Oftersheim. Wer die alte Feuerwache in der Mozartstraße kennt und auch die alte Unterbringung der Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dem mag es wie ein Traum vorkommen: das neue Gebäude in der Eichendorffstraße.
Groß und auf dem neusten Stand der Technik bietet es sowohl der Feuerwehr als auch dem DRK viel Platz und mehr Möglichkeit, ihrer wichtigen und oft lebensrettenden Tätigkeit besser und zeitgemäßer nachgehen zu können. Das sogenannte Rettungszentrum ist nun von der Baubehörde freigegeben. In wenigen Wochen können die Einsatzkräfte komplett einziehen.
Material ist bestellt
Einziger Schönheitsfehler bisher: Es ist noch nicht richtig in Betrieb, auch wenn die DRK-Wagen schon Einzug gehalten haben. Neben einer langen Mängelliste sorgt vor allem ein Mauerdurchbruch, der für ein Abwasserrohr gebraucht wurde, für Ärger. Denn aus Brandschutzgründen wurde das neue Domizil bisher nicht freigegeben. Doch nun zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. Bürgermeister Jens Geiß und Feuerwehrkommandant Andrea Danieli haben im Gespräch mit unserer Zeitung den aktuellen Stand beleuchtet. „Der Trockenbauer hat das Material bestellt. Sobald es da ist, macht er dort einen Kasten drum, dann ist das erledigt“, so Jens Geiß und zeigt dabei auf die Stelle in der Decke. „Dies ist ein Fluchtraum“, erklärt Danieli, der müsse mindestens 30 Minuten Feuer standhalten. Da für ein Abwasserrohr die Feuerschutzwand durchbrochen wurde, müsse diese Maßnahme sein. „Es ist aber nur eine Frage von Wochen. Wir haben jetzt das Okay vom Amt. Das Gebäude kann mit den Auflagen (Brandschutzisolation) so freigegeben werden.“ Auch an der Mängelliste sei man dran, das meiste sei schon in Auftrag gegeben. „Eigentlich müssten wir die in ‚Wunschliste‘ umbenennen. Das kann alles noch erledigt werden, wenn schon eingezogen wurde.“ Nur noch elektronische Programmierarbeit müsse an den elektronischen Anlagen gemacht werden. Dann stünde dem Umzug nichts mehr im Weg.
Die Aufregung um das Durchgang-verboten-Schild kann das Gemeindeoberhaupt nicht nachvollziehen. „Das geht nicht anders. Per Gesetz ist es gar nicht mehr erlaubt, dass dort Passanten entlanglaufen, wo sich eine Feuerwehrausfahrt befindet, um Unfälle zu vermeiden. Einzige Alternative wäre die Einzäunung gewesen.“ Das Schild sei so aufgestellt worden, dass Menschen, die zum Supermarkt wollen, schon beim Zebrastreifen die Straße queren müssen. „Per Gesetz gilt das Durchgangsverbot vor Feuerwehrausfahrten, nicht aber für das DRK. Aber auch die müssen schnell zum Einsatz. Darum ist es so sicherer“, betont er. Es fehle aber noch ein weiteres Schild, das bald ergänzt würde: „Darauf wird stehen, dass das Durchgangsverbot für Besucher, die zum Rettungszentrum wollen, natürlich nicht gilt.“
Namensgebung ist umstritten
Eine ältere Dame steht vor dem Rettungszentrum und ärgert sich, weil die Feuerwehr immer noch nicht im Gebäude ist. „Die hatten doch alle Zeit der Welt. Was soll das? So viel Geld“, sagt sie, will ihren Namen aber nicht nennen.
Unmut und Unverständnis zeigte sich auch im Gemeinderat (wir berichteten). So hatten Annette Dietl-Faude (CDU) und Patrick Schönenberg (Grüne) gefragt, ob die Mängel wie kaputte Scheiben oder von der Decke hängende Kabeln endlich beseitigt und der Trockenbauer die Braunschutzauflagen nun umgesetzt habe. „Zwischen Kommandantur und Bauamt gab es Unstimmigkeiten“, so Dietl-Faude, die sie als Verbindungsfrau zwischen Rat und Feuerwehr hautnah mitbekommen habe. Da habe es viel Ärger gegeben. Auch das erst kürzlich aufgestellte Verbotsschild für Fußgänger, das die Benutzung des Gehwegs vor dem Zentrum untersagt, empfindet sie als ziemlich fragwürdig. „Sollen wir da drüberhüpfen?“, fragt sie. „Das sechs Monate nach der Übergabe immer noch kein Einzugstermin feststeht, jedoch der Bürgermeister im gleichen Gebäude Sitzungen abhält, während die Feuerwehr in ihrem alten Gebäude ausharren muss, lässt einen beschämt zurück“, so Patrick Schönenberg. Und das Durchgang-verboten-Schild mache auch ihn ratlos, genau, wie vieles andere.
„Für mich ist das eine Feuerwache“, betont Danieli, das DRK sei nur Mieter, die Feuerwehr aber der Gemeinde zugehörig. „Das Verhältnis zwischen uns und dem DRK ist sehr gut. Anders lautende Aussagen dazu stimmen nicht“, betont er. Auch Patrick Schöneberg und Annette Dietl-Faude sehen die Betitlung „Rettungszentrum“ kritisch. „Da werden Fakten geschaffen, indem sich der Arbeitstitel einschleift“, sagt sie. Und ihr Ratskollege unterstreicht: „Beim neuen Feuerwehr- und DRK-Gebäude spreche ich nicht von einem ‚Rettungszentrum‘. Beide lehnen diesen Begriff seit Jahren ab und er ist irreführend.“
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