Oftersheim. „Metalldiebstahl geht uns alle an“ – das findet zumindest die Bundespolizei. In einem Beitrag auf ihrer offiziellen Website weist sie darauf hin, dass solche Delikte immensen wirtschaftlichen Schaden für betroffene Unternehmen verursachen – und bei der Deutschen Bahn sogar regelmäßig zu Verspätungen und Zugausfällen führen.
Wie sehr das genau mit den kuriosen Funden des Oftersheimer Bauhofs zusammenhängt, ist unklar. Fakt ist – wie eine Anfrage bei der Gemeinde ergab: In den vergangenen vier bis fünf Wochen haben Mitarbeiter rund zehn Mal Kabelreste aus öffentlichen Mülleimern entfernen und dann selbst entsorgen müssen. In der ursprünglichen Mitteilung über diesen Umstand, die diese Zeitung vergangene Woche auch veröffentlichte, äußerte die Gemeinde die Vermutung, dass jemand Kupferkabel abisoliere, um anschließend das Metall gewinnbringend zu veräußern – womit die Brücke zum oben genannten Delikt geschlagen wäre.
Keine Anhaltspunkte für Diebstahl
Allerdings – das sagt auf Anfrage Michael Schnell, Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Mannheim – gibt es derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass Kabel für den Weiterverkauf des Metalls gestohlen worden seien. „Beim Revier Schwetzingen ist in dieser Hinsicht nichts bekannt und es liegen offenbar keine Fälle vor. Unser Stabsbereich, der solche Zahlen aufbereitet, hat ebenfalls keine Hinweise auf Kupfer- oder sonstige Buntmetalldiebstähle“, erklärt Schnell. Grundsätzlich gibt es solche Fälle jedoch. Das Presseportal der Polizei listet seit 2018 deutschlandweit 266 offizielle Mitteilungen nur zum Stichwort „Kupferdiebstahl“. Die Handelswebsite finanzen.net gibt mit Stand Montag, 7. August, den aktuellen Preis von Kupfer mit 7.759,91 Euro pro Tonne an.
Dennoch: In Oftersheim scheint es nicht der Hintergrund des entsorgten Isoliermaterials zu sein, den wertvollen Rest des Kabels weiterzuverkaufen. Stattdessen liegen dieser Zeitung allerdings mittlerweile Informationen vor, laut denen bei der Gemeinde mittlerweile die Vermutung aufgekommen ist, dass möglicherweise ein Betrieb seine gewerblichen Abfälle in den öffentlichen Mülleimern entsorgt statt in den eigenen. Diese Möglichkeit liegt alleine wegen der Häufung der Fälle nahe.
An sich müssten solche Kabelreste laut Angaben des Bauhofs in die Restmülltonne – privat oder eben seitens eines Betriebs – wandern. Da landen sie dann schließlich auch beim Bauhof, wenn dieser sich um die Entfernung aus den öffentlichen Mülleimern und die anschließende Entsorgung kümmern muss.
In allen bisherigen Fällen handele es sich um Isoliermaterial von Kabeln in unterschiedlichen Stärken, wie der Bauhof auf Anfrage mitteilt. Für dessen Mitarbeiter ist die Lösung dieses Problems nicht gerade einfach. „Kabelreste müssen händisch aus den Papierkörben entfernt werden, dies ist sehr zeitintensiv, außerdem besteht dabei immer die Gefahr, in einen spitzen Gegenstand zu greifen“, heißt es vom Bauhof.
Sicherlich Ordnungswidrigkeit
Dazu kommt, dass die unsachgemäße Entsorgung privater oder gewerblicher Abfälle eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Wie Polizeisprecher Michael Schnell erläutert, hängt das mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz zusammen. Dieses ist dafür gedacht, die „Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen“, wie es auf der Website des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Naturschutz heißt.
„Nach diesem Gesetz ist es so, dass der gewerbliche Müllsünder härter bestraft wird als der private“, erklärt Michael Schnell weiter. „Es hängt aber natürlich immer von Art und Umfang des Abfalls ab.“ Grundsätzlich werde bei falscher Entsorgung ein Bußgeld fällig. „Das kann durchaus aber auch bis 100 000 Euro gehen“, so Schnell.
Straftaten finden sich in diesem Bereich selten, tatsächlich gehe es fast ausschließlich um Ordnungswidrigkeiten. „Es sei denn, der entsorgte Abfall ist giftig oder enthält Erreger, die sich auf Mensch und Tier übertragen können“, fügt der Polizeisprecher hinzu.
Das ist ja nun in Oftersheim beim besten Willen nicht der Fall. Dennoch bleibt, dass ein vermeintliches Kuriosum dem Bauhof erhebliche Arbeit verursacht, die letztlich auch die Bürger der Gemeinde betrifft – auch wenn viel mehr zu dem Sachverhalt letztlich noch nicht klar ist.
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