Oftersheim. Traditionell lädt der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen zur Exkursion in das Naturschutzgebiet Oftersheimer Dünen ein. Mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann (Grüne) wurde der Ausflug durch einen ausgewiesenen Experten geführt. Der Schwetzinger Biologe war über ein Jahrzehnt Nabu-Vorsitzender und auch Beauftragter für den Dünenschutz. Fachkundig informierte er über Art und Zustand der Flora und Fauna des Naturschatzes vor unserer Haustür.
Eigentlich hätte es ein zusammenhängendes Naturschutzgebiet werden sollen. Dazu sei es nicht gekommen, aber mit vier Teilen – dem Dreieichenbuckel, dem Feldherrenhügel, der Friedenshöhe und dem Landschaft- und Naturschutzgebietes am Golfplatz – habe man viel erreicht, so Baumann.
Vom Sammelpunkt beim Hundezüchterverein ging es an die Friedenshöhe. „Mit Sicherheit eine der schönsten Dünen Deutschlands“, so der Experte, der hinzufügte: „Wenn ich sie heute so sehe, geht mir richtig das Herz auf.“ Denn er erinnere sich noch an früher, als dort Kleingärten und ein Robinienwäldchen gewesen seien. Das Naturschutzgebiet werde regelmäßig gepflegt, sodass sie wieder zu sehen seien, die Sandstrohblume, der Dünen-Sandläufer und Magerrasen, die es in der uralten Kulturlandschaft früher gegeben habe.
Weidetierhaltung als Einfluss auf die Oftersheimer Dünen
„Die Weidetierhaltung war normal. Sie sorgte dafür, dass diese typische Flora und Fauna bestand.“ Heute würden dafür gezielt Schafe, Kühe und Esel eingesetzt. Was man oft höre, sei das „Weinhähnchen“, eine Schrecken-Art, die erst mit dem Weinbau Einzug erhalten habe. „Dass Reste davon vorhanden sind, kommt ihnen entgegen“, meinte er. Mit Blick gen Osten zum Dreieichenbuckel betonte er, dass es aus heutiger Sicht unglaublich erscheine, dass einst angedacht gewesen sei, eine Landstraßentrasse mitten hindurch zu führen und betonte: „Sie haben hier ein richtiges lebendiges Outdoormuseum“, das Modellcharakter besitze. Stolz sei er, dass die grün geführte Landesregierung die Mittel für den Naturschutz vervierfacht habe und dankte seinen Parteifreunden und Gemeinderäten Patrick Schönenberg und Patrick Alberti und allen Mitgliedern vor Ort für ihren Einsatz.
Zäune seien wichtig, um zu verhindern, dass Hunde, besonders wegen Bodenbrütern, auf die Dünen gelangten. „Wir investieren Hunderttausende an Euro in den Dünenschutz. Ein Hund allein kann aber einen Schaden von 40 000 Euro bewirken“, so Dr. Baumann. Zäune hätten anfänglich den Unmut der Hundebesitzer erregt, die aber nötig seien.
Der weitere Weg führte vorbei am „Dünenklassenzimmer“. Sehe man dort den Sandmagerrasen, müsse man wissen, dass dort vorkommende Arten unter anderem in Stuttgart in Mooswänden zur Reduzierung des Feinstaubs eingesetzt worden seien, auch wenn dies nicht ganz so effektiv gewesen sei, wie man gehofft habe.
Dr. Andre Baumann: „Eichen sind die Zukunft“
Auf eine Frage bezüglich der Ziehung von Grenzen beim Schutz oder der Renaturierung von Kulturlandschaften, die erst durch menschliche Einwirkung entstanden seien, antwortete er: „Wir betreiben zu 99 Prozent Naturschutz in Kulturlandschaften. Dabei geht es nicht um den ‚richtigen‘ Naturschutz, sondern um verschiedene Ansätze dafür.“ Auch das Gebiet am Golfplatz sei bemerkenswert: „Dort hat man schon viel erreicht, aber man kann noch optimieren.“ Dr. Baumann ging auf die Effekte des Klimawandels ein und sprach über die unterschiedliche Resistenz der Bäume. „Eichen sind die Zukunft“, meinte er. Die Biologen seien etwas überrascht gewesen, dass besonders die Kiefern eingingen. „Sie können eigentlich gut mit Trockenheit und Nährstoffmangel umgehen. Aber, wie sich herausstellte, ist Hitze für sie das große Problem“, so die Erläuterung. Andere Arten kämen wiederum mit zu viel Sonneneinstrahlung nicht zurecht.
Teilnehmerin Vera Seidel aus Schwetzingen meinte: „Wir gehen gerne in die Natur, aber an so einer Führung nehmen wir das erste Mal teil. Sie ist lehrreich.“ Die Oftersheimerin Renate Koeblin betonte: „Es ist so wichtig, die Natur kennenzulernen, besonders für Kinder, mit denen ich oft unterwegs bin, um ihnen die Wunder der Natur zu zeigen und Respekt davor zu lehren.“ Sie ergänzte: „Das ist für sie so spannend, da wird das Handy ganz schnell weggepackt.
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