Oftersheim. Das Jahr begann in Oftersheim im Zeichen des Klimaschutzes - zumindest im „Aquila“. Interessierte Bürger trafen sich jetzt zum dritten Mal mit Klimaschutzmanager Martin Hirning zum Klimastammtisch (KS) in der Pizzeria. Hierbei gab es unter anderem Überlegungen zur Einführung eines Bürgerbusses.
Im Fokus des Klimastammtisches stand die Idee, als Klimaschutzmaßnahme einen Bürgerbus einzuführen, wie es ihn in Plankstadt schon gebe. Dort ist ein Verein der Träger und ehrenamtliche Fahrer bieten den ortsinternen und von der Gemeinde unterstützten günstigen Service an (wir berichteten mehrfach). Neben der Kohlendioxid-Reduktion gebe es auch den sozialen Aspekt, besonders für ältere Menschen. „Wenn nur fünf mitfahren und dafür auf den eigenen Wagen verzichten, reduziert sich der Ausstoß von fünf Fahrzeugen beim Kleinbus auf das ungefähr 1,5-fache“, so Guido Eichmann, der schon mehrmals am Stammtisch Platz genommen hat - so wie fast alle Teilnehmer an diesem Januarabend.
Klimastammtisch: Bürger befragen
Fragen nach möglichen Routen, nötigen Versicherungen und Voraussetzungen der Fahrer wurden in Oftersheim ebenfalls erörtert. Gemeinderat Christian Zimmermann betonte: „Ältere Mitbürger und Barrierefreiheit - da gibt es eine lange Liste an Aufgaben für uns. So auch die Anpassung der Haltestellen an moderne Busse.“ Ein anderer Teilnehmer meinte: „Zuerst sollten wir in Erfahrung bringen, ob die Oftersheimer überhaupt einen Bürgerbus wollen.“ Beschlossen wurde die Einladung eines Mitglieds des Plankstadter Vereins zu einem der nächsten Treffen, um sich detaillierter zu informieren.
Stammtischteilnehmer Michael Kinzer freute sich über sein gut funktionierendes Solar-Balkonkraftwerk und einen entsprechenden finanziellen Zuschuss von der Gemeinde Oftersheim. Auf viele Nachahmer hoffend, meinte er: „Die Investition war überschaubar, auch dank der Förderung. Das könnte sich fast jeder leisten.“
Klimastammtisch: Lebhafte Diskussion
Lebhaft wurde es, als Hirning mit einem Teilnehmer diskutierte, der gesagt hatte: „Das mit der Wärmepumpe ist doch ein Flop, genau wie mit den E-Autos.“ Der Mann monierte zu hohe Kosten für die für viele ältere Gebäude nötige energetische Sanierung, damit die Heizung gut funktioniere. Hirning argumentierte mit der Effizienz neuer Technik und die dadurch möglichen hohen Vorlauftemperaturen dagegen. „Bei 75 Grad brauche ich nur ein Haus, das einfach nicht brutal schlecht isoliert ist. Dann sind auch 200 bis 250 Quadratmeter kein Problem.“
Auf Blackout-Bedenken durch zu wenig und zu schwankende Energieerzeugung durch erneuerbare Energien bei gleichzeitiger Abschaltung klimaschädlicher Anlagen entgegnete er: „Die sind unwahrscheinlich. Es ist wichtig, anstatt der Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeiten zu sehen.“ Stammtischbesucher Wolfgang Schäfer fragte provokant: „Bekomme ich das schriftlich?“ Alle waren sich aber letztendlich einig, dass jeder seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Am Tisch entwickelte Konzepte würden in das bis Ende Mai fertig zu stellende Klimaschutzkonzept einfließen.
„Den Bürgerbus oder das beim vergangenen Termin angesprochene Schwammstadt- und Regenwassernutzungskonzept werden wir weiter verfolgen, gegebenenfalls vorstellen und beim Gemeinderat ‚eintüten‘“, meinte der Klimaschutzmanager zuversichtlich und unterstrich: „Ich freue mich, dass heute auch kontrovers diskutiert wurde.“ Desinformation müsse man, so Hirning, Information entgegensetzen.
Klimastammtisch: Warnung vor Pseudoexperten
„Wissenschaftsleugner, egal ob beim Klima oder Corona, setzen oft die ‚Plurv‘-Taktik ein, was für ‚Pseudoexperten, logische Trugschlüsse, unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei, Verschwörungsmythen‘ steht“, so sein Kommentar zu Bemerkungen von Teilnehmern wie „Mehr Kohlendioxid ist eine Folge der Klimaerwärmung und nicht dessen Ursache“ oder „Das Klima wird auch ohne menschliches Zutun mal wärmer und mal kälter. Man denke an Grönland, wo früher erfolgreich Landwirtschaft betrieben wurde.“
Wichtig sei ihm zudem, auf Förderungen durch die Gemeinde hinzuweisen, mit der die Zusammenarbeit einfach „top“ sei.
Zum ersten Mal war der erst 16-jährige Florian Eichmann Teil des Stammtisches. Sein Fazit: „Beim Bürgerforum hatte ich mich mit Mobilität befasst. Ein Ausbau und die Verbesserung der Radwege wären wichtig und Trinkstationen eine gute Idee.“ Er ergänzt: „Man muss, anstatt zu verbieten, sympathisch an die Sache herangehen und positive Anreize geben. Dann wechseln die Leute freiwillig zu klimafreundlichem Verhalten.“
Der nächste Oftersheimer Klimastammtisch findet am Donnerstag, 1. Februar, um 18 Uhr erneut im „Aquila“ statt.
Informationen zum finanziellen Förderprogramm der Gemeinde gibt es www.oftersheim.de/ infoblock/1515
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