Kurpfalzhalle

Neujahrsempfang in Oftersheim: Auf ein Jahr der Zuversicht

Bürgermeister Pascal Seidel spricht beim Neujahrsempfang über den persönlichen Beitrag aller zur deutschen Demokratie. Dabei verweist er zwar auch auf negative Entwicklungen, aber will vor allem für Optimismus plädieren.

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Lukas Heylmann
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Pascal Seidel hält seine zweite Neujahrsrede als Bürgermeister. © Dorothea Lenhardt

Oftersheim. Zu Beginn seiner Rede beim Neujahrsempfang in der Kurpfalzhalle blickte Oftersheims Bürgermeister Pascal Seidel zunächst einmal auf die Vorjahresausgabe der gleichen Veranstaltung zurück, bei der er als recht frisch gewählter Rathauschef erstmals so ausführlich zu den Bürgern gesprochen hatte. Damals hatte er mit Worten von Giovanni Di Lorenzo, Chefredakteur der „Zeit“ eingeleitet: „Spurlos konnte dieses Jahr nur an einem Menschen vorübergehen, der kein Herz und keinen Verstand hat.“ Was sich vor einem Jahr auf 2022 bezog, passe laut Seidel auch zum nun abgelaufenen Jahr. Seidel habe nicht mehr den Eindruck, dass die Gesellschaft vor allem einzelne Herausforderungen zu meistern habe, sondern sich im Dauerkrisenmodus befände.

„Das neue Jahr hat nun begonnen und ich denke, wir wünschen uns alle, dass 2024 ein Jahr der Zuversicht wird, in dem wir wieder optimistischer nach vorne schauen können, auch wenn es aktuell etwas schwerfallen mag“, blickte Seidel anschließend in die Zukunft, bevor er er einen eindeutigen Appell an die Bürger seiner Gemeinde richtete: „Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was gut läuft. Wir sollten uns nicht von den Sorgen erdrücken lassen, sondern konstruktiv sein.“

Die „Herrenkombo“ aus der Pfalz (v. l.: Thomas Rittler, Michael Herzer und Matthias Dörsam) sorgt im Saal und auf der Bühne für Unterhaltung. © Lenhardt

Im Anschluss ging der Bürgermeister hart aber fair mit den sozialen Medien ins Gericht. „Das unentwegte Warnen vor dem Unheilvollsten halte ich persönlich für kontraproduktiv. Außerdem ist nicht alles, was dort verbreitet wird, wahr.“ Er wolle stattdessen vor Ort Optimismus verbreiten und Energie für sinnvolle Projekte nutzen, wobei er auch auf die Unterstützung der Bürger hoffe.

Jubiläen und Projekte in Oftersheim

Seidel nahm sich seinen eigenen Aufruf zur Konzentration aufs Positive auch selbst zu Herzen und referierte ausführlich über die guten Leistungen und schönen Ereignisse, die 2023 mit sich gebracht hat. So verwies er auf das 35- beziehungsweise 40-jährige Bestehen von Asylkreis und Heimat- und Kulturkreis und wünschte beiden Institutionen, dass ihnen der Nachwuchs an Ehrenamtlichen, auf die sie eindeutig angewiesen sind, nicht ausgehen möge.

So wie kein Neujahrsempfang ohne Sportlerehrung auskommt, so geht es auch nicht ohne Übergabe der Orden durch den CC Grün-Weiß (trotz einer kurzen Prinzessinnenverwechslung seitens Präsident Jürgen Abel) oder ohne Neujahrsbrezel. Krankheitsbedingt musste diese allerdings ohne das normalerweise verantwortliche Vereinskartell ablaufen. Und so hatten der Rathauschef (v. l.), Kulturamtsleiter Guido Hillengaß und Hauptamtsleiter Jens Volpp dennoch stolz, ein Backwerk zu präsentieren. © Dorothea Lenhardt

Des Weiteren erwähnte der Bürgermeister Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz, die nur ein Anfang sein sollten, sowie auf den Start neuer Bemühungen in Sachen Jugendbeteiligung – für Seidel laut eigener Aussage ein „Herzensanliegen“.

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Analog zur Kritik an den sozialen Medien früher in der Rede äußerte der Rathauschef allerdings noch Bedenken zu einem anderen Thema: Zusammengefasst unter dem Oberbegriff „Vertrauenskrise in der Politik“ beschrieb Seidel Erfahrungen, die sowohl die Arbeit in der Verwaltung als auch gesellschaftliche Wahrnehmungen generell betrafen.

Unverständnis und Missmut auch bei Oftersheimer Bürgern

So stießen auch die Mitarbeiter im Oftersheimer Rathaus immer öfter auf Unverständnis und Missmut. Dabei gab Seidel zu: „Nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden könnte, auch bei uns in Oftersheim. Auch ich mache nicht immer alles richtig und auch mir ist manches zu unübersichtlich, aber gemeinsam haben wir bisher immer einen guten Weg gefunden, die Herausforderungen zu meistern.“ Doch manche Bürger in Deutschland würden sich nur noch „mit Hingabe aufregen“ und „an nichts und niemandem ein gutes Haar lassen“, was aus Sicht des Bürgermeisters die Wahrung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefährde, die „der einzige Garant für unser Leben in Freiheit“ sei.

