Kozelets

Hilfe für die Ukraine: Schwetzingen und Umgebung unterstützen Partnerstadt mit Fahrzeugen

Die Kommunen Plankstadt, Oftersheim und Schwetzingen helfen der ukrainischen Partnerstadt Kozelets in diesen schwierigen Zeiten. Mit gespendeten Fahrzeugen sollen beeinträchtigte Kinder gefördert werden.

Von 
Connie Lorenz
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Halten gemeinsam die Fahne der Stadt Kozelets: Pascal Seidel (v. l. Bürgermeister Oftersheim), Volodymyr Motzor (Stellvertretender Bürgermeister Kozelets), Matthias Steffan (Oberbürgermeister von Schwetzingen), Sabine Stechl (Präsidentin Lions Club Churpfalz), Dr. Siegfried Beichter (Präsident Lions Club Schwetzingen), Valentyn Bryhynets (Bürgermeister Kozelets), Nils Drescher (Bürgermeister Plankstadt), David Windisch (Azubi Bauamt Plankstadt) und Andreas Ernst (Bauamtsleiter Plankstadt) © Cheesy

Plankstadt/Oftersheim/Schwetzingen. Strahlende Gesichter und ein paar Tränen gab es am Donnerstagabend auf den kleinen Planken in Schwetzingen. Der Grund dafür war ein großer weißer Mercedes Sprinter speziell für den Transport von Kindern, die Rollstühle nutzen. Dafür sind der Bürgermeister des ukrainischen Kozelets, Valentyn Bryhynets, sein Stellvertreter Volodymyr Motzor sowie als Dolmetscherin Viktoriia Pryma, eine Professorin, 2000 Kilometer angereist.

Als die drei Gemeinden, die seit Juli 2023 eine Solidaritätspartnerschaft mit Kozelets pflegen, davon erfuhren, dass dringend Fahrzeuge benötoigt werden, wurde nicht lange diskutiert, sondern schnell gehandelt. „Der vorherige Bus, der Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung transportierte, wurde an Soldaten für den Kriegseinsatz gegeben“, berichtete Viktoriia Pryma. Den Zuhörenden stockte bei diesen Worten der Atem. „Seit einem halben Jahr gab es keine Transportmöglichkeit mehr für die Kinder“.

Plankstadt beim Kauf von Auto für Ukraine federführend

Um diesen konkreten und sehr dringlichen Wunsch nach einem behindertengerechten Fahrzeug zu verwirklichen, taten sich die drei Sprengelkommunen zusammen. Dank der Initiative von Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher konnte ein Bundeszuschuss erwirkt werden. Um die recht hohen Anschaffungskosten für die gebrauchten Fahrzeuge zu stemmen, kamen zudem noch drei Serviceclubs ins Spiel.

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Unter der Leitung des Präsidenten des Lions Clubs Schwetzingen, Dr. Siegfried Beichter, fand Mitte November gemeinsam mit dem Lions Club Churpfalz und dem Rotary Club Schwetzingen-Kurpfalz eine Veranstaltung statt. Auch dort konnte eine beachtliche Spendensumme in Höhe von 12 000 Euro für das gewünschte Fahrzeug akquiriert werden. Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan sagt in seiner Ansprache: „ Heute ist ein ganz besonderer Tag für unsere deutsch-ukrainische Freundschaft!“ Er wies darauf hin, dass Frieden im Zusammensein ganz einfach sein kann. „Zwischen Menschen ist er so viel leichter zu leben als zwischen Staaten“.

Was das Projekt zur Ukraine-Hilfe von Schwetzingen und Co. beinhaltet

Nils Drescher, Bürgermeister von Plankstadt, freute sich ganz besonders, den großen weißen Mercedes-Diesel übergeben zu können. „Er hat seit heute Morgen TÜV“, rief er sichtlich erleichtert. Er war federführend in der Organisation der Fördermittel, hat er doch einen Bundeszuschuss in Höhe von 45 000 Euro erwirken können und seine Kollegen im Bauamt haben sich um die Auswahl der Fahrzeuge – das zweite ist noch in Reparatur – und alle Formalien gekümmert.

