Neulußheim. Kinder, wie die Zeit vergeht, ist man geneigt zu sagen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Pfarrerin Katharina Treptow-Garben am Sonntag, 3. September, im Gottesdienst in der evangelischen Kirche ihr zehnjähriges Jubiläum in Neulußheim feiert. Auf der anderen Seite – die Gemeinde ist kaum mehr vorstellbar ohne ihre quirlige Pfarrerin.
Als sie 2013 ihre Stelle in Neulußheim antrat, damals noch als Pfarrerin auf Probe, sei der bauliche Prozess der Umgestaltung innerhalb der Kirchengemeinde abgeschlossen gewesen, erinnert sie sich im Gespräch mit unserer Zeitung – das neue Gemeindehaus samt Pfarrbüro war 2009 fertig geworden – sodass sie sich ganz auf die Arbeit innerhalb der Gemeinde habe konzentrieren können.
Aus Hessen kam Pfarrerin Katharina Garben in die Kurpfalz
Als 31-Jährige kam Katharina Garben, die zuvor Pfarrerin für Schülerarbeit in der evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck, mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigt war, ins Neulußheimer Pfarrhaus. Damals noch als Pfarrerin auf Probe. Mittlerweile ist ein Jahrzehnt vergangenen, die Pfarrerin ist fest in ihrem Beruf etabliert und führt nach ihrer Heirat in diesem Jahr einen Doppelnamen: Katharina Treptow-Garben. Doch ihren jugendlichen Schwung hat sie nicht verloren, noch immer ist ihr der Beruf der Pfarrerin kein Job, sondern eine Berufung.
Die inhaltliche Konzentration auf die Arbeit in der Neulußheimer Kirchengemeinde wurde durch eine Zukunftskonferenz gefördert, in deren Mittelpunkt die Frage stand, wie sich die Kirchengemeinde in die Gemeinde Neulußheim einbringen könne. Die Antwort ist für die Pfarrerin noch immer die gleiche: Gemeinschaft stiften. Für Katharina Treptow-Garben eine der wichtigsten Aufgaben von Kirche. Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen, Brücke zu sein, ist in ihren Augen, ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit.
Konkret umgesetzt wurde dieser Ansatz unter anderem mit dem Projekt „Gemeinsam statt einsam“, bei dem sich die ganze Gemeinde für einen Monat Anfang des Jahres mehrfach zum gemeinsamen Essen trifft. Das „Gemeinsam statt einsam“-Team kocht und jeder, der eine Mahlzeit in Gemeinschaft genießen möchte, ist eingeladen. Eine Einrichtung, die heute nicht mehr aus der Gemeinde, sei es die kirchliche oder die politische, wegzudenken ist.
Katharina Treptow-Garben will in Neulußheim die Kirche nach außen tragen
Eine andere Erkenntnis der Konferenz sei der Wunsch gewesen, mehr in die Tiefe zu gehen, den Glauben zu erforschen, der in die Gründung einer Meditationsgruppe gemündete sei. Und das Vorhaben, mit den Gottesdiensten unter die Menschen zu gehen, sei vielfach umgesetzt worden, lenkt Treptow-Garben den Blick auf die Gottesdienste unterm freien Himmel oder die Taufen am Blausee. Auch die Gottesdienste an Kerwe zählen dazu. Wichtig ist der Pfarrerin dabei der Ansatz, dass sich die Kirchengemeinde am Leben der politischen Gemeinde beteiligt, sichtbar wird. Netzwerke aufbauen, die Kirche mit ihren Stärken einzubringen, sei mit eine Methode, sich dem allgemeinen Schwund, der bundesweit bei den Kirchen zu beobachten ist, entgegenzustellen.
Ganz klar, so die Pfarrerin, der Druck, der auf den Kirchen laste, sei spürbar und werde zu Veränderungen führen. Dennoch, die Kirche mit ihren Angeboten leiste einen wichtigen Beitrag für die Gemeinden – würden man sich diese, tief ins soziale Leben reichend, wegdenken, würde vielen Menschen erst bewusst, was ihnen dann fehle.
