Völkermord

Gedenktag für 500.000 Sinti und Roma

Auch der Oftersheimer Romani Rose gedenkt am 2. August den 500.000 Sinti und Roma, die im Dritten Reich ihr Leben ließen.

Von 
Vincent Kern
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Einwöchiger Hungerstreik im ehemaligen Konzentrationslager Dachau im Jahr 1980. Vorne in der Mitte: Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, der seit mehr als 40 Jahren in Oftersheim lebt. © Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Oftersheim. Romani Rose wohnt seit gut 40 Jahren mit seiner Frau in Oftersheim. Im Jahr 1991 übernahm Rose die Geschäftsführung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg und ist in dieser Position auch heute noch tätig. Ebenso wie in seiner Funktion als Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Doch auch davor widmete Rose schon einen großen Teil seiner Zeit der Bürgerrechtsarbeit für seine Minderheit. Ausgangspunkt war für ihn die Feststellung, dass der Antiziganismus „mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht aus den Köpfen verschwunden“ sei und dass „sich die deutsche Politik mit ihrer Geschichte sehr schwergetan“ habe.

Verwandte ermordet

13 nahe Verwandte der Roses wurden in den Lagern der Nazis umgebracht. Romani Roses Vater Oskar war damals untergetaucht und wurde von der Gestapo gesucht. Rose hat also allen Grund, die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen voranzutreiben und für die Gleichberechtigung der Sinti und Roma zu kämpfen. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an den Genozid an den Sinti und Roma, an diesem Dienstag, 2. August, ist Rose einmal mehr im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz unterwegs, zusammen mit anderen Mitgliedern des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Vergangenes Jahr hielt er als Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma dort bereits die Eröffnungsrede.

Anerkennung erst 1982

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Bundeskanzler Helmut Schmidt empfing 1982 eine Delegation des Zentralrats im Bundeskanzleramt und erkannte den Holocaust an den 500 000 Sinti und Roma erstmals für die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich verbindlich an. Bis 1963 war noch ein Urteil des Bundesgerichtshofs in Kraft, das die Deportation der Sinti und Roma nicht als Verbrechen, sondern als eine „präventive Verbrechensbekämpfung“ interpretierte. Romani Rose trug damals schon als Vorsitzender des Zentralrats keinen geringen Teil zur Anerkennung bei. 2015 wurde dann der 2. August vom Europäischen Parlament zum Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erklärt.

Im Dokumentarfilm von Peter Nestler mit dem Titel „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“ wird Roses Leben und seine Familiengeschichte porträtiert. In der 3Sat-Mediathek sind nun dieser und ein weiterer Film zu Künstlern der Sinti und Roma zu finden.

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