Neulußheim. Kultur und Genuss sind eine richtig gute Kombination. Dass „Gemeinsam statt einsam“-Team unter der Leitung von Gerda Schellenberger, Dr. Ralf Wagner und Pfarrerin Katharina Treptow-Garben hatte Anfang des Jahres noch im evangelischen Gemeindehaus für den Genuss der zahlreichen Gäste gesorgt. Als Dankeschön der Kirchengemeinde hieß es nun für das Team Kultur erleben und sich dann selbst bewirten zu lassen.
Dr. Ralf Wagner ist nicht nur ein exzellenter Koch, sondern beruflich Konservator. Konservatoren sind für verschiedene Regionen und deren historische Monumente zuständig, Wagner auch für das Schloss Schwetzingen. Ein Blick vom Gärtnerbereich auf sein neues Domizil und schon gelang das Team in den Nordzirkel des Schlosses und mit ihm in die Vergangenheit, in die Zeit von Karl Theodor. Im heutigen Foyer flanierte die Hofgesellschaft, im kleinen hölzernen Theatrum wurden französische Komödien gespielt und Jedermann hatte kostenlos Zutritt, so die ersten Informationen für das Team. Auch heute noch wird hier in den Pausen flaniert.
Der Lothringer Nicolas de Pigage war der bestimmende Architekt in der Zeit von Kurfürst Karl Theodor. 5900 Gulden waren 1752 für den Neubau des Theaters veranschlagt worden, Richtfest war bereits nach sechs Wochen und wie es heute auch schon so ist, nach Änderungen und vielem mehr stand am 30. Dezember 1752 die Summe von 22 790 Gulden im Raum.
Wie Karl Theodor Einfluss auf das Benehmen in der Oper hatte
Das kurfürstliche Hoftheater im frühklassizistischen Stil (oft fälschlich „Rokokotheater“ genannt) wurde am 15. Juni 1753 mit der Oper „Il figlio delle selve“ (Der Sohn der Wälder) von Ignaz Holzbauer eröffnet. Hierbei wirkten Sänger, Instrumentalisten und Komponisten von internationalem Rang, darunter die Vertreter der Mannheimer Schule, mit.
Auch Neues, wie eine komische Oper oder Singspiele, wurden ausprobiert. Die Gepflogenheiten und das Benehmen im Saal wurden durch Karl Theodor positiv geprägt. Wenn der Vorhang sich hob, war Stille. Das Orchester hatte europaweit einen sehr guten Ruf. Die Orchestermusiker im 18. Jahrhundert, so hörte man, genossen deshalb einen besonderen Stellenwert. Sechs Monate Urlaub, Rente, auch für Witwen mit vollen Bezügen. Damalige Kritiker waren des Lobes voll und Musikfreunde kamen weit gereist, um das Orchester zu hören.
Nachdem Karl Theodor seine Residenz nach München verlegt hatte, fanden nur noch gelegentliche Aufführungen in Schwetzingen statt. Auch in der badischen Zeit wurde das Theater nur selten benutzt. Es verfiel und konnte nicht mehr bespielt werden. 1936/37 und 2002/03 wurde das Theater renoviert.
Gruppe aus Neulußheim bekommt Blick hinter die Kulissen
Erstaunlich, was man hinter den Kulissen, der Hinterbühne, erfuhr. Von Himmel und Hölle, Kulissengassen, Drehbühne, Illusionen, den Geheimnissen der Geräusche von Linsen und Bohnen und der erfindungsreichen Technik des 18. Jahrhunderts.
Im kleinen Museum dann Fotos von Originalplänen der Entstehung des Theaters und des Umbaus 1776. Dazu eine Original Orchesterbrüstung und ein Modell des Theaters. Aus dem 18. Jahrhundert sind noch die Türen und der Durchgang erhalten. Schwindelfrei sollte man in den Oberrängen des Theaters sein. Die Brüstungen der leicht ansteigenden Logenränge haben im Grundriss die Form einer Lyra. Die Pfeiler sind reich verziert und von Korbbögen überbrückt. Hier bekam das Team Einblicke über die Deckengestaltung, die Holzkonstruktion und den Appetit des Brotkäfers, der sich damals über den Leim hergemachte.
Das war dann der Hinweis, sich nun dem Genuss des gemeinsamen Mittagessens zu widmen und Dr. Ralf Wagner Dank für seine interessante und kurzweilige Führung zu sagen. Einig war sich das Team, für Januar 2025 erneut zu „Gemeinsam statt einsam“ ins Gemeindehaus der evangelischen Kirche einzuladen.
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