Oftersheim. 75 Jahre sind eine lange Zeit – erst recht, wenn man bedenkt, dass jemand vor diesem beachtlichen Zeitraum schon 14 Jahre alt war. Beim Festgottesdienst der Jubelkonfirmation in Oftersheim, wurden zwei Frauen für diesen Jahrestag als Konfirmandinnen geehrt. Neben den beiden, die ihre kronjuwelene Konfirmationen feierten, kamen noch etliche für das gnadene, eiserne, diamentene und goldene Jubiläum hinzu. 36 Gläubige konnten so in der Christuskirche erneut Gottes Segen entgegennehmen.
An was erinnert man sich nach so langer Zeit noch? „An vieles“, da sind sich vor dem Gottesdienst fast alle einig. „Es waren aber andere Zeiten“, betonen die beiden kronjuwelenen Konfirmandinnen Else Ochs und Margot Zinser. Die beiden wurden 1948, drei Jahre nach Kriegsende, konfirmiert. Im Vergleich zu heute sind einige Dinge unvorstellbar: „Es gab nicht genug Stoff. Aus zwei alten Kleidern wurde mir mein Konfirmationskleid genäht“, erzählt Otz, „zu essen gab es Gulasch und danach Kaffee und Kuchen“. Auch bei Hildegard Schmidtke (79), die auf 65 Jahre Konfirmation zurückblickt, gab es ein Fest zu Hause: „Wir haben mit der ganzen Familie im Wohnzimmer gefeiert. Konfirmiert wurde ich aber nicht hier, sondern in Hofgeismar, erst 1975 kam ich nach Oftersheim.“
Höhen und Tiefen
Musikalisch wurde der Gottesdienst mit Abendmahl sowohl am Klavier, als auch an der Orgel von Paul Hafner begleitet. Mit dem Lied „Großer Gott wir loben dich“ begannen die Feierlichkeiten. In seiner Predigt nahm Pfarrer Simon Layer Bezug auf die Lebenserfahrung der Jubilare und stellt dabei fest, dass sie schon länger religionsmündige Christen sind, als er Jahre alt sei. „Solch eine lange Zeit bringt Höhen und Tiefen, Streit und Versöhnung, Liebe, Freundschaft, Verlust und Hoffnung mit sich. Auch all dies habe die Konfirmanden in der Zeit geprägt, sie sind älter geworden und haben Lebenserfahrung gewonnen.“ Dieser trägt Layer eine besondere Gewichtung bei und betont die Verbindung zu Gott während all der verschiedenen Lebensphasen – sowohl bei der ersten Konfirmation als auch bei jedem Jubiläum.
Seit der ersten Konfirmation, bei der manche vielleicht noch ganz aufgeregt waren, ist viel Zeit vergangen. Bei seiner Konfirmation vor 70 Jahren gab es noch eine andere Kirche und vor allem sei er noch jünger gewesen, erzählt Kurt Siegel (84) und schmunzelt. „Vor dem Gottesdienst mussten wir zusammen mit dem Pfarrer in die Kirche laufen.“ Das Haus war aber nicht wie heute direkt gegenüber der Kirche, sondern befand sich in der Mannheimer Straße.
Ab 50 vergangenen Jahren seit der eigentlichen Konfirmation findet alle fünf Jahre das Erinnerungsfest an den Konfirmationstag statt. Je älter die Geehrten sind, desto geübter sind sie in der Konfirmation, da sie schon einige Jubiläen hinter sich haben. Über einen Applaus nach der Ehrung durch die beiden Pfarrer Simon Layer und Tobias Habicht, freuten sich die Anwesenden trotzdem. Layer ergänzt, dass sich ja alle bei dem Fest der Eichblattkonfirmation wiedersehen würden – dieses wird nach 80 Jahren Konfirmation gefeiert. Vor dem Gottesdienst erzählte die 75-jährige Gisela Scheuber, dass sie noch alte Bilder von ihrer Konfirmation habe. Zu diesen kommen nun neue Aufnahmen der Jubelkonfirmation hinzu.
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