Engagement

Für Krebs-Patientinnen: Oftersheimer Landfrauen nähen Stoffherzen

Oftersheimer Landfrauen produzieren mit Schneiderin Jutta Kirn rund 50 Trostspender für Brustkrebs-Patientinnen.

Von 
Rita Weis
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Nähen Stoffherzen für Brustkrebspatientinnen: Ilse Spieß (v.l.), Inge Wendel, Irene Gieser und Astrid Koppert. © Rita Weis

Oftersheim. Am Dienstagabend trafen sich Oftersheimer Landfrauen gemeinsam mit interessierten Freundinnen im evangelischen Gemeindezentrum zu einem Nähkurs mit Schneiderin Jutta Kirn. Ziel war die Herstellung von sogenannten „Herzkissen“ – herzförmigen Kissen, die Frauen nach einer Brustoperation unter den Arm klemmen können. Sie schützen die Narben und regen zugleich den Lymphfluss an. Denn bei Brustkrebsoperationen werden häufig auch Lymphknoten in der Achselhöhle – die sogenannten Wächterlymphknoten – entfernt, um die Ausbreitung von Krebszellen zu verhindern. Viele Patientinnen nutzen die Kissen tagsüber zur Entlastung des Arms und schlafen auch nachts damit.

Irene Geisler, Vorsitzende des Landfrauenvereins, berichtete, dass das Mannheimer Klinikum den Landfrauenverband um Unterstützung beim Nähen dieser Kissen gebeten hatte. Denn die Klinik schenkt betroffenen Frauen nach einer Brust-OP in der Regel ein solches Kissen. Diesem Aufruf kamen die Oftersheimerinnen gerne nach und organisierten den Nähabend. Schneiderin Kirn brachte Anschauungsstücke, Schnittmuster und bereits zugeschnittene Stoffe mit, auch für ausreichend Füllwatte war gesorgt. So entstanden an diesem Abend rund 50 Kissen. Mehrere Nähmaschinen standen bereit, um die Stoffe fachgerecht zu säumen.

Bewegender Bericht einer Betroffenen

Besonders bewegend war der Bericht einer Teilnehmerin, die vor einem Jahr ihre Krebserkrankung überwunden hatte. Ihren Namen wollte sie nicht nennen. „Ich habe bestimmt vier Monate mit meinem Kissen unter dem Arm geschlafen“, erzählte sie. Bei ihrer brusterhaltenden Operation waren auch Lymphknoten vorsorglich entfernt worden – ein sehr schmerzhafter Eingriff, wie sie sich erinnerte. Umso dankbarer war sie für das Herzkissen, das sie damals von der Klinik erhalten hatte. Heute sind die Wunden verheilt.

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„Nach der Heilung bekam das Kissen einen ideellen Wert“, sagte sie, „es erinnert mich an diese Zeit.“ Ihre Diagnose hatte sie im Rahmen des Brustkrebs-Screenings erhalten, zu dem Frauen ab 50 alle zwei Jahre eingeladen werden. Im Ultraschall war der Tumor zuvor nicht sichtbar gewesen. „Unbedingt zum Screening hingehen!“, appellierte sie eindringlich. Nur so sei ihr Krebs frühzeitig erkannt und gut behandelbar gewesen. Sie musste zwar bestrahlt werden, konnte aber eine Chemotherapie vermeiden. Das Screening ist in der Regel bis zum Alter von 75 Jahren kostenlos. Frauen mit familiärer Vorbelastung können es auch schon früher nutzen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland jährlich rund 74.500 Frauen neu an Brustkrebs – es ist damit die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa jede achte Frau ist im Laufe ihres Lebens betroffen. Auch Männer können Brustkrebs bekommen, wenn auch selten: Etwa ein Prozent der Neuerkrankungen betrifft sie.

Die Oftersheimer Landfrauen wollen mit ihrer Aktion nicht nur körperlich unterstützen: „Unsere Herzkissen helfen auch seelisch. Durch die Herzform stehen sie für Solidarität und Mitgefühl in einer besonders schweren Zeit. Wir hoffen, dass unsere ehrenamtlich gefertigten Herzkissen Trost und Zuversicht schenken.“

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