Oftersheim. Pantera Leo, in der Poesie auch „Leu“ und im Volksgebrauch Löwe genannt, ist als König der Katzen und für seine Wildheit bekannt. Das gilt auch für die Investoren der Vox-Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“, die seit acht Jahren über die deutschen Fernsehbildschirme flimmert. Hier stellen Start-up-Unternehmen ihre Produkte mit einem sogenannten Pitch vor und versuchen die „Löwen“ von einer Investition zu überzeugen. Wilhelm „Willi“ Frank aus Oftersheim wagt nun den Versuch und stellt sich mit seiner Firma „Nivilli“ dem Urteil von Nico Rosberg, Judith Williams und den anderen Schwergewichten der Investorenbranche.
Als selbstständiger Fliesenleger hat Frank bereits seit 2004 Erfahrung mit der Leitung eines eigenen Betriebs und durch seine handwerkliche Tätigkeit kam er auch auf die Idee, aus der die Produkte seines Start-ups entstanden. „Ich war mit meiner Handwerksfirma schon immer auf kritische Untergründe spezialisiert. Wenn es dann zum Arbeitsschritt des Nivellierens, des Planieren der Spachtelmasse zu einem ebenen Untergrund, kommt, ist es immer sehr umständlich, die Nagelsohlen anzuziehen. Außerdem ist mit den Sohlen nie viel Stabilität garantiert und das Säubern ist auch ein großer Aufwand. Ich dachte mir, dass es hier doch eine einfachere und komfortablere Lösung geben muss.“
Idee dank seines Sohnes
Die angesprochenen Nagelsohlen werden an die eigentlichen Arbeitsschuhe händisch angebracht und dienen dazu, keine Fußabdrücke auf dem zu glättenden Boden zu hinterlassen. Die Idee ließ ihn einfach nicht mehr los und irgendwann stolperte Wilhelm Frank zuhause über den entscheidenden Teil seines heutigen Produkts: „Nach der Arbeit saß ich am Küchentisch und grübelte wieder über dieses Problem mit den Nagelsohlen. Dann entdeckte ich die Baby-Crocs meines damals zweijährigen Sohnemannes, die mir zuvor nie wirklich aufgefallen waren. Da wusste ich, wenn ich den Tragekomfort solcher Schuhe in Verbindung mit der Nützlichkeit der Nagelsohlen bringe, habe ich die Lösung.“
Und so startete der Fliesenleger direkt einen Selbstversuch, kaufte sich Crocs und brachte mit Hilfe von Silikon die Nägel an die Sohlen an. Als er am nächsten Tag zur Arbeit ging und die Schuhe zum Nivellieren anzog, war ihm klar, dass die Idee großes Potenzial besitzt: „Es war ein Gefühl wie auf dem Parkett zu tanzen. Kein Vergleich zu den unbequemen Nagelsohlen. Der Kunde bemerkte das auch und hat mir gleich von ähnlichen Problemen bei der Arbeit auf seinem Rasen berichtet. Und so entstand nach dem ,Nivilli Work’ auch direkt der ,Nivilli Air’.“
Dank weiterer positiver Rückmeldungen entschied sich der Oftersheimer, zum Patentamt zu gehen und seine Erfindung eintragen zu lassen. Der Glaube an das Produkt und die gute Resonanz aus seinem Umfeld überzeugten ihn 2018 zur Gründung des Start-ups „Nivilli“, einem Kofferwort aus der Tätigkeit Nivellieren und Franks Rufnamen „Willi“. Parallel leitet er auch weiterhin seinen Fliesenleger Betrieb.
Gerade in der Anfangszeit warteten auf den Gründer etliche Herausforderungen. Die Suche nach Produzenten, Lieferanten oder einem passenden Design kostete Frank viel Zeit und Nerven: „Ich hatte zwar Erfahrung mit der Gründung eines Unternehmens, aber als Handwerker wusste ich nicht viel über die Herstellung von Schuhen und die dazugehörige Branche. Erst nach und nach konnte ich mich in die Thematik einfinden, in Fachgesprächen eine gute Figur machen und die passenden Konditionen aushandeln.“
Die Unterstützung seiner Familie und Freunde sei ihm damals eine enorme Hilfe gewesen. „Vor allem meine Frau hielt mir zu Beginn von ,Nivilli’ stets den Rücken frei und ich bin ihr und meinen Freunden dankbar für alles.“
Nach einigen Anläufen fand sich dann auch das passende Design und „Nivilli“ kam auf den Markt. Mit der Zeit stiegen die Anfragen aus dem Business-to-Business-Bereich, wie beispielsweise aus Dänemark oder Schweden. Und wer die Nagelschuhe direkt vom Hersteller kaufen wollte, bediente sich im eingerichteten Online-Shop. Auf die- se Weise wuchs das Unternehmen nach und nach, bis der Eigentümer zu einem Entschluss kam: „Als ich ,Die Höhle der Löwen’ das erste Mal sah, wusste ich, dass ich irgendwann auch einmal vor den Investoren stehen wollte. Und so habe ich mich mit ,Nivilli’ beworben und wurde zum Pitchen eingeladen.“
Aus Kasachstan in die Kurpfalz
Zu seiner Heimatgemeinde hat der in Kasachstan geborene Familienvater eine ganz besondere Beziehung: „Als wir 1989 nach Oftersheim kamen, wurden wir im ,Goldenen Hirsch’ untergebracht. Alle haben uns herzlich aufgenommen und so fiel die Integration leicht. Ich fühle mich als waschechter ,Ofdascher’ und bin stark mit dem Ort verbunden.“
Im „Goldenen Hirsch“ richtete „Willi“ auch Jahre später das erste Büro von „Nivilli“ ein. Während andere Unternehmen in der sprichwörtlichen Garage gegründet wurden, nutzte der Fliesenleger für den Start seines Unternehmens also genau den Ort, an dem es für ihn 1989 auch angefangen hat.
Wie es für Frank und seine Firma weitergeht und ob er die Löwen „zähmen“ kann, ist am Montag, 16. Mai, 20.15 Uhr, auf Vox zu sehen.
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