Das Projekt beinhaltete den Kauf und die Bereitstellung zweier fahrtüchtiger Fahrzeuge für den Transport körperbehinderter kranker Kinder. Das zweite ist ein Schülerbus der Marke Otokar, der benötigt wird, um bis zu 40 Kinder auf einmal zu transportieren. Kozelets ist das Zentrum der Siedlungsgemeinde, zu der 40 Dörfer und Siedlungen gehören. Die Wege sind recht weit und die Kinder sind auf Beförderung angewiesen.

Kraftakt von Schwetzingen, Plankstadt und Oftersheim für Kozelets

Andreas Ernst, Bauamtsleiter hat sich gemeinsam mit dem „Glücksfall für dieses Projekt“, dem Auszubildenden David Windisch, federführend von der Suche nach den passenden Fahrzeugen, über die Auswahl, Reparturenabwicklung sowie sämtliche Formalitäten wie Ummeldung, Kurzkennzeichen oder Ausfuhrpapiere gekümmert. „Dafür hat Herr Windisch viel Zeit investiert – auch in seiner Freizeit“, betonte sein Chef Ernst.

Dr. Siegfried Beichter, Präsident des Lion Clubs Schwetzingen sprach auch im Namen seiner Kollegen Dr. Cornelius Brenner vom Club Schwetzingen-Kurpfalz und Sabine Stechl vom Lions Club Churpfalz, wenn er sagte, dass er den Mut und die Durchhaltekraft der Ukrainer bewundere und sich die drei Serviceclubs im Juli sofort verständigten, ebenfalls Spenden für diese wichtige Anschaffung zu sammeln. „Auch das Ärtenetzwerk hat sich beteiligt und einige notwendige medizinischen Artikel beigesteuert“, berichtete Beichter und dankte dem Team um Nils Drescher.

Bürgermeister aus Ukraine dankbar für Hilfe

Der Bürgermeister von Kozelets, Valentyn Bryhynets, dankte allen für die Spende der beiden Fahrzeuge, „und alles, was ihr für uns getan habt“. Viktoriia Pryma, die dessen Worte übersetzte, musste kurz innehalten, als sie an diese Stelle kam, weil ihre Stimme brach: „Ihr habt uns eine Hand gegeben, als wir sie so dringend brauchten.“ Er sei sehr dankbar für die beiden Wagen, so hätten die Kinder durch Fahrten zu wichtigen Reha- und Therapieangeboten die Chance, Dinge zu erlernen, die sie benötigen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Der Bürgermeiste dankte auch den Streitkräften dafür, dass sie reisen konnten und „sie uns schützen“. Noch immer ist es nicht selbstverständlich, auszureisen.

Umso wichtiger war es Bryhynets, eine Einladung auszusprechen, verbunden mit der Hoffnung, dass Menschen aus den drei Partnergemeinden möglichst bald nach Kozelets einreisen können. Nils Drescher wünschte sich ebenfalls, dass das nächste Treffen in der Ukraine stattfinden kann und sagte: „Wir stehen an eurer Seite!“ Er versprach, sich weiter – auch für ein Krankenhaus in Kozelets – Gelder eintreiben zu wollen, auch über einen erneuten Förderantrag in Berlin. „Die Männer, die dort sonst in Gemeinde gearbeitet haben, also etwa die Straßen freigeräumt oder sich um administrative Dinge gekümmert haben, sind an der Front. Sämtliche finanzielle Unterstützungen wurden dort gestrichen, es gibt keine Steuergelder mehr, alles an Mitteln wurde und wird aktuell für den Krieg gebraucht. Es wird also weiterhin Hilfe benötigt“, berichtete Drescher.

Die Ukrainer werden am Samstag noch den Plankstadter Weihnachtsmarkt besuchen, bevor sie sich mit den beiden Fahrzeugen auf den langen Heimweg machen. Wie lange sie fahren werden? „Etwa 32 Stunden“, so die Antwort des Bürgermeisters, der sich darauf freut, das Auto sicher heimzubefördern.

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