Neulußheim. Über ihn zu schreiben, ist wie Eulen nach Athen zu tragen: Der Wieslocher Sänger, Gitarrist und Partykönig Olli Roth ist wie ein Komet – irgendwie schon immer da gewesen und er zieht eine Schleppe der Bekanntheit hinter sich her, die bei jedem Blick an den Kulturhimmel neu aufblitzt.
Olli Roth stand schon mit Musikgrößen wie Bobby Kimball und Chris Norman auf der Bühne
Am Sonntag gab es einmal mehr so eine Eruption beim musikalischen Sonntagsfrühschoppen des Neulußheimer Kulturzentrums Alter Bahnhof: „Olli Roth and friends“ brannten ein Feuerwerk der guten Laune und ein Glanzlicht der moderneren Musikgeschichte ab und feierten eine geniale, wahrlich feurige Party. Dass der grandiose Ausnahmekünstler, der schon mit Größen wie Bobby Kimball („Toto“), Chris Norman (Ex-„Smokie“) und den „Hooters“ zusammen auf der Bühne stand, erneut den von ihm selbst gehaltenen Besucherrekord beim „Sonntagsfrühschoppen“ einstellen konnte, ist einerseits angesichts der unzähligen Auftritte in den letzten Wochen und Monaten verwunderlich, andererseits eben auch nicht: Roth, der mit seinen inzwischen 60 Jahren eigentlich immer besser wird, hat nicht nur eine glühende Fangemeinde, die wie von einem Magneten weit über die Grenzen der Region angezogen wird, er vermag es auch immer wieder, den Garten vor dem Alten Bahnhof, den er selbst zu „einer der schönsten Locations überhaupt“ kürte, in eine Partymeile mit familiärer Atmosphäre zu verwandeln.
Ob leuchtendes Ereignis oder schwarzer Klumpen – wie beim Komet kommt es auf die Zusammensetzung an. Roths Auftritte sind ein entspannter Streifzug durch die ganze Bandbreite der modernen Musik, die er in eine völlig unprätentiöse Show aus Kalauern und geselligem Geplaudere einbindet – da vorne sitzt einer, der genau weiß, was er kann und der diese Größe in aller Entspanntheit und zum uneingeschränkten Genuss seines Publikums auslebt.
Vielleicht ist der „Joker“, mit dem Steve Miller 1973 erstmals auf Platz zwei der US-Charts sprang, das passendste Stück für Roth überhaupt: Irgendwo zwischen „picker“, „grinner“, „lover“ und „sinner“ bleibt sein Lebensmotto: „I play my music in the sun“.
Das tat Roth zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Ralf „Bobby“ Bopp am Bass und Erwin Brandt an der Gitarre, zu denen er das Quartett mit dem „Another LifeTime“-Drummer Tommy Klein komplettierte. Sein ausnahmslos begeistertes Publikum, allesamt eingefleischte „Rotharier“, das der bereits einsetzenden Hitze dank des Großaufgebots des „Kulturtreff“-Teams an Tränke und Wurststand wacker trotzte, taumelte zwischen Seligkeit bei Roths eigenem Song „Always be your friend“ oder „Georgy Porgy“ von „Toto“, beim dem der Sänger auch seine Kuschelstimme zum Einsatz bringen konnte („je tiefer die Stimme, desto sexier“) und Partyfieber mit Christopher Cross’ „Ride like the wind“.
Es sind die ureigene Art der Interpretation, die Roths Stil bestimmen („wir haben die Originalversionen manchmal schon 30 Jahre nicht mehr gehört“), seine unglaubliche musikalische Wandlungsfähigkeit und die beeindruckend harmonische Art, in der er aus immer anderen Besetzungen doch stets ein homogenes Ganzes formt – den gediegenen Rhythmus der Drums nimmt Rolf „Bobby“ Bopp am Bass auf und gibt den rechten clubby Style dazu, um Roths Stimme, seiner Gitarre und den genialen Riffs und ausgiebigen Soli des grandiosen Erwin Brandt den roten Teppich auszurollen: Gigantisch!
Nach rund zwei Stunden reinster Musikfreude verabschiedeten sich die Massen und mancher dürfte bereits auf dem Heimweg, John Waites Hit pfeifend, eines gedacht haben: „Missing you!“
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