Oftersheim. 2015 beschloss der Gemeinderat Oftersheim den Bau eines Rettungszentrums. Sowohl die Freiwillige Feuerwehr als auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sollten somit die neuste Ausstattung erhalten. Auf Worte folgten Taten – der gigantische Gebäudekomplex für fast sieben Millionen Euro konnte 2021 eingeweiht werden. Doch scheinbar merkte niemand, dass das Gebäude, erbaut für den Notfall, bei einem Stromausfall unnutzbar wäre. Es gibt nämlich kein Notstromaggregat.
Dass das Rettungszentrum nicht für Notfälle gerüstet ist, ist nur eine der erschreckenden Lücken im Oftersheimer Krisenmanagement, die bei der CDU-Veranstaltung zum Thema „Blackout, was passiert, wenn der Strom für längere Zeit ausfällt?“ zum Vorschein kommt.
Diskussionsrunde in Oftersheim
Nachdem der Schriftführer des Gemeindeverbandes, Benno Müller, die zahlreich erschienen Besucher im Rettungszentrum begrüßt, übergibt er das Wort an die stellvertretende Vorsitzende Annette Dietl-Faude, die den Abend moderiert. Die Kommunalpolitikerin erklärt: „Ob und in welchem Umfang es zu einem Blackout kommt, das wissen noch nicht einmal die Experten. Man kann aber definitiv sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Strom oder Gas zur Mangelware werden, ist deutlich größer geworden.“ Bevor sie die Referenten vorstellt, betont Anette Dietl-Faude: „Wir möchten sie einladen, sich zu beteiligen. Das darf eine interaktive Diskussionsrunde sein.“ Die Redner des Abends sind mit Bedacht ausgewählt – so zum Beispiel Bürgermeister Pascal Seidel, der von Müller als „Chef der Freiwilligen Feuerwehr“ vorgestellt wird. Zudem der stellvertretende Kreisbrandmeister Matthias Splett und der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Oftersheim, Andrea Danieli.
Matthias Splett erläutert zunächst die Rolle der Kreisfeuerwehr im Falle eines Blackouts: „Sollte es zu einem lokalen Blackout in Oftersheim kommen, werden wir eine Sandwichfunktion einnehmen. Das bedeutet, wir sind das Verbindungsglied zwischen Kommune und Land beziehungsweise Staat. Wir können dann Hilfe von außen organisieren.“ Doch der stellvertretende Kreisbrandmeister appelliert auch an die Bürger: „Die wichtigsten Vorbereitungen können Sie nur selbst treffen. Alle Menschen sind dazu angehalten, die Produkte, die für ein paar Tage zum Überleben reichen, im Haus zu haben.“ Alles, was der Bürger brauche, könne er auf der Webseite des Bundesamts für Katastrophenschutz (BBK) finden, so Splett.
Momentan ist die Gemeinde Oftersheim noch unvorbereitet
„Die Veranstaltung kommt etwas zu früh, denn der Notfallplan, zu dem die Gemeinde verpflichtet ist, wird erst im nächsten Jahr finalisiert“, meint Bürgermeister Pascal Seidel und fügt an: „Auch unsere analogen Sirenen werden im Jahr 2024 abgeschaltet. Das heißt, dann können wir nicht mehr warnen, wenn der Strom weg ist. Da müssen wir nachrüsten.“ Doch damit nicht genug, der Bürgermeister gesteht: „Außerdem hat das Rettungszentrum keinen Notstromzugang. Auch der kommt 2024. All das wird sich im Notfallkonzept wiederfinden, wozu es auch eine große Notfallübung geben wird.“
Das noch nicht realisierte Konzept treibt auch den Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr Oftersheim um: „Wie gesagt, es gibt noch kein Notstromaggregat. Das bedeutet, nach 20 Minuten ist in der Feuerwehr alles dunkel. Dann können wir nur noch aus dem Auto aus funken.“ Doch das bedeutet nicht, dass die Oftersheimer Freiwillige Feuerwehr in diesem Falle untätig wäre, erklärt Andrea Danieli: „Wir würden ein Fahrzeug vor dem Rathaus besetzen, eins am Lessingplatz, eins in der Siedlung. Erst mal würden die Brandmeldeanlagen in Oftersheim Alarm schlagen, diese müssten wir zunächst kontrollieren. Außerdem ist es dann unsere Aufgabe, den Rettungsdienst dabei zu unterstützen, die Menschen, die elektrisch beatmet werden, aus den Gebäuden zu holen.“ Auch eine akkubetriebene Drohne könne die Feuerwehr über der Gemeinde fliegen lassen, damit Bürger, die Hilfe benötigen, mit einer Taschenlampe auf sich aufmerksam machen könnten, so Danieli. Das Wichtigste an diesem Tag ist für ihn: „Ich hoffe, es trifft uns nicht. Falls doch, sind wir da. Wenn die Menschen nicht mehr wissen wohin, steht die Feuerwehr offen.“
Feuerwehr Oftersheim appeliert: Aufeinander achten
Die Bürger kommen der Einladung Fragen zu stellen, gerne nach. Alle Verantwortlichen versuchen, die Fragen der Bürger ausführlich zu beantworten. Es wird angeregt diskutiert, wobei der stellvertretende Kreisbrandmeister besonders hervorhebt: „Bei einer solchen Krise muss auch die Nachbarschaft aufeinander achten. Wenn Sie wissen, Ihr Nachbar könnte Hilfe brauchen, dann bieten Sie sich an.“
Einen Hieb verteilt Matthias Splett an die Politik: „Man merkt, dass die Politik sich seit der Wiedervereinigung nicht mehr genug vorbereitet hat. Die Friedensdividente hat für einen 30-jährigen Dornröschenschlaf gesorgt.“ Die Bemerkung Seidels, die Veranstaltung sei etwas zu früh, spiegelt sich auch in dessen Antworten auf die zahlreichen Bürgerfragen wider: „Diesen Punkt werden wir in dem Konzept 2024 aufgreifen.“ Ein Satz, der dem Bürgermeister so oder so ähnlich einige Male über die Lippen kommt.
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Kommentar Zu lange verwaltet: Feuerwehr Oftersheim ohne Notstromaggregat