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Außergewöhnlicher Lebensraum: Exkursion ins Naturschutzgebiet zu den Oftersheimer Dünen

Die Oftersheimer Dünen sind ein einzigartiges Naturschutzgebiet mit besonderer Flora und Fauna, das durch seine Binnendünen geprägt ist und vor allem für spezialisierte Pflanzen und Tiere geeignet ist. Die Herausforderungen des Klimawandels erfordern Maßnahmen wie die Beweidung mit Eseln und Ziegen, um das fragile Ökosystem zu erhalten.

Von 
Hannah Beisel
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Nabu-Experte Armin Jendrysik (Mitte) stellt den Teilnehmern der Exkursion die Oftersheimer Sanddünen und ihre Bewohner im Detail vor. © Hannah Beisel

Oftersheim. Naturschutzgebiete sind Gebiete, die eine besondere Flora und Fauna beherbergen. Eines der Naturschutzgebiete in der Region sind die Oftersheimer Dünen – neben den Dünen im Hirschacker und in Sandhausen in der Region einzigartig im Erscheinungsbild.

Nun wurde von Armin Jendrysik vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) eine Exkursion angeboten, die die Oftersheimer Dünen in ihrer Flora und Fauna vorstellte und die Wichtigkeit dieses Ökosystems betonte. Das Areal besteht aus sogenannten Binnendünen, die zum Ende der Eiszeit entstanden. Geprägt war die Landschaft zu dieser Zeit von der Tundra, einer eher kargen und mit niedrigen Gräsern bewachsenen Landschaft, und dem Rhein, der sich aus Teilen des Flussbettes zurückzog und immer wieder seinen Flusslauf änderte. Sand und Schotter wurden vom Wind aus der Rheinniederung dann weitergetragen und ließen die Binnendünen aus diesen Sandverwehungen entstehen.

Sanddünen: Einzigartige Lebensräume mit extremen Bedingungen

Deshalb, so die Information während der Exkursion, sind die Sandflächen hauptsächlich auf der rechten Rheinseite zu finden: Der Wind kam immerhin aus dem Westen. Den Großteil der Sanddünen kann man südlich von Karlsruhe bis nördlich von Mainz finden.

Die Oftersheimer Dünen sind ein besonderes Naturschutzgebiet. Nur bestimmte Arten von Tieren und Pflanzen können hier überleben. © Hannah Beisel

Sanddünen, darunter auch die Oftersheimer Hügel, haben viele verschiedene kleine Überlebenskünstler hervorgebracht. Der Lebensraum ist allerdings nicht für alle Pflanzen und Tiere geeignet: Besonders wenn Hitze herrscht, heizt sich der Sand bis zu 60 Grad auf und ist schädlich für viele Pflanzen. Zudem kann der Sand auch kein Wasser speichern: Bei Regen sickert das Wasser sofort ab und die Pflanzen bekommen keine Flüssigkeit.

Ein weiterer Nachteil ist der Mangel an Nährstoffen: Der Sand ist nährstoffarm – ganz im Gegensatz zum Beispiel der Waldboden. Manche Tiere und Pflanzen haben es jedoch geschafft und sich angepasst. Armin Jendrysik erzählte zum Beispiel vom Silbergras, das wie ein großes Grasbüschel ausschaut. Durch seine Form hat das Zentrum jedoch bessere Bedingungen als die Außenflächen, die Wärme wird zu ihnen abgestrahlt.

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Auch die Sandstrohblume ist ein Überlebenskünstler: Durch ihre feinen weißen Härchen ist die Pflanze in der Lage, die Sonnenstrahlen zu reflektieren. Besonders im Schwetzinger Hirschacker konnte man diese Pflanze früher in Massen finden; „Heute ist der Bestand leider zurückgegangen“, wurde während der Exkursion verdeutlicht.

Insekten und ihre Anpassungen an die Dünenlandschaft

Verschiedene Insekten haben sich ebenfalls mit den Bedingungen in der Oftersheimer Dünenlandschaft sehr gut angefreundet: Neben der blauflügeligen Ödlandheuschrecke und den Wildbienen, die besonders gerne in Hohlräume im Sand ihre Eier ablegen, hat sich auch der Sandlaufkäfer hier bestens angepasst. Der Jäger hat lange Beine, die ein bisschen an Stelzen erinnern. Dadurch kann die Hitze besser abgeleitet werden.

Durch intensive Rodung und Landwirtschaft im Mittelalter war die Landschaft der Dünen eher karg. Nur wenige Bäume wuchsen auf den Dünen. Nun wolle man wieder zu seinem Ursprungszustand zurückkehren, unterstrichen die Nabu-Experten: Für die Zukunft ist geplant, Esel und Ziegen auf bestimmten Gebieten der Dünen grasen zu lassen. „Dadurch können das labile Ökosystem der Binnendünen und die Flora und Fauna, die sich insbesondere auf diese Landschaft spezialisiert haben, erhalten werden.“

„Uns steht ein großes Waldsterben bevor”, erklärte Jendrysik. „Heimische Bäume wie Kiefern kommen zwar mit Trockenheit, aber nicht mit extremer Hitze zurecht. Wir müssen uns im Klaren sein, dass der Wald, wie wir ihn jetzt kennen, in Zukunft so nicht mehr existieren wird.”

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