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Gemeinderatswahl in Oftersheim 2024: Freie Wähler bleiben stärkste Kraft

Verluste bei den Grünen, Zugewinn bei der CDU - doch am Ende sind eigentlich alle zufrieden. Das liegt daran, dass sich oberflächlich gar nicht viel ändert im Oftersheimer Rat. Wir haben uns die Details angesehen.

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Lukas Heylmann
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Bald tagt hier regelmäßig ein neuer Gemeinderat – mit fünf neuen Mitgliedern im Vergleich zur vergangenen Wahlperiode. Am Verhältnis der Sitze ändert sich allerdings nicht. © Andreas Gieser

Oftersheim. Verhaltener Jubel in den Reihen der Oftersheimer Grünen – leicht enttäuschte Gesichter bei den Freien Wählern (FWV). Eigentlich ist es die viel zitierte verkehrte Welt, die sich um kurz vor 13 Uhr im Rettungszentrum bietet, als der letzte der 13 Wahlbezirke ausgezählt ist und somit das vorläufige amtliche Endergebnis der Gemeinderatswahl feststeht.

Der Grund: Noch wenige Minuten zuvor sieht es aus, als könnten die Grünen im Oftersheimer Rat einen Sitz verlieren – zugunsten der Freien Wähler. Stattdessen bleibt beim Sitzeverhältnis der Fraktionen alles beim Alten und das trotz Stimmeinbußen der Grünen von 3,43 Prozent und einem Zugewinn der CDU um 2,49 Prozent.

Der neu gewählte Gemeinderat

Untenstehend finden sich die künftigen Gemeinderatsmitglieder, geordnet in der Reihenfolge der Stimmen, die ihre Listen erhalten haben. Dabei stehen jeweils zwei Nachrücker.

FWV: Dr. Tobias Ober (5520 Stimmen, neu), Frank Weiß (4416), Kerstin Schnabel (3771), Dr. Stefan Zipf (3085), Michael Seidling (2924), Christian Zimmermann (2635), Silke Seidemann (2317), Nachrücker: Fritz Mergenthaler (1797), Dr. Markus Lauff (1767).

CDU: Annette Dietl-Faude (3479), Gerd Koppert (3019), Prof. Dr. Dr. Jens Wagenblast (2492), Tillmann Hettinger (1978), Jörg Engfer (1696, neu), Nachrücker: Benno Müller (1466), Roland Munk (1446).

SPD: Jens Rüttinger (3033), Rüdiger Laser (1904), Gudrun Wipfinger-Fierdel (1854), Jana Patzschke (1491, neu), Nachrücker: Doris Zimmermann (1251), Leon Polifka (1228).

Grüne: Patrick Schönenberg (2197), Simone Rehberger (2162), Sophia Schad (1821, neu), Dr. Martin Wilmes (1625, neu), Nachrücker: Patrick Alberti (1498), Kathrin Schön (943).

FDP: Carmen Kurz-Ketterer (1776), Peter Pristl (967), Nachrücker: Holger Höfs (954), Tobias Pristl (844). lh

Die Freien Wähler sind zum vierten Mal in Folge die stärkste Kraft im Gemeinderat – dahinter folgen in Reihenfolge ihrer Ergebnisse CDU, SPD, Grüne und FDP. 2019 lagen die Grünen noch vor den Sozialdemokraten. Das bedeutet: sieben Sitze für die FWV, fünf für die CDU, je vier für SPD und Grüne und zwei für die FDP. Die Ergebnisse in Prozentzahlen finden sich in der Grafik.

Dr. Tobias Ober (FWV) ist Stimmenkönig im Oftersheimer Gemeinderat

Die Freien Wähler stellen nicht nur weiterhin die stärkste Fraktion im Gemeinderat, auf ihrer Liste standen auch die beiden Kandidaten, die insgesamt die mit Abstand meisten Stimmen in Oftersheim bekommen haben: Dr. Tobias Ober mit 5520 und Frank Weiß mit 4416. Etwas weiter hinten folgt auf Platz drei eine weitere FWV-Kandidatin: Kerstin Schnabel mit 3771 Stimmen, danach Annette Dietl-Faude (CDU) mit 3479.

Die Ortsverbandsvorsitzende Schnabel zeigt sich dementsprechend glücklich nach der Auszählung. „Wir sind sehr zufrieden. Die Hauptsache ist, dass wir unsere Sitze halten konnten. Das war das Ziel.“ Dass Ober so viele Stimmen bekommen würde, war aus Sicht von Kerstin Schnabel abzusehen – wie auch das gute Ergebnis der FWV generell. „Es zeigt, dass wir die richtigen Punkte angesprochen haben. Zudem ist es sicher auch eine Auswirkung der Bundespolitik.“

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Stimmenkönig Dr. Tobias Ober, der bereits von 2004 bis 2019 für die Freien Wähler im Rat saß, äußert sich am Montagabend wie folgt: „Ich finde es toll. Dass ich gewählt werde, war nicht unwahrscheinlich, aber ein solcher Vertrauensvorschuss ist enorm.“ Unter Druck setzt ihn die hohe Stimmenzahl nach eigener Aussage nicht. „Ich stehe für vernünftige, nicht ideologisch geprägte Entscheidungen für Oftersheim. Da spielt die Parteizugehörigkeit für mich keine Rolle und ich hoffe, dass die anderen Ratsmitglieder das ebenfalls so sehen.“

Grüne stellen jüngste Gemeinderätin in der Geschichte Oftersheims

Einen anderen – neben den höchsten Verlusten im Vergleich zu 2019 auch erfreulicheren – Rekord haben indes die Grünen aufgestellt. Mit der 17-jährigen Schülerin Sophia Schad zieht die bisher jüngste Oftersheimer Gemeinderätin überhaupt ins Gremium ein, was auch Bürgermeister Pascal Seidel bei der Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse stark betont.

