Persönlich

Dr. Simon Layer über seine neue Rolle als evangelischer Pfarrer in Oftersheim

Dr. Simon Layer, neuer zweiter Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, blickt voraus und verrät, warum er erst am 1. Advent Einführungsgottesdienst feiert

Von 
Michael Wiegand
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Oftersheim. Tobias Habicht, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Oftersheim, hat wieder einen Teampartner: Dr. Simon Layer hat nach mehr als einem Jahr Vakanz die Nachfolge von Pfarrerin Professorin Dr. Sibylle Rolf als zweiter Geistlicher angetreten – Der offizielle Einführungsgottesdienst ist jedoch erst für den 1. Advent geplant. Warum? Das verrät der Geistliche, der 1988 in Plankstadt geboren wurde, ebenso im Interview mit dieser Zeitung wie seine Intension, sich für die Stelle neben Habicht zu bewerben.

Der erste Gottesdienst in Ihrer neuen Kirchengemeinde steht nun am Sonntag, 7. August, an, Ihre Einführung erfolgt aber erst am ersten Advent. Wie kommt es dazu?

Dr. Simon Layer: Das hat mit dem Beginn meiner Dienstzeit zu tun. Ich habe jetzt in Oftersheim angefangen, bin also schon ganz offiziell einer der beiden Pfarrer und damit auch in die Arbeit eingestiegen: Gottesdienste, Kasualien und mehr. Die Einführung ist dagegen „nur“ ein Gottesdienst, in dem ich vorgestellt, ins Amt eingeführt und gesegnet werde. Das sollte im Idealfall sehr zeitnah zum Dienstbeginn passieren, es gab in meinem Fall allerdings ein paar Einschränkungen: Der 1. August liegt in der Hauptferienzeit, um die man für solche Anlässe einen großen Bogen macht, denn viele Menschen sind in Urlaub, so auch mein Kollege Tobias Habicht. Theoretisch wäre ein Termin Mitte September oder Anfang Oktober gut gewesen und war auch ursprünglich so geplant. Da habe ich einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn meine Frau und ich erwarten Anfang September Nachwuchs und ich habe für die ersten acht Wochen nach der Geburt unseres Kindes Elternzeit beantragt. Im November ist dann aber alles sehr dicht mit Buß- und Bettag, Volkstrauertag und auch Ewigkeitssonntag, sodass wir uns im Pfarramt gemeinsam überlegten, dass der 1. Advent als Beginn des neuen Kirchenjahrs eigentlich der geeignetste Sonntag für die nachträgliche Feier und Segnung des Beginns meiner Dienstzeit wäre.

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Was werden Ihre Aufgaben in der Gemeinde sein? Gibt es eine klare Aufgabenaufteilung zwischen Ihrem Amtskollegen Tobias Habicht und Ihnen oder werden Sie gemeinsam alle Aufgaben angehen?

Dr. Layer: In erster Linie sind Tobias Habicht und ich beide Pfarrer und füllen auch die dazugehörigen Aufgaben aus. Wir sind beide qua Amt Mitglieder des Kirchengemeinderats und leiten als Teil und mit diesem Gremium die Gemeinde in allen Facetten. Das umfasst auch Arbeit in Ausschüssen. Dazu kommen die offensichtlichen Aufgaben wie Gottesdienste, Kasualien – Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Beerdigungen – Konfi- und Schulunterricht. Selbstredend spielt auch Seelsorge eine Rolle, genauso auch die Arbeit mit Ehrenamtlichen. Prinzipiell sind wir beide für jedes Thema rund um die Kirchengemeinde ansprechbar. Trotzdem ist es gut, wenn man schon zu zweit ist, sich Aufgaben aufzuteilen, wo es geht. Elternzeitbedingt bin ich zum Beginn der Konfirmationszeit in diesem Jahr noch nicht dabei, klinke mich aber später ein, damit wir den Unterricht dann gemeinsam abdecken können. Ich werde vermehrt in der Kinder- und Jugendarbeit zu sehen sein und mich besonders beim Thema Kirchenmusik einbringen, dafür bleibt das Thema „Kindergartenverwaltung“ beispielsweise in Tobias Habichts Händen, denn er hat die Übernahme der Verwaltungsgeschäftsführung durch das Evangelische Verwaltungs- und Serviceamt und die Kindergärten in den vergangenen Jahren schon begleitet und ist gut in die Materie eingearbeitet. Eine Feinplanung, wer für welche Aufgaben dann hauptverantwortlich sein wird, werden wir im November durch Supervision begleitet angehen und auch mit dem Kirchengemeinderat besprechen.

Haben Sie bereits persönliche Projekte in Planung? Sie legen einen Schwerpunkt auf die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Familien . . . Wieso und wie sieht Ihr Engagement hier aus?

