Oftersheim. Sitzungsfreie Zeit im Stuttgarter Parlament heißt für Daniel Born nicht gleich Freizeit – zumindest noch nicht. Aktuell reist der SPD-Politiker und Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags auf seiner Sommertour durch das gesamte Bundesland und besucht verschiedene Einrichtungen und Projekte. Bei „perfektem Museumswetter“, wie Born den durchgängigen Regen bezeichnete, machte der Abgeordnete auf seiner zweiten Station im Gemeindemuseum in Oftersheim halt.
Die Termine der Sommerabend-Tour gehören eigenen Aussagen zufolge zu den Lieblingsveranstaltungen des Landtagsabgeordneten. Er könne so an jedem einzelnen Abend nach Hause kommen, es sei sehr schön, „dass es so nah der an der Heimat ist“, sagte Born, der in Schwetzingen lebt, im Gespräch mit dieser Zeitung.
Doch zuvor hatte er sich bei der Führung von den Mitgliedern des Oftersheimer Heimat- und Kulturkreises, die seit 1983 für den Betrieb des Museums verantwortlich sind, Wissenswertes über die Geschichte der Gemeinde erzählen lassen – und dabei Neues über die Heimat gelernt.
Neuer Ausstellungsteil im Oftersheimer Gemeindemuseum
Für Begeisterung sorgte dabei die römische Vergangenheit Oftersheims, die erst seit 2018 in den Räumen in der Mannheimer Straße thematisiert wird. In Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim war durch Exponate einer 1964 in Oftersheim durchgeführten Ausgrabung ein Raum für die Römerzeit eingerichtet worden. Dort findet sich unter anderem ein Nachbau der römischen „Villa Rustica“, die zu großen Teilen noch in der Nähe des Bachmayerhofes begraben liegt. Als Helmut Spieß, zweiter Vorsitzender des Vereins, den Besuchern die exakten Ausgrabungsorte in der Gemeinde zeigte, wurde klar: Born kennt sich sehr gut aus in und um seine Heimat.
Mit seinem erstmaligen Besuch im Gemeindemuseum wollte der SPD-Politiker „Respekt und Wertschätzung für die Geschichte und Menschen von Vereinen“ demonstrieren. Denn Ehrenamt bedeute, sich über lange Zeit einer bestimmten Sache zu widmen. Es sei der „Kitt unserer Gesellschaft“, da durch solches Engagement Wissen weitergetragen werde. Bekommen Menschen wie im Oftersheimer Heimatmuseum die zum Leben gehörige Veränderung vor Augen geführt, könnten sie sich Born zufolge besser mit der Frage auseinandersetzen: „Wie stellen wir uns für die Zukunft auf?“
Antrieb für Spieß hingegen ist die Erinnerung an die Vergangenheit aufrechtzuerhalten. „Um den Mitmenschen und denen, die nach uns kommen, die alte Technik zu überliefern“, engagiere er sich als Mitglied des Arbeitskreises Inventar – Spieß ist in erster Linie für die Beschaffung der Exponate verantwortlich – im Betrieb des Museums. Mit mehreren Ausstellungsstücken, etwa aus der Landwirtschaft, hätten er oder Bekannte selbst noch gearbeitet. „Auf den Schulbänken sind wir noch gesessen“, hallte es im Innenhof von der anderen Seite der Biergarnitur von den Mitgliedern des Vereins in Bezug auf das sorgfältig nachgestelle Klassenzimmer der damaligen „Volksschule Oftersheim“, wie es über der Eingangstür in altdeutscher Schrift prangt.
Austausch als Mehrwert
Auch Parallelen zur eigenen Geschichte verschlugen manche Besucher an diesem regnerischen Tag in den Ortskern von Oftersheim. Für Altlußheims Bürgermeister Uwe Grempels etwa war die „Katscher Heimatstube“, die das Thema Flucht und Vertreibung behandelt, von Interesse. „Ich bin selbst vor über 30 Jahren aus Rumänien nach Deutschland gekommen“, schilderte er. Davor, dass das Museum ausschließlich von Ehrenämtlern betrieben wird, habe der Altlußheimer „großen Respekt“.
Wie so viele der Besucher im Anschluss an die Führung nutzte auch Grempels das Angebot des Gesprächs mit dem Landtagsvizepräsidenten. Es sei eine tolle Möglichkeit, das eigene Interesse an der Historie mit dem Austausch zu verbinden und so die Geschehnisse und Sichtweisen in Stuttgart mit jenen in den Kommunen unmittelbar zu diskutieren. Begegnungen zu schaffen mit jenen, die die Demokratie starkmachen – dazu zählt auch und maßgeblich das Ehrenamt – ist laut Born der Gedanke der Sommertour. Bis Anfang August hat der gebürtige Speyerer noch zahlreiche solcher Begegnungen vor sich, ehe dann auch für den Landtagsvizepräsidenten Urlaubstage auf dem Plan stehen.
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