Oftersheim. „Wer erinnert sich noch an die Drachenatmung?“, fragt Samuel Kolb in die Runde und die Hände schießen in die Höhe. „Ganz tief und ganz langsam atmen“, ruft das Mädchen und macht es vor. Und die anderen Kinder machen es gleich mit. Die Drittklässler erinnern sich noch an vieles, was Samuel Kolb bei seinem letzten Besuch den Kindern erklärt hatte. Auch die „Bärenstarken Sätze“ kommen den Kindern leicht über die Lippen. „Ich schaffe das!“, „Ich bin gut so, wie ich bin!“, „Ich glaub‘ an dich!“, rufen die Kinder dem jungen Workshopleiter zu.
Samuel Kolb hat parallel zu seinem Grundschullehramtsstudium die „Samuel Kolb Academy“ gegründet, mit dem Ziel, die Lebenskompetenzen, das Selbstwertgefühl und die Klassengemeinschaft von Grundschülern zu verbessern. Er geht dazu in Schulen und bietet neben jeweils zwei Workshops mit Kindern auch Elternabend und die Schulung von Lehrkräften, Schulleitern und Sozialarbeitern an. „Ich wurde als Kind in der siebten Klasse gemobbt und gehänselt, hatte aber zum Glück einen tollen älteren Mentor, der mir den Rücken gestärkt hat“, berichtet er.
So entstand bei ihm der Wunsch, Kindern ein Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, wie sie mit unguten Gefühlen umgehen können. Besonders wichtig ist ihm auch die gewaltfreie Kommunikation - auch mit sich selbst. So erklärt er den Kindern, dass es ein Zauberwort gibt, das Kindern die eigene Selbstwirksamkeit vor Augen führt. „Das kleine Wörtchen ‚noch‘ verändert alles. So kann man zwar sagen, ‚das schaffe ich nicht‘, es klingt und fühlt sich aber gleich ganz anders an, wenn ich mir klarmache: ‚Das schaffe ich noch nicht‘“.
Auch die Angst ist ein großes Thema bei Kindern. Viele melden sich und berichtet, wovor sie sich schon gefürchtet haben. Samuel Kolb hat auch hier gute Tipps für die Kinder: „Wenn ihr vor etwas Angst habt, könnt ihr tief durchatmen - denkt an die Drachenatmung - und an etwas denken, was ihr richtig gut könnt.“ Anhand eines magischen Dreiecks erklärt er den rund 70 Viertklässlern der Theodor-Heuss-Schule, wie sich Fühlen, Denken und Tun gegenseitig beeinflussen. „Habt ihr gute Gedanken oder tut gute Sachen, dann fühlt ihr euch auch gut. Habt ihr schlechte Gedanken oder fühlt euch schlecht, dann hilft es euch etwas Gutes zu tun.“ Das kann auf jeden Fall immer Bewegung sein, so Kolb und lädt die Kinder zu einem Tänzchen mit Hampelmännern zu lauter Musik ein.
Der angehende Lehrer hat auch ein Workbook konzipiert und gestaltet - die Kinder haben es alle in der Turnhalle dabei. Sie können darin ihre Stärken ankreuzen und auch die Eltern dürfen darin ihre Kinder stärken und loben. Eine schöne Idee sind auch die „Mutmach-Briefe“, die sich die Kinder untereinander schreiben dürfen und sich so gegenseitig Mut machen. „Heute schreiben wir auch Briefe an den Rotary Club Schwetzingen-Kurpfalz, an unseren Paten“, verrät Samuel Kolb in einer Workshoppause.
Rotarier übergeben Förderpreis an das Projekt
Präsident des Clubs, Professor Dr. Michael Hauth, der am Vorabend des Workshops eine großzügige Spende an die Theodor-Heuss-Schule für die Zusammenarbeit mit der „Samuel Kolb Academy“ überreicht hat, ist extra in die Karl-Frei-Halle gekommen, um sich mit eigenen Augen ein Bild von der Veranstaltung zu machen. „Wir unterstützen sehr viele unterschiedliche Projekte, vor zehn Jahren haben wir etwa das Dünenklassenzimmer auf den Weg gebracht. Das ist wirklich toll, wie das noch immer und mit wachsender Begeisterung von Gruppen und Klassen angenommen wird“, schwärmt er.
Aber auch von Samuel Kolb ist er angetan und lobt dessen Engagement. Der plant nach bislang 2.000 von ihm geschulten Kindern noch in diesem Jahr den nächsten Tausender zu knacken. „Mein Ziel ist es, noch weitere Paten zu finden und auch mit Stiftungen und Krankenkassen zusammenzuarbeiten“, sagt er zum Schluss und eilt wieder zu den Kindern.
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