Oftersheim. Es war schon fast wieder so wie vor der Corona-Zwangspause. Zwei grün-weiße Fahnen wehten vor den beiden Gehöften in der Mannheimer Straße und wiesen den Weg zum Museumstag des Heimat- und Kulturkreises (Huko). Die Traditionsveranstaltung lockte am Maifeiertag zahlreiche Besucher in die alten Gemäuer. Nur die Pferde „Donna“ und „Janosch“ fehlten, dazu der Hufschmied, der an der Feldschmiede der Stute und dem Hengst die Eisen aufnagelt. „Das geht leider nicht mehr“, bedauerte Helmut Spieß.
Dennoch bot die Zeitreise durch die vergangenen Epochen der Hardtwaldgemeinde ein umfangreiches Programm mit viel Abwechslung. Huko-Vorsitzender Dieter Burkard freute sich, „dass wir wieder aktiv werden durften“. Der „Neustart“ sei zwar nicht einfach gewesen, der Verein sei aber mit einem guten Helferteam ausgestattet: „Die Leute kommen nach Corona wieder mit Lust zu uns.“
In der Scheune war viel über Handwerksberufe zu erfahren, von denen einige schon gänzlich ausgestorben sind. Im frühen Mittelalter waren die holzverarbeitenden Berufe des Schreiners und des Zimmermanns schwer auseinanderzuhalten, da sich Arbeitsweise und Geräte sehr ähnlich waren. Schreiner Jürgen Hirning stand an der Hobelbank und ließ sich bei der Arbeit beobachten.
Gleich nebenan waren in der Schuhmacher-Werkstatt altes Handwerkszeug wie Hammer, Ahle, Beißzange und Nadeln zu sehen. Welche Nüsse werden zu „schwarzen Nüssen“ verarbeitet? Was ist dir an den ganz alten Waschmaschinen aufgefallen? Das waren zwei Fragen aus dem diesjährigen Kinderquiz „Quer durchs Oftersheimer Gemeindemuseum“. Die jüngsten Besucher wussten wieder gut Bescheid.
Museumstag in Oftersheim: Schwarze Nüsse als Leckerei
In dem kleinen Unterstand im Hof demonstrierte Orgel- und Musikwerkmacher Martin Keßler aus Schwetzingen die Arbeit an einer Drechselbank mit Fußbetrieb aus der Schwetzinger Küferei Jacob Deimann von 1842. Im Hof lockten ein dicker Holzstamm und eine lange Baumsäge.
Vor allem die Kids waren mit Begeisterung bei der Sache und sägten sich eine schöne Scheibe ab. Das war teilweise anstrengend. Im Stallgebäude bastelte der Arbeitskreis „Volkskunde und Brauchtum“ wieder mit den Kindern. Im Museum herrschte den ganzen Tag über reger Publikumsverkehr. Im Angebot waren „schwarze Nüsse“, eine regionale Spezialität, die unreif gepflückt und eingelegt eine echte Delikatesse sind. Die Ernte der Nussfrüchte findet traditionell in der kürzesten Nacht des Jahres, in der Johannisnacht im Juni, statt. Die Walnüsse werden unter anderem mit Bio-Limetten, Gewürznelken, Zucker, Zimt und Vanille eingelegt.
Im Wohnhaus zeigte eine Sonderausstellung in der Rolf-Weber-Stube „Oftersheim in alten Postkarten“. Ein Zimmer weiter waren die von Heinrich Gilbert gebauten Modelle, eine Dreschanlage, ein Bauernhof und eine Postkutsche, zu bewundern. Zwei weitere Räume zeigten eine bäuerliche Wohnung. Das Schlafzimmer der Eheleute Irona und Eugen Zipf stammt aus dem Jahre 1928. Korbmacher Edmund Gehrlein war wieder am Eingang zum Wohnhaus zu finden. Er zeigte die traditionelle Handwerksarbeit und verwendete dazu für die Korbböden Weidenzweige.
„Vom Waschbrett zur Waschmaschine“ hieß die Sonderausstellung in der Scheune. Lore Baust demonstrierte, wie die Wäschepflege zu Urgroßmutters Zeiten aussah. Das Kapitel „Flucht und Vertreibung“ wurde bis zu dem schlimmen Überfall Russlands auf die Ukraine erweitert.
Museumstag in Oftersheim: Ganz neues Schulzimmer
Ganz neu präsentierte sich das alte Schulzimmer den Besuchern, mit allen Utensilien, von der Schiefertafel bis zum Rohrstock. Diese Schulstube war bisher nur einem kleinen Kreis vorgestellt worden. Die „Ausstellung zur Dorfgeschichte“ im Gemeinschaftshaus war noch nie gezeigt worden, gleich neben dem Bereich „Römerzeit“ konnten die Besucher viel Wissenswertes erfahren.
Der Heimat- und Kulturkreis bewirtete kulinarisch wieder mit Pfälzer Saumagen, Leberknödel, Bratkartoffeln, Cervelat und vielen Leckereien mehr. Eine lange Theke hatte Kuchen und Torten für jeden Geschmack im Angebot. Schon um die Mittagszeit war der Hof voll besetzt. Am Maifeiertag ließ es sich so beim Heimat- und Kulturkreis noch lange verweilen.
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