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Des Weiteren plädierte Pascal Seidel dafür, gesellschaftliche Errungenschaften mehr zu würdigen und zu schützen – was sich mit seinem Aufruf deckt, mehr Optimismus auch im Angesicht von sich auftürmenden Krisen zu wagen. Vieles sei auch in Deutschland verbesserungswürdig – als Beispiele nannte er ungleich verteiltes Vermögen oder die Benachteiligung gesellschaftlicher Gruppen. „Aber wir dürfen nicht außer Acht lassen, wie viele Menschen gerne mit uns tauschen würden“, erinnerte der Bürgermeister.

Stimmen zum Oftersheimer Neujahrsempfang

So uneins wohl alle Kommunen manchmal wirken – und das schließt naturgemäß Oftersheim nicht aus – so einig waren sich aber zumindest die befragten Bürger beim Neujahrsempfang über dessen Qualität. Die gut gefüllte Kurpfalzhalle sprach eigentlich schon für sich, aber auch den Äußerungen war zu entnehmen, dass es sich bei der Veranstaltung um einen vollen Erfolg gehandelt hat.

  • Ralf Kumpf, Vorsitzender des Motorsportclubs, zeigte sich beispielsweise „absolut zufrieden“ mit der Rede von Bürgermeister Pascal Seidel. „Er ist wirklich ein Gewinn und das Beste, was der Gemeinde hätte passieren können“, lauteten seine sehr eindeutigen Worte gegen Ende des Abends.
  • Holger Pudack war einer ganz ähnlichen Meinung. Laut eigener Aussage besucht er den Neujahrsempfang, weil er ein großes Interesse am allgemeinen Geschehen in der Gemeinde habe. Die Rede des Bürgermeisters habe er „sehr ansprechend“ gefunden. „Das gilt sowohl bei den negativen Betrachtungen als auch bei den positiven. Ich fand beides hochinteressant“, sagte er auf Nachfrage dieser Zeitung. Ein weiterer Höhepunkt sei für ihn die Ehrung der verdienten Sportler, die er gespannt mitverfolge.
  • Heidrun Thöne hat, wie sie selbst sagt, schon einige Neujahrsempfänge in Oftersheim miterlebt. Von dem aktuellen lautete ihr Fazit: „Hellauf begeistert.“ Schon 2023 habe sie großen Spaß am Auftritt von Kabarettist Django Asül gehabt und habe sich deshalb sehr gefreut, dass er erneut mit von der Partie war. „Das finde ich stark für eine so kleine Gemeinde wie Oftersheim. Er ist bestimmt nicht ganz billig. Und ich fand es auch diesmal wieder sehr lustig. Es ist doch einfach schön, wenn man lachen kann.“
  • Nach so guter Resonanz ist es keine große Überraschung, wie viele Bürger noch Pascal Seidels Einladung annahmen, um bei Getränken und Musik vor Ort zu bleiben. lh

Abschließend wies er noch mal auf die im Juni anstehende Kommunalwahl hin – mit der geäußerten Hoffnung, dass es in Oftersheim eine hohe Wahlbeteiligung geben wird. Schlussendlich hatte er noch einen weiteren Appell an seine Gemeinde: „Lassen Sie uns im Gespräch und im Austausch bleiben. Eine erste Gelegenheit dazu ist heute Abend, bei unserem Neujahrsempfang.“

Die Oftersheimer Sportler: Ehre, wem Ehre gebührt

Es blieb nicht Seidels einzige Rede an diesem Abend – die zweite ging zu Ehren von Pia Rühle, Anne Braun und Max Moerstedt wegen deren sportlicher Leistungen. Sportschützin Rühle, die 2023 badische Jugendmeisterschaft in der Disziplin 25 Meter Luftpistole gewann, erhielt die Sportplakette in Bronze. Leichtathletin Braun vom TSV Oftersheim errang im vergangenen Jahr unter anderem den baden-württembergischen Meistertitel im Hürdenlauf über 400 Meter und bekam dafür die Sportplakette in Silber.

Ehrung der verdienten Sportler durch Bürgermeister Pascal Seidel: Anne Braun (v. l.), Max Moerstedt und Pia Rühle beim Neujahrsempfang. © Dorothea Lenhardt

Dem frischgebackenen U17-Fußballweltmeister Moerstedt – früher bei der SG Oftersheim tätig – wurde für seinen Erfolg aus dem vergangenen Jahr die Sportplakette in Gol verliehen, wobei Pascal Seidel auch nicht Moerstedts Leistung am Elfmeterpunkt im Finale gegen Frankreich unerwähnt ließ.

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