Dr. Layer: Einige wenige Projekte habe ich tatsächlich in Planung, ja, aber sie stecken allesamt noch in den Kinderschuhen. Es ist kein Geheimnis, dass Kirche sich immer wieder verändert, in den kommenden Jahren sehr stark. Beobachtbar ist eine Tendenz weg von regelmäßigen Angeboten hin zu einzelnen, größeren Events. Das ist etwas, was Kirche bisher nicht in diesem Ausmaß angeboten hat – selbst die größeren Events kamen regelmäßig. Dafür braucht es aber auch das Engagement der vielen Ehrenamtlichen, die wir zum Glück noch haben, aber nicht mehr in der Weise wie noch vor 20 Jahren. Besonders am Herzen liegen mir Projekte für Jugendliche. Oft genug fehlen gute Angebote – egal ob regelmäßig oder als Event – für die Zeit zwischen Konfirmation und Hochzeit. Die Interessen ändern sich, Schulstress nimmt zu, denn die Abschlüsse fallen in diese Zeit, eventuell Lehre, Ausbildung oder Studium, und am Ende sieht man von 30 Konfirmierten nur noch sehr wenige wieder. Meine Vorstellung ist, sich gemeinsam mit den Jugendlichen zu überlegen, welche Angebote für sie nötig sind, wo es vielleicht auch eine Lücke gibt, wo sonst nichts angeboten wird. Auch die jungen Erwachsenen und die mittlere Generation sind nicht eben überrepräsentiert bei Kirche. Berufseinstieg, eventuell Hochzeit und/oder Familiengründung, der eine oder andere Umzug – es sind Faktoren, die Zeit in Anspruch nehmen, die man für anderes nicht mehr hat. Dazu kommt, dass Kirche hier dünn aufgestellt ist. Die meisten Ideen richten sich entweder an Kinder und Jugendliche oder an die Eltern- und Großelterngenerationen, aber es gibt wenig speziell für diese Zwischengruppe junger Erwachsener – und dann oft genug hauptsächlich diejenigen, die Kinder haben. Selbst bei Krabbelgottesdiensten, zu denen die Eltern gerne gesehen sind und man tolle Kontaktflächen hat oder im Kindergarten, wo sich so viele toll engagieren, sind sie aber hauptsächlich als „Mama oder Papa von . . .“ angesprochen. Ich fände es schön, wenn es einen Ort auch bei Kirche geben könnte, wo junge Erwachsene mal wieder ganz sie selbst sein können, als Einzelperson angesprochen sind oder als Paar. In den nächsten 30 Jahren sind aber die jetzigen Jugendlichen und die jetzt jungen Erwachsenen diejenigen, die Kirche weiter gestalten müssen. Dafür brauchen sie hier auch einen Identifikationsraum. Den muss man bieten. Konkreter kann ich leider noch gar nicht werden. Wichtig ist mir persönlich, dass der Blick bei den Projekten immer auch über den Tellerrand des Ortsschildes und der Gemeindegrenzen hinausreicht. In der Region arbeiten tolle, kluge und engagierte Menschen in ihren Funktionen hauptamtlich mit und haben ganz verschiedene Stärken und Ideen – wie die Gemeinden eben auch verschieden sind. Der größte Gewinn kommt eher aus einer Kombination dieser Stärken, aus übergemeindlicher Zusammenarbeit. Das heißt ja nicht, dass nichts mehr am Ort angeboten würde, aber dass man das Angebot vielfältiger gestaltet. Dafür möchte ich gerne mit meinem Kollegen vor Ort und allen Geistlichen in der Region sehr eng zusammenarbeiten und neue Projekte auf den Weg bringen.

Sie wollen „theologisieren“. Was hat es damit auf sich?

Dr. Layer: Als Pfarrer bin ich in erster Linie Theologe. Verwaltung oder Arbeitsrecht habe ich nicht gelernt, sondern muss dafür Fortbildungen im Probedienst und wahrscheinlich immer wieder für den Rest meiner Zeit als Pfarrer machen. Kirche lebt nicht von Verwaltung oder Verordnungen. Kirche lebt aus dem Miteinander von Menschen und Inhalten. Besonders die Inhalte kann aber niemand rundheraus für sich beanspruchen. Die eine theologische Wahrheit gibt es so nicht, zumindest kennen wir Menschen sie so nicht. Sondern Kirche und ihre Botschaft leben davon, erlebt zu werden, gemeinsam geteilt zu sein. Und dafür braucht es den Austausch. Ein Highlight, besonders in der Grundschule in meiner Vikarszeit, war das Theologisieren mit Kindern, also das gemeinsame Nachdenken, Diskutieren, Teilen von Erfahrungen und Ansichten. Egal in welchem geistlichen Beruf, es lohnt sich immer, noch andere Perspektiven zu hören, ob von Kindern oder Rentnern. Theologisieren heißt für mich, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und zu fragen: „Was glaube ich eigentlich? Kann ich das glauben? Was bedeutet das alles?“ und miteinander der Wahrheit nachzuspüren, die Kirche seit knapp 2000 Jahren vollmundig beansprucht.

