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Oftersheimer Jugendreferent will die Bedürfnisse junger Menschen besser verstehen

Sebastian Längerer, der neue Jugendreferent von Oftersheim, hat seine Position vor kurzem angetreten und plant, Bedürfnisse und Wünsche der Jugendlichen durch eine Online-Umfrage und ein "Jugend-Hearing" zu ermitteln.

Von 
Lukas Heylmann
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Sebastian Längerer präsentiert in seinem Büro Plakate für zwei anstehende Projekte: links die Ankündigung für das „Jugend-Hearing“ mit QR-Code für die Umfrage, rechts das Street-Art-Projekt auf dem Gelände von Edeka Embach. © Heylmann

Oftersheim. Als klassischer Verwaltungsmensch sieht sich Sebastian Längerer wohl nicht. Ob das noch kommt, kann man nicht wissen, immerhin ist er in seiner neuen, zusätzlichen Funktion als Oftersheimer Jugendreferent noch nicht einmal drei Monate im Amt. Zudem ist er weiter Hausleiter des Jugendzentrums (Juz), was trotz der gemeinsamen Zielgruppe sehr unterschiedliche Aufgaben sind.

Doch Längerer will seine Erfahrungen natürlich auch in seiner neuen Tätigkeit nutzen – soweit das möglich ist. „In der Vergangenheit lagen viele Aufgaben, die eigentlich das Jugendreferat hätte übernehmen sollen, sowieso beim Juz“, berichtet Längerer. Allerdings erhofft er sich nun auch größere Resonanz, wenn er statt für ein Jugendzentrum von einer Gemeindeverwaltung aus Aktionen plant – nicht seitens der Jugendlichen, sondern seitens möglicher Partner.

Jugendarbeit in Oftersheim durch gezielte Aktionen verbessern – nicht an den Jugendlichen vorbei

Welche Aktionen das sein sollen, ist noch nicht hundertprozentig klar. Einerseits, so Längerer, weil bei allem viel Planung involviert ist, andererseits aber auch, weil er seine Aufgabe nicht an den Jugendlichen vorbei erfüllen will. Das sei in der Vergangenheit nicht immer optimal gelaufen, auch er seine Worte vorsichtig wählt.

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„Es war in den vergangenen Jahren nicht immer so erfolgreich wie erhofft“, konstatiert Längerer. „Seit ich die Stelle angetreten habe, erreichen mich von allen möglichen Seiten Anfragen über meine Arbeit. Aber da kann ich ja noch nicht viel berichten – noch haben wir keine Jugendbeteiligung.“

Ein Urteil, das beim ersten Hören womöglich hart klingt – das Längerer in Zukunft aber auch ins Gegenteil verkehren möchte. Einige Aktionen für Jugendliche hat der Referent bereits angeleiert, aber die Basis, auf der seine zukünftige Arbeit fußen soll, besteht aus einer Online-Umfrage und einem anschließenden „Jugend-Hearing“. Die Idee dahinter ist laut Längerer folgende: Sobald die Fragen im Internet verfügbar ist, haben Menschen zwischen elf und 21 Jahren die Möglichkeit, sie per QR-Code aufzurufen und zu beantworten. Bei einer Veranstaltung am Montag, 30. Oktober, sollen die – aus den Antworten hervorgehend – wichtigsten Themen vorgestellt werden. Dabei wird auch Bürgermeister Pascal Seidel anwesend sein.

Jugendarbeit in Oftersheim soll durch Arbeitskreise aus Jugendlichen verbessert werden

„Wenn es so läuft, wie ich es mir wünsche, dann ergeben sich zu den Themen Arbeitskreise aus Jugendlichen, die sich damit eingehend beschäftigen, sodass klar wird, was wir tatsächlich umsetzen sollten“, erklärt Sebastian Längerer. Bürgermeister Seidel stehe dabei hinter ihm. Beide, so der Jugendreferent, wünschen sich eine moderne und ungezwungene Form der Beteiligung junger Menschen. „Viele Kommunen setzen ja auf einen Jugendgemeinderat, aber ich sehe das kritisch“, befindet er. „Wöchentliche Sitzungen mit Protokollführung – das ist für viele Jugendliche doch zu fad.“ Stattdessen erhoffen sich Längerer und Seidel eher eine projektbezogene Gestaltung, bei der sich interessierte Jugendliche für genau die Themen einsetzen können, die ihnen persönlich wichtig sind.

Davon verspricht er sich auch eine nachhaltigere Beteiligung der jungen Menschen. „Wenn sie sich für eine Sache einsetzen, die ihnen am Herzen liegt und dann merken, dass das Spaß macht und auch erfolgreichen sein kann, ist das eine Motivation für sie selbst und anschließend vielleicht auf für andere in diesem Alter“, fasst Längerer seine Hoffnung zusammen.

Veranstaltungen nicht nur im Juz

So soll sich schließlich eine Leitlinie ergeben, anhand derer der Jugendreferent künftig seine Arbeit machen kann. „Abseits der Umfrageergebnisse finde ich, dass es einen Fokus auf Veranstaltungen für die Jugend geben sollte – aber eben nicht nur im Juz, sondern auch in Kooperation zum Beispiel mit den Schulen, was unter anderem Sport angeht“, so Längerer.

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Dennoch hat er auch eine Vermutung, basierend auf seinen Erfahrungen, welche Themen besonders zentral sein werden: nämlich Mobilität und die Schaffung eines Jugendplatzes. Letzteres wird deswegen auch in der Umfrage einen größeren Teil einnehmen, auch mit Detailfragen, was die Örtlichkeit angeht und auch die Wünsche der Jugendlichen zur Ausstattung.

Jugendarbeit in Oftersheim: „Erklären, was die Jugend macht“

Doch aus Sicht von Längerer ist das Einholen und Umsetzen der Bedürfnisse junger Menschen nur ein Teil seiner Arbeit. Der andere richtet sich nämlich an die älteren Generationen von Oftersheim: „Ich muss den Menschen auch erklären, was die Jugendlichen machen beziehungsweise was wir mit ihnen organisieren – und warum.“ Ein Beispiel folgt auf dem Fuße: Bei dem kürzlich erfolgten Graffiti-Workshop, bei dem Jugendliche mit Künstler Marco Billmaier eine Wand der Bahnunterführung an der Albert-Schweitzer-Kita umgestaltet haben, hatte es viel Unmut gegeben. „Da sind teils ältere Menschen mit Fahrrädern durchgefahren, haben absichtlich die Spraydosen umgetreten, wo sie konnten und grundsätzlich gab es eigentlich nur Beschwerden über die Unannehmlichkeiten statt Interesse an der Aktion“, blickt Sebastian Längerer zurück.

Genau so etwas will er künftig vermeiden und ein Sprachrohr für Jugendliche sein. „Akzeptanz wäre mir wichtig“, fasst er zusammen. Und somit ist er in seiner Position tatsächlich jemand, der sich nicht nur für die Jugend und ihre Bedürfnisse einsetzt, sondern eben auch dafür referiert. Und das klingt ja schon deutlich weniger nach einem klassischen Verwaltungsmenschen.

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