In Neulußheim sei die evangelische Kirche stark, freut sich Treptow-Garben über die große Zahl an Ehrenamtlichen, die die Arbeit mittragen und über die gute Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde, Stichwort „Aktiv im Alter“. Vom Rathaus komme in der Regel das Programm, von der Kirchengemeinde die Infrastruktur – die Kooperation funktioniere. Und besondere Anlässe, beispielsweise die Weihnachtsfeier, würden von der Kirche gestaltet.
Katharina Treptow-Garben über die Zukunft der Kirche: Einsparungen werden notwendig
Stichwort Infrastruktur: Die Pfarrerin freut sich nicht nur darüber, dass das Gemeindehaus in weiser Voraussicht barrierefrei gestaltet wurde, sondern auch über dessen nachhaltige Bauweise, mit deren Hilfe die Unterhaltskosten „im grünen Bereich“ seien. Was für die Kirchengemeinde nicht ganz unwichtig ist, steht doch auch die Landeskirche vor der Notwendigkeit von Einsparungen und müsse mit Ende des Jahrzehnts vieles vor Ort finanziert werden. Bis dorthin müssten neue Wege gefunden werden, Mittel zu generieren, betont die Pfarrerin. Ums Neulußheimer Gotteshaus ist ihr nicht bange, die Kirche gehöre einfach zur Gemeinde.
Doch nicht nur an den Gebäuden müsse gespart werden, auch die personelle Situation innerhalb der Kirche werde sich ändern. Weshalb Treptow-Garben froh ist, dass die evangelischen Kirchengemeinden innerhalb der Horan-Kommunen so aufgestellt sind, zusammenarbeiten, dass immer jemand da ist. Ob Taufe oder Heirat – auf jede Anfrage könne reagiert werden.
Veränderungen kann sich die Pfarrerin beim Konfirmandenunterricht vorstellen, durch die Ganztagsschulen sind fixe Nachmittagstermine nicht immer machbar, Wochenende- oder Ferienangebote denkbar. Wichtig ist ihr nur – die Qualität des Angebots muss stimmen.
Es sind große Aufgaben, vor denen die Pfarrerin mit ihrer Kirchengemeinde steht, doch schon wie die Corona-Zeit gemeistert wurde – digitale Gottesdienste, Botschaften auf Instagram oder der Rundbrief, er wird übrigens beibehalten – zeugen von Wandlungsfähigkeit.
Katharina Treptow-Garben hat in ihrer Zeit in Neulußheim von der Corona-Zeit gelernt
Stichwort Corona – Beerdigungen mit maximal fünf Angehörigen zählen zu den Erfahrungen, die ihr in den vergangenen zehn Jahren besonders zugesetzt haben. Ansonsten macht ihr der Beruf total Spaß, stellt die Pfarrerin fest, der die täglichen Herausforderungen, die vielen Lernchancen und der Umgang mit all den unterschiedlichen Menschen besonders gut gefällt.
Und angekommen ist die gebürtige Hessen in der Kurpfalz ohnehin schon längst. Nach ihrem Studium in Wuppertal, Berlin, Amsterdam und Marburg sowie einem freiwilligen Jahr in Afrika ist sie hier fast schon sesshaft geworden. Selbst in einem Pfarrhaus aufgewachsen, war ihr der stete Wandel vertraut, doch nun freut sie sich, in Neulußheim seit zehn Jahren zu wohnen.
Die Region wollte sie auf keinen Fall mehr missen, stellt Katharina Treptow-Garben fest, dich sich auf den kommenden Sonntag freut, wenn ihr Jubiläum mit der gesamten Gemeinde gefeiert werden soll. Und sicherlich nicht nur mit der Kirchengemeinde.
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