Raritäten am Eichelgartensee

Oldtimerfreunde Hoggene verzücken ihr Publikum mit Schleppern und Anekdoten

Am Fischerheim am Eichelgartensee in Neulußheim zeigten die Oldtimerfreunde Hoggene ihre Schlepperlegenden und beantworteten Fragen der interessierten Besucher.

Von 
Renate Hettwer
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Neulußheim. Tuck-tuck-tuck machte es am Wochenende am Fischerheim am Eichelgartensee in Neulußheim. Die Oldtimerfreunde Hoggene zeigten dort Schlepperlegenden und beantworteten Fragen der interessierten Besucher.

Was macht eigentlich die Faszination der vierrädrigen Raritäten aus? Fritz Rösch, Vorsitzender der Oldtimerfreunde und mit einem Allgaier-Traktor aus dem Jahr 1949 gekommen, brachte es auf den Punkt: „Es ist die alte, unverwüstliche Technik, die auch heute noch begeistert. Jeder Schlepper klingt anders“, startete er zur Demonstration sein Vehikel. „Der stinkt aber und ist ganz schön laut“, kommentierte dann glatt ein kleiner Steppke unter den Besuchern.

Doch genau dieser „Sound“ der Maschinen lockte an dem schönen Herbsttag die Oldtimerliebhaber an. Über die landwirtschaftlichen Wege tuckerten die Ausstellenden zum Eichelgartensee. Und wer meint, dass dort nur Männer anzutreffen waren, lag falsch. Vor allem die jüngsten Besucher waren es, die mit leuchtenden Augen vor den Traktoren standen und mit Freude auf ihnen Platz nahmen, wenn es angeboten wurde. Traktorenliebe kennt eben kein Alter – und kein Geschlecht: Denn unter den Oldtimerfreunden befand sich auch Gisela Huber. Sie war mit ihrem McCormick 1954 gekommen und plauderte munter mit Klaus Michl über dessen IHC mit Synchrongetriebe aus dem Jahr 1979 und Alfred Stief, der einen Eicher Panther 1964 mit 22 PS hat.

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Jürgen Ehrlich brachte seinen Kramer KB180 mit 18 PS mit. Dessen Vorbesitzer lebte in Rheinhausen. Er erwarb das vierrädrige Prachtstück und brachte es technisch wie optisch auf Hochglanz. Schon vier Generationen erfreuen sich am Güldner G 30 von Helmut Kuttruf, wie er erzählte. Dieses Schleppermodell sei in den 1960er Jahren seiner Technik weit voraus gewesen, ergänzte der Fachmann. Beide Besitzer wie auch die anderen Traktorenaussteller zollen der damaligen Ingenieurleistung noch heute ihren hohen Respekt. Ralf Dorn, zweiter Vorsitzender der Oldtimerfreunde, aber auch die stolzen Besitzer der Raritäten gaben den Besuchern gerne über die Herkunft und die technischen Daten Auskunft und wussten so manche Anekdote zu berichten.

Zum Beispiel, warum die Allgaier-Traktoren auch „Wurstkocher“ genannt werden. Das konnte Fritz Rösch gut erklären. Die Allgaier-Traktoren waren alle mit einem Wasserverdampfer-Motor ausgestattet, besaßen aber auch einen Elektrostarter, Mähwerk und Hydraulik. Verbaut wurde der Allgaier-R18-Motor mit einem Zylinder und 18 beziehungsweise 22 PS Leistung. Über den liegenden Motor befindet sich ein großer Wasserbehälter. Der Motor wird durch das Verdampfen von Wasser gekühlt. Musste der Allgaier schwer arbeiten, so verbrauchte der Motor mehr Wasser als Diesel. Der Name „Wurstkocher“ wurde dem Allgaier- Verdampfer verliehen, da man in dem Wasserbehälter auch Würstchen kochen konnte. In der Zeit von 1947 bis 1954 wurden insgesamt über 5000 Allgaier R18, R22 und A22 Verdampfer gebaut.

Ein Liebling für Ausflüge

Übrigens: Der Allgaier-Verdampfer war sogar ein Vorläufer des Porsche. Wie das? Auf der einen Seite stand der Name Kaelble, auf der anderen Seite der Name Allgaier. Die Geschichte sagt, dass die beiden Konkurrenten sich um ihre Fahrzeuge, der eine mit runder, der andere mit eckiger Form, lieben gelernt haben und aus diesem Zusammenschluss Mitte der 1950er der Porsche-Traktor entstand. Mit dem großen Namen „Porsche Diesel Traktor“ endete eine kurze und rasante Geschichte im Schlepperbau in den Jahren von 1956 bis 1963, die in Friedrichshafen vom Band liefen. Gerhard Schmidt aus Altlußheim ist stolzer Besitzer eines dieser formschönen Porsche-Standardster mit 30 PS und zwei Zylindern, von denen nur zirka 3000 Stück produziert wurden – ein kleiner Ausflugstreckler, ideal auch für Damen und natürlich für echte Porsche-Fans, wie der Experte meinte.

Eine Rarität – das „Ackermoped“ von Hanomag – fehlte am Wochenende, die Batterie hatte nicht mitgemacht, vertröstete Fritz Rösch entsprechende Nachfragen. Aber warum hat dieses Fahrzeug diesen Spitznamen? Aufgrund des kleinen, schnell drehenden Motors entstand ein ungewöhnliches Motorgeräusch, welches dem Hanomag den Spitznamen „Ackermoped“ einbrachte. In der Zeit von 1953 bis 1957 wurden um die 8800 dieser Fahrzeuge produziert. Beim nächsten Treffen der Oldtimerfreunde Hoggene wird dieser Traktor dann sicher wieder zu bewundern sein wie all die anderen gezeigten, liebevoll gepflegten und für diesen Tag am Eichelgartensee herausgeputzten Raritäten.

Freie Autorin

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