Oftersheim. Vor allem in Süddeutschland und in Österreich ist der Emmausgang am Ostermontag ein alter Brauch, der sich an das Evangelium nach Lukas anlehnt. Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Emmaus, einem kleinen Ort, etwa „sechzig Stadien“ von Jerusalem entfernt. Sie reden über alles, was sich in Jerusalem ereignet hat. Ein Unbekannter gesellt sich unterwegs dazu. Sie erzählen ihm, was sie erlebt haben. Sie erkennen ihn nicht. Erst später, als er das Brot mit ihnen teilt, sehen sie: Der Fremde ist Jesus Christus.
Posaunenchor stimmt ein
Am Ostermontag luden Diakon Michael Barth-Rabbel und Pfarrer Tobias Habicht zum ökumenischen Emmausgang in Oftersheim ein. Treffpunkt und erste Station war auf dem Friedhof. Eine stattliche Anzahl von Gläubigen war gekommen, darunter viele Familien mit Kindern, aber auch ältere Menschen, die zunächst dem Posaunenchor Oftersheim-Schwetzingen unter der Leitung von Bezirkskantor Detlev Helmer lauschten. Diakon Michael Barth-Rabbel eröffnete den Gottesdienst vor der Friedhofskapelle mit dem Kyrie. „Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen“, sprach Pfarrer Tobias Habicht ein Gebet.
Daniela Selzer las aus dem Evangelium nach Lukas. Von den Frauen, die feststellen, dass Jesu Leichnam nicht mehr im Grab lag. Von den zwei Jüngern, die auf dem Weg nach Emmaus über das Erlebte, ihren Schmerz, ihre Trauer und ihre Wut redeten. Nach dem gemeinsamen Lied „Christ ist erstanden“ setzte sich der Tross in Bewegung. Reden war unterwegs ausdrücklich erwünscht. Sich auszutauschen, was das Herz gerade schwer macht. Darüber nachzudenken, was wir mit Jesu Tod am Kreuz verbinden.
Habicht und Barth-Rabbel hatten im vergangenen Jahr die Idee zu diesem Gottesdienst als gemeinsame Veranstaltung der beiden Kirchengemeinden. Die Sonne lachte vom blauen Himmel, als die evangelischen und katholischen Christen an diesem schönen Vormittag des Ostermontags mit Liedern, Gebeten und Lesungen den Weg der Jünger nachgingen. Durch Feld und Flur wanderten sie über die Brücke in Richtung Hardtgemeinde. Christa Stumm las auf der Anhöhe aus dem Lukasevangelium. Von den beiden Jüngern, die dem Fremden erzählten, was mit Jesus aus Nazareth geschehen ist. Mit dem Lied „Korn, das in die Erde“ ging die die ökumenische Gemeinde weiter. Jesus war tot und nicht mehr da. Aber auch sein Leichnam war weg. Hoffnungslosigkeit breitet sich aus, wie wird es weitergehen, fragte der Impulstext von Pfarrer Habicht. Welcher Stein liegt mir auf dem Herzen? Die Menschen dachten nach, wo sie selbst Hoffnungslosigkeit spüren. Über traurige Momente, aber auch über schöne Erlebnisse. Viele folgten der Aufforderung, einen Stein vom Wegesrand mitzunehmen.
Eiersuche nach dem Segen
Die dritte Station war an der evangelischen Christuskirche. Die Lesung aus dem Lukasevangelium berichtete von jenem Abend, an dem Jesus in dem Dorf Emmaus bei den beiden Jüngern am Tisch saß: „Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken.“ Sie stellten fest, dass sie auf dem ganzen Weg mit ihm gegangen sind und ihm ihre Sorgen und Nöte anvertraut haben. Das taten die Gläubigen an diesem Vormittag auch. Diakon Barth-Rabbel bat sie, sich umzuschauen, mit wem sie diese Strecke zurückgelegt haben: „Öffnen Sie ihre Augen für die Menschen um sich und für ihn! Seien Sie dankbar für jede Begegnung! Er trägt Sie!“ Paul Hafner begleitete am Klavier zu dem Lied „Wir wollen alle fröhlich sein“. Wer unterwegs einen Stein aufgesammelt hatte, legte ihn auf der Kirchentreppe ab. Und damit auch die Sorgen und Nöte, die die Menschen Jesus Christus immer anvertrauen dürfen.
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„Ihr Herz brannte, als sie mit ihm unterwegs waren. Was brennt in uns, wenn wir an diesen Jesus denken? Der mit uns geht, auch wenn wir ihn nicht sofort erkennen?“ Mit diesen Worten leitete Pfarrer Habicht die letzte Etappe des Emmausgangs ein, die zur katholischen Kirche St. Kilian führte. Die Fürbitten, die Paul Scherer und Pfarrer und Diakon vortrugen, waren für die Menschen in den Kriegsgebieten, für die unheilbaren Kranken, für die Menschen, denen das Leben eine Last ist und deren Hoffnung zu versiegen droht, für alle Geschöpfe, die missbraucht werden und für alle, die glücklich sind, weil sie den Auferstandenen kennen.
„Für dieses Zeichen der Hoffnung danken wir dir heute, morgen, alle Tage und bis in deine Ewigkeit“, führte Pfarrer Habicht zum gemeinsamen Vaterunser hin. Mit dem Lied „Er ist erstanden“ endete der ökumenische Gottesdienstspaziergang.
Nach dem Segen Gottes standen die Gläubigen vor St. Kilian noch zusammen und stießen mit einem Glas Sekt auf Ostern an. Die Kinder schwärmten derweil im Pfarrgarten aus und begaben sich fröhlich auf die Osteiersuche.
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