Oftersheim. „Ich habe in Oftersheim ein neues Zuhause gefunden“, erklärt Mojgan Nejadahad sichtlich bewegt. Die junge Frau floh vor acht Jahren aus dem Iran nach Deutschland – und ist nach einer langen Reise nun endlich angekommen.
Dass die Iranerin sich in der Gemeinde derart wohlfühlt, ist der besondere Verdienst eines kleinen Teams. Der Asylkreis Oftersheim unterstützte Nejadahad umfänglich auf ihrem Weg. An diesem Donnerstagabend sehen die Ehrenamtlichen die Geflüchtete wieder – beim Begegnungscafé im evangelischen Gemeindehaus Oftersheim.
Seit fast 35 Jahren gebe es den Asylkreis mittlerweile, bestätigt Mitorganisatorin Angelika Feurich. „Daher werden wir eine große Jubiläumsfeier veranstalten. Ich werde eine Präsentation über die Jahre machen“, fügt Wolfgang Burkhardt hinzu, der schon jetzt verrät: „Es wird um die drei großen Themenbereiche der Integration gehen. Die Sprache, die Kultur und die Patenschaften. Das sind die Stützpfeiler, um Geflüchtete erfolgreich in unsere Gesellschaft einzubetten.“
Ein theoretisches System des Asylkreises, welches die Praxis des Abends bestätigt. Besonderen Fokus setzen die Verantwortlichen auf den dritten Punkt – die Patenschaften, wie Gabi Klein verrät: „Wir haben in Oftersheim nahezu eine Eins-zu-eins-Betreuung angeboten und das zahlt sich aus. Durch die Unterstützung bei Behördengängen, Arztbesuchen und allem, was noch dazu gehört, schafften wir es, die Menschen gut in den Ort zu integrieren – auch dank der großartigen Hilfe der Verwaltung.“ Doch auch bei den Oftersheimern lief nicht immer alles rund, wie Hannelore Patzschke aufzeigt: „Wir bekommen eigentlich immer Unterstützung und können uns sehr glücklich schätzen, dass es in Oftersheim kaum Rassismus gibt. Nur bei der Wohnungssuche treffen wir immer wieder auf Ablehnung der Vermieter, wenn wir sagen, dass es um Geflüchtete geht.“ Eine Aussage, die auch von den weiteren anwesenden Teammitgliedern bestätigt wird.
Hilfe von Geflüchteten für Flüchtlinge in Oftersheim
„Ich engagiere mich im Asylkreis seit dem Ukrainekrieg. Ich bin selbst aus der Sowjetunion und seit 1989 in Deutschland. Nun möchte ich als Dolmetscherin den Geflüchteten dort helfen, wo ich eben kann“, erzählt Olga Frank, die solche Treffen wichtig finde, um den Menschen Ablenkung zu bieten: „So kommen die Leute mal raus und sehen etwas anderes. Viele haben bestimmt nur den Krieg in ihrer Heimat im Kopf.“ Doch nicht nur Frank möchte im Asylkreis der Gesellschaft etwas zurückgeben. Auch Sahar Zimmermann hat vor, ihre Unterstützung anzubieten: „Ich bin selbst vor acht Jahren aus dem Iran geflüchtet. Zunächst wurde ich in einer Kaserne in Schwetzingen untergebracht. Dann kam ich nach Oftersheim. Mittlerweile wohne ich in Schwetzingen und habe da meine zweite Heimat gefunden. Momentan suche ich nach Möglichkeiten, mich für die Menschen einzusetzen. Ich könnte mir gut vorstellen, im Rathaus bei der Integration zu helfen oder in Schulen – wo man mich eben braucht.“
Die junge Frau, die im Iran Buchhaltung studierte und nun bei einem Steuerberater arbeitet, hat ein Anliegen, das sie besonders wichtig findet: „Ich war beim Frauencafé in Schwetzingen. Das ist so eine tolle Sache. Dafür möchte ich unbedingt einmal danken.“
„Ich möchte in Oftersheim bleiben“
Das Buffet an diesem Abend ist prall gefüllt. „Jeder bringt etwas mit, es ist sehr international“, meint Gabi Klein. Unter anderem gibt es einen Kohleintopf von Mojgan Nejadahad, die ihre Geschichte offenbart: „Ursprünglich komme ich aus Teheran im Iran. Als ich ankam, wurde ich in Mannheim untergebracht. Nach kurzer Zeit kam ich nach Oftersheim. Mittlerweile habe ich seit sieben Jahren eine Wohnung mit meiner Familie, auch dank der unglaublich tollen Arbeit des Asylkreises.“
Sie habe das Gefühl, in Oftersheim endlich angekommen zu sein, bestätigt die Iranerin und fügt an: „Mein Mann arbeitet momentan als Busfahrer. Er würde aber gerne am Flughafen in Frankfurt arbeiten. Da hat er nämlich mehr Abwechslung. Das fände ich sehr schade, ich möchte unbedingt in Oftersheim bleiben.“ Dass die Geflüchteten nahezu perfektes Deutsch sprechen, ist auch der Arbeit von Brigitte Frei zu verdanken. Die ehemalige Leiterin des Schulamtes Mannheim bietet Deutschunterricht für die Geflüchteten an, damit auch Mütter teilnehmen können nun sogar mit einer Kinderbetreuung an jedem Montag und Mittwoch.
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