Lochner für die Linke

Teilhabe für alle: Das will der Neu-Gemeinderat bei der Arbeit im Gremium stets im Fokus behalten. Auch die steigenden Beiträge für die Kinderbetreuung sind ihm ein Dorn im Auge - er fodert eine soziale Staffelung.

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Andreas Wühler
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Jochen Lochner an seinem Lieblingsplatz in der Gemeinde – eine Bank im Schatten. Mehr solcher Räume zu schaffen, ist für ihn eine Frage der Teilhabe. © Wühler

Reilingen. Als Ort für das Gespräch mit unserer Zeitung hat sich Neu-Gemeinderat Jochen Lochner eine Sitzbank in der Nähe des Festplatzes ausgesucht. Ausschlaggebend hierfür war neben der Einbettung in die Natur wohl in erster Linie der öffentliche Raum, denn für Lochner steht der Begriff der Teilhabe quasi als Überschrift seiner Vorstellungen für die Arbeit im Rat.

Alle Bürger sollen am öffentlichen Leben teilnehmen können, betont Lochner und legt damit gleichzeitig die Motivation offen, die ihn Ende 2023 veranlasste, zusammen mit Michelle Schäfer den Ortsverband Horan der Linken ins Leben zu rufen. Kaum waren die institutionellen Schritte abgeschlossen, reifte bei den Mitgliedern der Wunsch, bei den Kommunalwahlen anzutreten. „Wir wollten nicht fünf Jahre zuwarten“, erklärt Lochner den spontanen Entschluss, bei der Gemeinderatswahl in Reilingen anzutreten.

Wahlausgang in Reilingen sei unvorhersehbar gewesen

Mit neun Kandidaten auf der Liste stellte sich die Linke zur Wahl, erzielte aus dem Stand 4,1 Prozent der Stimmen und gewann ein Mandat. „Ich bin super zufrieden“, freut sich der Kommunalpolitiker und bezeichnete den Wahlausgang als sehr unvorhersehbar. Zwar habe er bei den Wahlständen schon die Rückmeldung bekommen, dass es gut sei, wenn frischer Wind in den Rat komme und sei ihm persönlich das Vertrauen ausgesprochen worden – Jochen Lochner ist bekannt im Ort – dennoch, von dem Erfolg hätte er nicht zu träumen gewagt, auch wenn er sich ins Nachhinein ein zweites Mandat gewünscht hätte. Schon weil die Arbeit im Rat dann einfacher wäre.

Denn, da macht sich Lochner keine Illusionen, als Einzelkämpfer stehen ihm manche Wege nicht offen. „Ich kann keine Anträge stellen, habe nur das Recht für Anfragen“, unterstreicht er und fügt gelassen hinzu: „Mal schauen, was ich umsetzen kann.“ Denn im Hintergrund hat er seinen Ortsverband, der ihm Feedback gibt, mit ihm gemeinsam Schritte überlegt.

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„Wir sind noch im Aufbau“, umreißt Lochner die Arbeit im Ortsverband der Linken, die sich als Mitmachpartei versteht. Mit Erfolg, wie er nicht ohne Stolz hinzufügt, im Schnitt würden derzeit ein bis zwei neue Mitglieder zum Ortsverband dazustoßen. „Wir haben eine gute Mischung aus Jung und Alt, von Männern und Frauen“, betont er. Es würden dadurch verschiedene Lebensrealitäten abgebildet, alle hätten Lust sich einzubringen – „wir sind ein toller Ortsverband“, bringt Gemeinderat Lochner die gute Stimmung bei der Linken auf den Punkt, die nicht zuletzt durch den Erfolg bei der Kommunalwahl beflügelt wurde.

Bis jetzt hat Lochner eine Gemeinderatssitzung mitgemacht – die Konstituierung des Rates. Der gleich im Anschluss ein wichtiges Thema folgte, die Erhöhung der Kindergartenbeiträge. Ihm wäre eine soziale Staffelung der Beiträge lieber, stellt er fest und verweist auf die Summen, die Eltern mittlerweile für die Ganztagsbetreuung ihrer Kinder aufbringen müssen. Die Aussage der Verwaltung, eine solche Staffelung sei zu schwierig und zu kompliziert, will Lochner nicht gelten lassen – „Brühl kann das doch auch“ – führte er als Beispiel an.

„Nur zustimmen ist keine Politik“

Natürlich sieht Lochner letztlich das Land in der Pflicht, die Kindergartengebühren zu übernehmen, doch bis dahin sollte soziale Gerechtigkeit herrschen. Ganz klar, die Kosten sind gestiegen – aber das gilt auch für die Bürger, die gleichfalls von höheren Kosten belastet werden.

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Auf jeden Fall, fasst Lochner seine Vorstellungen zusammen, nur der Verwaltung zuzustimmen, ist für ihn keine Politik, man müsse seine Positionen vertreten. So gesehen ist es für ihn ganz gut, wenn die Linke im Rat ihre Stimme erheben kann. Gleiches gelte für die in der Sitzung beschlossene Anhebung der Nutzungsgebühren der Bürgerbegegnungsstätte um 50 Euro für die Reilinger Bürger. Nicht jeder habe das Geld, stellt Lochner fest und fordert dazu auf, die Interessen aller Bürger zu berücksichtigen.

Mehr Plätze und Treffpunkte für Bürger in Reilingen

Ein Ansatzpunkt, der für den gesamten öffentlichen Raum gelte, betont Lochner. Wo seien die Plätze, an denen sich Bürger treffen können, fragt er und kritisiert, dass in der Gesellschaft mittlerweile vieles ins Private abgedriftet sei. Dem will er gegenhalten, will Orte schaffen, an denen sich die Bürger ohne finanzielle Hürden begegnen können. Grünflächen kann er sich vorstellen, die Jugendliche und Erwachsene beispielsweise zum Picknicken einladen. Klar, die Idee ist mit Geld verbunden, doch seien dies Investitionen ins Wohlempfinden, in die soziale Teilhabe. Ausdrücklich begrüßt er den errichteten Jugendplatz und neue Impulse erhofft er sich in der Diskussion um die Umgestaltung des Festplatzes, Stichwort Multifunktionsfläche.

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Das Credo müsse bei allen Überlegungen immer die Teilhabe aller sein, fordert Lochner einen inklusiven, feministischen Blick auf die Kommunalpolitik, Entscheidungen, die alle Bürger mit ins Boot holen. Weshalb es sein Anliegen in den kommenden fünf Jahren sein wird, immer die Perspektive jener in die Diskussion einzubringen, die ansonsten über den Tellerrand fallen. Reilingen müsse ein Ort für alle Bürger sein. Zwar sei die Gemeinde auf einem guten Weg, „aber es geht noch besser“.

Nun freut er sich erst mal auf die kommenden Aufgaben und darüber, dass die Verwaltung die neuen Gemeinderäte zu Schulungen angemeldet hat, das Rüstzeug muss stimmen. Auch der Kämmerer, lobt Lochner, habe Schulungen im Haushaltsrecht angeboten.

Auf jeden Fall, fasst er den Blick auf die kommenden fünf Jahre zusammen: „Es wir deine spannende Zeit.“

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