Oftersheim. Die Gläubigen, die am Sonntagmorgen in die St.-Kilian-Kirche Oftersheim gekommen sind, haben ein außergewöhnliches Osterhochamt erlebt. Von der Empore der gut besuchten Kirche St. Kilian umrahmte der Cäcilienchor mit dem Organisten Alexander Leventhal musikalisch den Gottesdienst, den Uwe Lüttinger, der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit und Dekan des Dekanates Wiesloch, liturgisch gestaltete. Durch die Aufführung der dreistimmigen „Messe in F“ für gemischten Chor und Orgel von Jacques Nicolas Lemmens (1823 – 1881) unter der Leitung von Tamara Ibragimova erhielt der Gottesdienst eine besonders festliche Prägung.
Stimmliche Herausforderung
Dem belgischen Komponisten Jacques Nicolas Lemmens ist mit dieser Messe ein ausgesprochen reizvolles Werk gelungen, für die Besucher ein berührendes Klangerlebnis zum Festtag der Auferstehung Jesus. Dass der Chor für die Aufführung intensiv geprobt hat, war vom ersten Moment an zu spüren durch die Vertrautheit der Ausführenden mit der Klangwelt und der musikalischen Sprache des Komponisten Lemmens, der besonders als Schöpfer herrlicher Orgelwerke bekannt ist. Seine „Messe in F“ für Sopran, Alt und Bass steht in der Tradition der französisch-romantischen Musik.
Und es war schlichtweg eine Freude, mit welcher Leuchtkraft die Sängerinnen und Sänger des Cäcilienchors den jeweiligen Satz erfüllten. Schon im „Kyrie“ beeindruckten sie mit Homogenität des Klangs und reiner Artikulation. Feierlich in der Intonation gelang dem gemischten Chor das „Gloria“, abwechslungsreich gestaltete er „Sanctus“ mit anschließendem „Benedictus“ und dem emotional geprägten „Agnus Dei“. Der stimmlichen Herausforderung war der Chor auch in dem außer der Messe, zur Gabenreichung gesungenen „Regina caeli“ mit „Hallelujah“ ebenfalls gewachsen.
Eine Glanznummer bot der Chor mit der Arie „Singet dem Herrn ein neues Lied“ aus der Kantate „Jubilate“, eine Vertonung von Psalmen aus der Feder der Dirigentin und Komponistin Tamara Ibragimova. Darin verband sie aufs Schönste gehaltvolle Psalmenverse mit der Aussagekraft der von ihr komponierten Musik. Begleitend und auch zwischendurch gestaltete Alexander Leventhal harmonisch und wohlklingend die vielen Orgelpassagen.
Das Leben feiern
Zu Beginn des Gottesdienstes verkündete Pfarrer Uwe Lüttinger in seiner Begrüßung die frohe Botschaft der Auferstehung – „Jesus Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden“ – eine Botschaft, die im Laufe des Gottesdienstes durch den Gesang der Gemeinde, durch die Lesung aus der Apostelgeschichte sowie aus dem Kolosserbrief und durch Gebete, vor allem aber durch die Predigt des Pfarrers vergegenwärtigt wurde. „Jesus ist auferstanden dank Gottes Kraft und Geist, Gott hat ihn von den Toten erweckt, wie wir es aus der Apostelgeschichte vernommen haben“, so Pfarrer Lüttinger in seiner Predigt, in der er insbesondere auf die Formulierung „Dran glauben müssen“ einging. „Müssen wir dran glauben?“, fragte er und meinte dazu: „Früher war Glauben ein gesellschaftlicher Zwang, heute kann man keinen mehr zwingen zu glauben.“
Doch frage er sich, was sich in unserem Leben wohl verändert, wenn wir dran glauben, dass Jesus Christus auferstanden und unter uns ist. „Ist es nicht ein ganz großes Geschenk, dass wir glauben dürfen, dass Jesus auferstanden ist? Dass seine Geschichte nicht mit dem Tod zu Ende ist, sondern dass er weiterlebt bis heute?“
In der Apostelgeschichte heißt es, dass Zeugen nach seiner Auferstehung von den Toten mit ihm gegessen und getrunken haben. „Das dürfen wir bis auf den heutigen Tag, zusammen mit den Auferstandenen Brot essen und Wein trinken. Er ist mitten unter uns, an Ostern in ganz besonderer Weise“, sagte der Pfarrer und erklärte, „er ist mit uns, um mit uns das Leben zu feiern und mit dem Gott des Lebens unser Leben zu teilen. In Freud und Leid, in Hoffnung und Schmerz. Was für ein wunderbares Geschenk! Das Osterfest offenbart uns, dass nicht der Tod das letzte Wort haben darf, Jesus lebt und wir mit ihm.“
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