Oftersheim/Plankstadt. Im Prozess gegen drei rumänische Staatsbürger, denen die Staatsanwaltschaft schweren Bandendiebstahl und Störung der Totenruhe vorwirft, hörte die Strafkammer des Landgerichts Mannheim am Montag noch weitere Zeugen. Die Beschuldigten im Alter von 41, 34 und 23 Jahren sollen im August vergangenen Jahres von Gräbern auf den Friedhöfen in Oftersheim und in Plankstadt sowie bei Einbrüchen in eine Metall-Recycling-Firma in München im Oktober vergangenen Jahres große Mengen Buntmetall entwendet haben.
Zwei der Beschuldigten sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Ein 46-jähriger Polizeibeamter des Reviers Schwetzingen hatte eine Liste von geschädigten Gräbern auf den Friedhöfen erstellt und eine komplette Schadenserhebung durchgerechnet. Dazu waren unzählige Telefongespräche mit Hinterbliebenen notwendig gewesen. Die weiteren Ermittlungen hatte die Kriminalpolizei übernommen. Allein für den Friedhof Oftersheim sind auf der Liste 96 Positionen verzeichnet.
Zur Beute gehören unter anderem ein Lebensbaum-Grabschmuck aus Bronze im Wert von 1.700 Euro, eine Bronzestatue für geschätzt 1.150 Euro und ein wertvolles Rosenornament aus Bronze. Das Räubertrio soll auch ein handgeschmiedetes Kreuz, ein absolutes Unikat, gestohlen haben. Wenn man so ein Kreuz nochmal anfertigen lassen würde, kämen die Kosten auf etwa 4.500 Euro. Die Neuanfertigung einer damals entwendeten Madonnenstatue würde mit mindestens 5.800 Euro zu Buche schlagen. Ein Fachbetrieb hatte den Ermittlern diese Preise bestätigt. „Heute wäre alles viel teurer“, gab der Polizeibeamte zu Protokoll.
Handys der Grabräuber geben Aufschluss zu Aufenthaltsorten während der Tatzeit
Bei den Taten in Oftersheim, Plankstadt und München waren die Handys der Tatverdächtigen in den jeweiligen Funkzellen eingeloggt gewesen. Das hatte die Auswertung der Mobilfunkdaten ergeben. Die Strafkammer nahm Überwachungsaufnahmen von München in Augenschein, unter anderem von den drei Verdächtigen in einem Kassenbereich, von einem mit drei Personen besetzten Auto an einer Tankstelle und im Verkaufsraum sowie von der Anlieferung des Diebesgutes bei einer Firma.
Es folgten noch zahlreiche Bilder von einer Wohnungsdurchsuchung in München, von Asservaten und Fahrzeugen sowie aus dem Materialgutachten. Die Täter hatten im Oktober vergangenen Jahres in München säckeweise Metallspäne entwendet. Bei der Materialübergabe an einen anderen Betrieb waren sie verhaftet worden. Ein Kriminalbeamter aus München wurde als Zeuge abgeladen.
Viel Zeit beanspruchte das Selbstleseverfahren des Berichts von zwei Sachverständigen über die zahlreichen gestohlenen Gegenstände, zumal die umfangreiche Aufstellung von einer Dolmetscherin für die drei Rumänen mündlich übersetzt werden musste. Der 41-Jährige, gegen den der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt worden war, hatte für 7.900 Euro ein Auto für die Fahrten zu den Tatorten gekauft. Das Fahrzeug mit einem rumänischen Kennzeichen war zum Schluss nicht mehr verkehrssicher. Die Beute war zeitweise in einen Kastenwagen umgeladen worden. Auch davon gibt es zahlreiche Aufnahmen.
Schaden in Oftersheim und Plankstadt von zusammen über 80.000 Euro
Der Schaden für die Grabstätten in Oftersheim beläuft sich auf 60.000 Euro, in Plankstadt sind es etwa 22.000 Euro. Die Angeklagten werden von den Rechtsanwältinnen Jana Jürgen (München) und Brigitte Bertsch (Mannheim) sowie von Verteidiger Maximilian Grashey (München) vertreten. Die Plädoyers der Verteidigung ergingen schon am dritten Verhandlungstag und bewegten sich im Rahmen der Verständigung des ersten Prozesstages.
Das Rechtsgespräch der Parteien legte für den 34-Jährigen eine Strafe zwischen drei Jahren und acht Monaten bis zu vier Jahren und zwei Monaten fest. Für den 23-Jährigen und den 41-Jährigen dürfte das Strafmaß zwischen eineinhalb bis zwei Jahre auf Bewährung liegen. Das Urteil soll am Dienstag, 30. September, um 10.30 Uhr von der Strafkammer des Landgerichts Mannheim verkündet werden.
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