Wie kann die Kirche generell wieder mehr Menschen erreichen?

Dr. Layer: Das herauszufinden, wird die bleibende Aufgabe sein. Nicht nur in den nächsten zehn Jahren, sondern im Grunde stellt sich diese Frage immer. Wer aktuell eine gute Antwort hat, darf sich gerne melden, jede Hilfe ist willkommen! Die erste Idee ist: Nicht darauf warten, dass Menschen zur Kirche kommen, sondern aktiv zugehen, sich einbringen, Kirche wieder aus den kirchlichen Gebäuden in die Welt bringen.

Was war Ihre Intension, sich für den Posten in Oftersheim zu bewerben?

Dr. Layer: Dafür gab es einige Gründe. Zum einen die räumliche Nähe zu unseren jeweiligen Eltern und Geschwistern, zu Schul- und anderen Freunden, die größtenteils hier leben, was uns besonders mit dem erwarteten Nachwuchs Entlastungen bringen kann. Für mich selbst war wichtig, dass es ein Pfarrteam gibt, ich also mit mindestens einer anderen Person arbeite, weil ich die Arbeit im Team viel mehr schätze. Mich hat an Oftersheim das Gemeindeleitbild angesprochen. „Zusammen wachsen – zusammenwachsen.“ Hier finde ich ausgedrückt, was mir bei Kirche wichtig ist: Kirche ist nicht klar definiert, sondern ist ein facettenreicher Erlebnisort. Es geht um Gemeinschaft, Zusammensein, und es geht eben auch ums Wachsen, sowohl im Glauben, als Gemeinschaft und als Mensch. Glaube und Kirche können unbeschreiblich bereichernd sein und diesen Schatz darf man mit anderen teilen. Das sehe ich in Oftersheim, im Selbstverständnis der Gemeinde ausgedrückt.

Zwei Pfarrer in einer Gemeinde sind ungewöhnlich. Welche Vorteile bringt eine solche Doppelbesetzung mit sich?

Dr. Layer: Zu zweit oder zu mehreren in einer Kirchengemeinde zu sein, hat in meinen Augen jede Menge Vorteile. Wir bringen alle unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten mit und niemand ist die berühmte eierlegende Wollmilchsau, die das Pfarramt gerne von uns Pfarrpersonen fordert. Wo mehr Geistliche zusammen eine Gemeinde leiten, besteht die Chance, dass sie sich gut ergänzen, dass sie ihre Stärken voll einbringen können und individuelle Schwächen kompensiert sind. Man kann gemeinsam wachsen, Neues ausprobieren und voneinander lernen. In Gemeinden, in denen eine Person eventuell sogar für mehrere Orte zuständig ist, fehlt diese Möglichkeit.

Beschreibe Sie bitte die Privatperson hinter dem Pfarrer Dr. Simon Layer: Was macht sie aus, wie verbringt sie ihre Freizeit?

Dr. Layer: Für die Frage, was mich ausmacht, verweise ich immer an meine Frau, meine Familie und auch an meine Freunde, denn die können mich besser beschreiben als ich mich selbst. Was meine Freizeit angeht, bin ich gleichzeitig wahrscheinlich einfach und schwierig. Ich mache gerne Sport und Musik, bei beidem so viel, wie ich in meinem Zeitplan unterkriege und so vielfältig, wie es möglich ist. Meine Hauptsportart ist Karate, die ich seit meiner Kindheit ausübe, aber ich fahre auch gerne Fahrrad, gehe schwimmen, mache Bodyweight-Training, spiele mit Freunden alles Mögliche – und bei der Musik sieht es kaum anders aus. Klavier und Gitarre kann ich passabel spielen, ich singe gerne und Musik hören ist im Grunde Alltagsbeschäftigung Nummer eins. Mir ist aber genauso wichtig, Zeit mit meiner Frau, der Familie und Freunden zu verbringen, sei es auf der Couch, beim Grillen oder bei einem Ausflug. Und was dann an Zeit noch übrig ist, lässt sich am Besten durch einen Satz meiner Frau beschreiben, die mir beim Umzug sagte: „Du musst unbedingt aufhören, noch mehr Bücher, Tee und Whisky zu kaufen!“ Ich lese gerne und wenn sich die Zeit ergibt, findet man mich sicher mit einem Buch bei einer Tasse Tee oder mit einem Glas Whisky auf der Couch oder dem Balkon – eventuell rauche ich dabei eine Pfeife.

Mit was könnten Ihnen die Gläubigen der Oftersheimer Gemeinde am 1. Advent eine Freude machen?

Dr. Layer: Indem sie zum Gottesdienst am Sonntagmorgen kommen. Ich bin kein Fan von großen Worten oder davon, völlig im Mittelpunkt zu stehen. Aber ich begegne gerne Menschen.

Redaktion

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