Oftersheim. . „Die sind richtig angefixt“, sagt Sebastian Längerer. „Teilweise sprechen sie von den Spielern als Talentscouts.“ Auf dem Kunstrasenplatz der SG Oftersheim herrscht am Mittwoch reges Treiben. Zahlreiche Kinder jagen dem Fußball hinterher. Neben den dicken Winteroutfits aus Mütze, Handschuhe und – was in der kalten Jahreszeit in dem Alter nicht fehlen darf – langen schwarzen Hosen unter den kurzen Sportshorts sind mehrere der jungen Fußballerinnen und Fußballer mit blauen Trikots ausgestattet. Auf der Brust tragen sie nicht ohne Anlass das Wappen der TSG Hoffenheim, denn am Nikolaustag haben sie das Glück, mit den Spielern der U23 des Bundesligavereins zu trainieren.
Glück deswegen, weil sie zufällig als Teilnehmer ausgelost wurden. Die Aktion „Kickolaus“, bei der sich zehn- bis 18-Jährige unabhängig von ihrer Vereinszugehörigkeit anmelden konnten, erfuhr eine derart große Resonanz, dass von den 60 Angemeldeten 20 leider leer ausgehen mussten.
„Die Kinder machen das super“, lobt Frederik Schmahl, einer der drei anwesenden TSG-Profis, das Engagement der Nachwuchskicker, während er das Abschlussturnier von der Seitenlinie leitet. Der „Typ Berliner Straßenkicker“, wie sein Teammanager Thomas Gomminginger umschreibt, ist selbst Inhaber einer Trainerlizenz im Juniorenbereich und genießt es, auch mal als Trainer auf dem Platz zu stehen.
Mitgebracht haben er und seine beiden Teamkollegen Luka Djuric und Lukas Mazagg nicht nur ein fast zweistündiges Trainingsprogramm, sondern auch wertvolle Tipps für den Nachwuchs, wie der zehnjährige Nils verrät. „Man sollte es beim Dribbeln immer erst mal etwas langsamer probieren und erst dann schneller werden, wenn man es gut kann“, sagt er gekleidet im blauen Heimtrikot der Hoffenheimer. Auf dem Rücken prangt die Nummer sechs, darüber der Name Prömel. Der zuletzt erstmals für die Nationalelf nominierte Mittelfeldmann sei sein Lieblingsspieler. Was ihm außerdem gut gefallen hat? „Dass man mal mit mehreren Jugenden zusammenspielen konnte.“
Teilnahme als Geschenk für junge Oftersheimer
Schließlich fand sich ein bunter Mix aus Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis zwölf Jahren auf der Anlage ein. Nils selbst tritt in der E-Jugend gegen den Ball, genau wie Clara, die in derselben Altersklasse im Mädchenteam der SG Oftersheim aktiv ist. Ihr Vater Stefan Rößler steht am Spielfeldrand. „Sie durfte mal mit den Damen der TSG Hoffenheim einlaufen, seitdem bekommen wir sie nicht mehr runter vom Platz“, erzählt der Altlußheimer über seine Tochter, die erst kurz vor dem Training überhaupt davon erfahren hat. Ihre Eltern hatten sie zwar angemeldet, das Ganze aber als Nikolausgeschenk verpackt. „Sonst hätte sie vor Aufregung wahrscheinlich nächtelang nicht geschlafen“, lächelt er und nippt weiter an dem Tee seiner Thermosflasche, mit der er sich der Kälte erwehrt.
Die Organisatoren verbuchen die Aktion allesamt als vollen Erfolg. Oftersheims Jugendreferent Längerer zeigt sich „geflasht, dass tatsächlich alle gekommen sind“. Ob der grassierenden Erkältungswelle rechnete er mit krankheitsbedingten Absagen. Über die Zusammenarbeit mit der TSG Hoffenheim zeigte er sich „stolz“. Für den Bundesligaverein fiel die Veranstaltung unter die sogenannten Querpass-Projekte, bei denen Spieler sich im sozialen Bereich engagieren.
Ausgegangen ist die Initiative von der Metropolregion Rhein-Neckar, die die Aktion als Teil eines Jugendbeteiligungsprojekts zum Thema Freiheit in die Wege leitete. Wie Mitarbeiterin Judith Pendzialek erklärt, sei der Begriff Freiheit in diesem Fall als Bewegungsfreiheit interpretiert worden. Vor dem Training hat es noch einen kleinen Workshop gegeben, bei dem die Kinder ihre Gedanken zur Frage „Was heißt Freiheit für mich?“ auf einem Plakat festhielten. „Das ist aber etwas kurz ausgefallen, weil alle so schnell wie möglich auf den Platz wollten“, erzählt sie.
Von dem laut Pendzialek bestbesuchten Workshop in ihrer Reihe – sonst gebe es etwa 20 Anmeldungen – zeigt sich auch der Jugendleiter der SG Oftersheim, Dimitrios Chrisafis, begeistert: „Die Resonanz ist super. Solche Aktionen sind das, was uns als Verein auszeichnet.“
Ausgepowert und mit Vater Stefan bereits auf dem Weg zum Auto blitzt auch bei Clara noch mal Begeisterung auf. In der Hand hält sie ein Trikot der TSG Hoffenheim, das nach Trainingsende verschenkt wurde. „Ich habe von allen drei Spielern eine Unterschrift bekommen. Das ist total cool“, strahlt die Zehnjährige.
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