„Café Vergissmeinnicht“

Oftersheimer Senioren besuchen Foto-Ausstellung

Der Besuch der aktuellen Ausstellung des Fotografen Volker Jean Rahn bietet viele sinnliche Anknüpfungspunkte für die Menschen mit Demenz oder eingeschränkter Alltagskompetenz.

Von 
Maria Herlo
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Konzentrierte Zuhörer: Eine Gruppe vom Betreuungs- und Demenz-„Café Vergissmeinnicht“ lauscht den Worten des Fotografen Volker Jean Rahn (l.), der im Gewölberaum über den Inhalt seiner Ausstellung „Magie des Moments“ erzählt. © Herlo

Oftersheim. Schon seit Oktober 2011 ist das „Café Vergissmeinnicht“ im evangelischen Gemeindehaus ein Begegnungsort für ältere Menschen mit Demenz oder solche mit eingeschränkter Alltagskompetenz. Ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer sorgen unter der Leitung der ausgebildeten Gesundheits- und Krankenpflegerin Doris Zimmermann jeden Montag von 14.30 bis 17 Uhr dafür, dass diese bei Kaffee und Kuchen, bei Spielen und Gymnastik einige schöne gesellige Stunden erleben. „Trotz ihrer Krankheit besitzen diese Menschen immer noch große Ressourcen und die Fähigkeit, auf Veränderungen positiv zu reagieren und sich zu freuen“, sagte Doris Zimmermann im Gespräch mit dieser Zeitung.

Immer wieder erlebt sie, wie manche der Teilnehmer bei verschiedenen Aktionen, die sie mit ihnen durchführt, darunter Ausflüge in die nähere Umgebung oder gemeinsames Singen bekannter Lieder, aus ihrer Introvertiertheit herauskommen und manchmal gar über sich hinauswachsen.

Fünf Betreuerinnen dabei

Das wurde auch am vergangenen Montag deutlich, als sie mit der Gruppe und den fünf Betreuerinnen Monika Boris, Angelika Hillengaß, Angelika Postelt, Elisabeth Schmieg, Marion Kumpf, die Ausstellung des Fotografen Volker Jean Rahn besuchte. Mit sichtlichem Interesse betrachteten die Senioren die an den Wänden ausgestellten Fotografien, tauschten sich darüber aus und hörten aufmerksam den einführenden Worten des Fotografen zu.

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„In dieser Ausstellung geht es hauptsächlich um die Perle der Karibik, wie Kuba noch genannt wird“, erläutert er, „die Leute, die dort wohnen, sind meistens sehr arm, aber sie sind auch mit wenigem zufrieden. Die Familien und ihre Freunde kommen zusammen, spielen, erzählen, machen Musik und fühlen sich dabei glücklich“, führt der Künstler vor den konzentriert zuhörenden Gästen aus. Und er erklärt ihnen, dass in der Ausstellung Bilder zu sehen sind, die er im Laufe von vielen Jahren auf seinen Reisen gemacht hat, vor allem nach Kuba, wo er sich wegen der Freundlichkeit der Menschen stets sehr wohl fühlte.

Herzlich empfangen wurden die Gäste vom „Café Vergissmeinnicht“ von Ute Walter, seit September 2018 Leiterin des Seniorenbüros, und sogar Bürgermeister Jens Geiß nahm sich Zeit, kurz vorbeizuschauen und die Leute zu begrüßen. Ute Walter ist nicht nur als Leiterin des Seniorenbüros aktiv, darüber hinaus betreut sie auch Ausstellungen wie diese hier im Gewölberaum. So war es für sie selbstverständlich, das Café Vergissmeinnicht“ in diese besondere Schau einzuladen. „Es ist auch ein Zeichen des Respekts und der Achtung den Menschen gegenüber, die als dement gelten, ihnen noch etwas zuzutrauen“, motiviert sie dieses Unterfangen.

Denn die Werke des Fotografen Rahn bieten viele sinnliche Anknüpfungspunkte, die die Erinnerung anregen und die Betrachter in die Zeit ihrer eigenen Kindheit versetzen, ist sie überzeugt. Die meisten unter den Besuchern haben ja die Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt, wo die Not allgegenwärtig war. Dass sie den älteren demenzkranken Menschen etwas Gutes getan hat, war den regen Gesprächen zu entnehmen, wo sie regelrecht aufblühten. Von der Ausstellung zeigten sich alle restlos begeistert. Eine der Damen (aus verständlichen Gründen wollte sie nicht, dass ihr Name veröffentlicht wird) teilte gerührt mit, dass viele Bilder sie an die Zeit erinnere, als sie selbst wenig hatten und trotzdem genügsam und glücklich waren.

Individuell zugeschnitten

Auch beim anschließenden gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im evangelischen Gemeindehaus war die Ausstellung Gesprächsthema Nummer eins. Doris Zimmermann war über das Ergebnis sehr zufrieden. Die Einrichtung, deren Träger der Kirchliche Pflegedienst Kurpfalz ist und die sie seit 2013 leitet, verfügt über qualifizierte Pflegekräfte und geschulte Helfer, die alle ehrenamtlich tätig sind. Das wöchentliche Programm ist auf die individuellen Bedürfnisse jedes Teilnehmers zugeschnitten, teilt Zimmermann mit, zusammen erleben die Menschen, die ihnen anvertraut werden, ein Stück Unbeschwertheit und Normalität.

Nicht nur die Demenzkranken sind froh über das Angebot, sagt Zimmermann, auch für die Angehörigen ist es eine große Entlastung.

Freie Autorin

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