Invasive Art (mit Video und Fotostrecke)

Bürger kämpfen im Hardtwald gegen Kermesbeere

Von 
Janina Hardung
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Oftersheim. Der Spaten gräbt sich mit Wucht in die Erde. Klaus Frohn drückt den Griff nach unten – und hebelt die Knolle aus. Die Erde lockert sich und es knackt. „Das ist ein gutes Zeichen, jetzt ist sie durch“, erklärt der 56-Jährige und zieht die amerikanische Kermesbeere an ihren Stängeln aus dem Grund.

„Es wird immer mehr“, sagt Frohn, während er mit der scharfen Kante seines Spatens die Stängel von der Wurzel trennt. „Wenn wir das nicht machen, dann stirbt sie nicht“, erklärt er. Klaus Frohn zählt den Wald als Hobby. Seit drei Jahren setzt er sich deshalb gegen die Ausbreitung der Kermesbeere ein. Im vergangenen September sind nun auch Norbert Wilkens und Peter Schimass mit dazugekommen. Und sie wollen noch mehr Menschen motivieren. Deshalb haben die Hobbynaturschützer einen Aufruf gestartet. Sie suchen Bürger, die mit ihnen zusammen anpacken wollen. Das Trio hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den Hardtwald von der Kermesbeere zu befreien.

Etliche Samen produziert

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Die Pflanze breite sich wie Unkraut aus – und lasse den anderen Gewächsen kaum eine Chance. „Etwa 32 000 Samen bildet eine Kermesbeere, außerdem kann sie bis zu drei Meter groß werden und nimmt so den anderen Pflanzen nicht nur den Platz, sondern auch das Licht“, erklärt Frohn.

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Etwa 6000 Quadratmeter Fläche haben sie schon bearbeitet – und in diesen Bereichen neue Bäume gepflanzt, beispielsweise amerikanische Roteichen und auch Esskastanien. „35 000 Kermesbeeren haben wir von September 2020 bis heute ausgerissen – aber trotzdem ist der ganze Hardtwald noch voll davon“, erklärt Frohn und Wilkens ergänzt: „Das ist nun unser erster Winter zusammen. Mal sehen, wie wir in den nächsten Monaten vorgehen. Ein Teil könnte nur die Beeren abschlagen und der andere die Pflanzen herausholen.“

Etwa zwei- bis dreimal in der Woche treffen sich die Männer, um der Kermesbeere an die Wurzel zu gehen. Einen festen Tag oder eine feste Zeit haben sie nicht ausgewählt. „Wir sind ständig im Kontakt und machen das oft auch kurzfristig aus – nur im Sommer nicht unbedingt in der Mittagshitze“, sagen sie.

Rasantes Wachstum

Obwohl die drei Bürger so regelmäßig im Hardtwald unterwegs sind, gibt es ein Meer von Kermesbeeren. „Hier hatte ich die alten Stängel hingelegt – und die Samen haben sich in den Boden gesetzt“, sagt Frohn und zeigt auf einen Bereich, in dem schon kleine grüne Blätter aus der Erde kommen.

Die mehrjährige, geophytische Pflanze überdauert die ungünstige Jahreszeit als Rübe im Boden und beginnt Anfang März mit der Keimung. Die Blütezeit beginnt ab Mai und dauert bis in den Herbst. Ein wesentliches Erkennungsmerkmal der Art sind die anfangs stehenden, später herabhängenden Blütenstände mit durchschnittlich 80 weißen Blüten. „Innerhalb von wenigen Wochen hat die Kermesbeere dann schon eine beachtliche Größe und umso größer sie ist, umso anstrengender wird es für uns. Und außerdem ist sie sehr giftig, wir müssen bei der Bekämpfung deshalb immer mit dem richtigen Werkzeug vor Ort sein“, sagt Schimass. Die Wurzel könne fünf Meter lang werden. Und sie aus dem Boden zu bekommen, sei ganz schön anstrengend. „Wir sollten es vielleicht auch als Work-out an der frischen Luft verkaufen. Denn genau das ist es. Wir sind in der Natur und machen etwas für unsere Fitness und den Wald.“ Etwas Resignation kommt bei den Männern nur sehr selten auf. „Wenn wir nichts tun, verlieren wir unseren Wald. Ich will etwas für unser Ökosystem tun und die anderen Baum- und Pflanzenarten schützen“, sagt Schimass.

Seit 1990er Jahren invasiv

Nach Angaben der Informations- und Kommunikationsplattform waldwissen.net wurde die Kermesbeere im 17. Jahrhundert nach Europa importiert und dort in Gärten gepflegt.

Eine Teilpopulation außerhalb von Gärten wird erst seit etwa 30 Jahren beschrieben, das invasive Verhalten ist in Südwestdeutschland seit den späten 1990er Jahren bekannt, heißt es in einer Aussage vom Projektpartner Schwetzinger Hardt.

Info: Weitere Bilder und Video unter www.schwetzinger-zeitung.de

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