Für Schad fühlt sich das Ergebnis am Montagabend laut eigener Aussage langsam echt an. „Ich bin immer noch überrascht über so viele Stimmen, auch wenn ich natürlich darauf gehofft habe“, sagt die 17-Jährige nach der Sitzung des Gemeindewahlausschusses, der das Ergebnis ohne Beanstandung bestätigt. Sie freue sich sehr darauf, künftig für die Gemeinde mitentscheiden zu dürfen und wolle sich insbesondere – aber nicht nur – für die Belange der Jugend einsetzen.

Um etwa 12.30 Uhr läuft noch die Auszählung des letzten fehlenden Wahlbezirks. Bürgermeister Pascal Seidel (hinter dem Tisch) stellt die Zahlen vor. © Heylmann

Simone Rehberger, die für die Grünen auf Listenplatz eins stand, zeigt sich nach der Auszählung dankbar. „Dass wir unsere Sitze trotz der Stimmverluste halten konnten, ist ein Zeichen, dass wir als Oftersheimer Grüne viel richtig gemacht haben.“ Damit spielt sie auch auf den Vertrauensverlust an, der sich für die Grünen beispielsweise in der Europawahl gezeigt hat. „Wir hatten in dieser Wahl keinen Rückenwind durch die Bundespolitik. Dementsprechend sind wir heilfroh, in Oftersheim einen zumindest etwas anderen Trend sehen zu können.“

CDU Oftersheim freut sich über ausgebauten Abstand zu den Grünen

Annette Dietl-Faude (CDU) freut sich am Montag, dass ihre Fraktion den Abstand zu den Grünen, der 2019 noch geringer war, habe ausbauen können. „Wir sind extrem froh über unsere weiterhin fünf Sitze“, sagt die bisherige Fraktionsvorsitzende im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Hoffnung auf einen sechsten Sitz habe es bei der Oftersheimer CDU insbesondere nach den Ergebnissen der Europawahl durchaus gegeben. „Aber es ist müßig, zu überlegen, woran es gelegen hat.“

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Dietl-Faude sieht die tägliche Präsenz der FWV–Kandidaten in der Gemeinde durch deren Berufe – beispielsweise Arzt wie Dr. Stefan Zipf oder Apotheker wie Dr. Tobias Ober – als einen großen Vorteil für die Freien Wähler. „Ich glaube nicht, dass wir im Vergleich mit der FWV viel falsch gemacht haben.“

Oftersheimer SPD ist jetzt drittstärkste Kraft im Gemeinderat

Jens Rüttinger (SPD) ist nach der Auszählung „sehr zufrieden“ – „aber damit meine ich nur die Gemeinderatswahl“, fügt er hinzu. Dass die SPD im Vergleich zu 2019 etwas zugelegt hat und außerdem ihre Sitze halten konnte, ist für den langjährigen Gemeinderat „mehr als zu erwarten war“. Es sind fast 1200 Stimmen, die die Sozialdemokraten mehr haben als noch vor fünf Jahren. „Da kann ich mich nicht beschweren“, sagt Rüttinger.

Die SPD ist die einzige Fraktion, bei der niemand von weiter unten auf der Liste ins Gremium gerückt ist – somit ist der langjährige Gemeinderat Werner Kerschgens nicht mehr dabei. „Für ihn tut es mir leid“, sagt Rüttinger – freut sich aber gleichzeitig über den Einzug der 27-jährigen Jana Patzschke. „Wir stellen immer neue Menschen mit oben auf die Liste, um genau so etwas zu bewirken“, so der Ortsverbandsvorsitzende. Die SPD ist nun drittstärkste Kraft im Rat.

FDP Oftersheim rettet zweiten Sitz im Gemeinderat

Für die FDP sah es während der Auszählung zeitweise knapp aus. Neben den Grünen sind sie die einzige Fraktion, die im Vergleich zu 2019 Verluste hinnehmen muss, fast wäre mit Carmen Kurz-Ketterer nur eine FDP-Vertreterin im Gremium gelandet. Nun sind es doch wieder zwei – mit ihr und Peter Pristl die gleichen wie zuvor. Kurz-Ketterer zeigt sich darüber froh und erstaunt zugleich: „Ich finde es faszinierend, dass mich so viele gewählt haben, obwohl ich meinem Gefühl nach in den Sitzungen nur dann etwas sage, wenn es sein muss und es nicht unbedingt in schöne Worte packe.“

Sie ist froh, mit Pristl einen erfahrenen Kollegen an ihrer Seite zu haben. „Das war auch in der Vergangenheit immer ein Vorteil.“ Zudem könnten sich die beiden dadurch die Gremienarbeit aufteilen. Der Altersschnitt im Rat ist nach der Wahl von 56,7 auf 53,4 Jahre gesunken. Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zu 2019 leicht gestiegen – von 63,35 auf 64,55 Prozent.

Zukunft des Gemeinderates: Weiter keine AfD in Oftersheim?

Eine Einschätzung, die einen Ausblick auf die kommenden fünf Jahre Gemeinderatsarbeit in Oftersheim geben könnte, äußert CDU-Rätin Annette Dietl-Faude im Gespräch. „Ich glaube, wir sind ein sehr homogener Gemeinderat. Bei uns gibt es zudem keine AfD. Ich sehe alle im Rat vertretenen Fraktionen dazu aufgefordert, in den kommenden Jahren so gute Arbeit zu machen, dass das auch bei der nächsten Wahl so bleibt.“

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