Landgericht

Grabräuber vor Gericht: Zeugen aus Oftersheim sagen aus

Tag zwei im Prozess um die Grabräuber aus Oftersheim und Plankstadt: Nun werden die Zeugen befragt, die bereits am Abend erste Beobachtungen auf den Friedhöfen machen konnten.

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Volker Widdrat
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Schwerer Bandendiebstahl und Störung der Totenruhe wird drei Männern vorgeworfen, gegen die am Landgericht Mannheim ein Prozess läuft. Sie sollen Buntmetall auf den Friedhöfen in Plankstadt und Oftersheim entwendet haben. © Uli Deck/dpa

Oftersheim/Plankstadt. Im Prozess gegen drei in Deutschland lebende Rumänen, denen die Anklage schweren Bandendiebstahl und Störung der Totenruhe vorwirft, hörte die Strafkammer des Landgerichts Mannheim am Mittwoch mehrere Zeugen. Die drei Beschuldigten im Alter von 41, 34 und 23 Jahren sollen in der Nacht vom 6. auf den 7. August vergangenen Jahres von Gräbern auf den Friedhöfen in Oftersheim und in Plankstadt umfangreiches Buntmetall entwendet haben. Der Wert der Beute von den 90 Grabstätten in Oftersheim betrug 60.000 Euro, in Plankstadt wurde Grabschmuck von etwa 20 Ruhestätten im Wert von 22.000 Euro gestohlen. Nach drei weiteren Einbrüchen bei einer Metall-Recycling-Firma in München im Oktober vergangenen Jahres waren die Männer festgenommen worden. Zwei von ihnen sitzen derzeit in Untersuchungshaft.

Justiz

Prozess um Grabräuber von Oftersheim und Plankstadt: Drei Männer vor Gericht

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Der Vorsitzende Richter Oliver Ratzel nahm den Zeugen die Nervosität und stellte ihnen sowohl das Schöffengericht als auch die weiteren Prozessbeteiligten vor. Die Angeklagten werden von den Rechtsanwältinnen Jana Jürgen und Brigitte Bertsch sowie von Verteidiger Maximilian Grashey vertreten. Staatsanwalt Sebastian Stiehl vertritt die Anklage.

Jäger hörte Geräusche vom Oftersheimer Friedhof

Ein 47-jähriger Schwetzinger saß am späten Abend des 6. August vergangenen Jahres auf einem Hochsitz unweit des Oftersheimer Friedhofs. Der Zeuge ist Jäger und wollte damals nach Wildschweinen Ausschau halten, die in dem Gebiet Probleme machten. Gegen 23 Uhr hörte er vom etwa 300 Meter entfernten Friedhofsbereich Geräusche, wie sie entstehen, wenn Metallteile aufeinandertreffen. Mittels einer Wärmebildkamera konnte er zwei Personen wahrnehmen, die sich zwischen den Gräberreihen bewegten. Es sei sehr dunkel gewesen, auch der Mond habe die Szenerie nicht beleuchtet, berichtete der Zeuge. Ein Fahrzeug habe er an diesem Abend nicht gesehen. Am folgenden Tag habe er von den Zerstörungen auf dem Friedhof erfahren und seine Beobachtung der Polizei gemeldet.

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Ein 56-Jähriger war an jenem Abend gegen 19 Uhr mit seinem Hund am Friedhof in Schwetzingen unterwegs. Bei der Runde entlang der Friedhofsmauer fielen ihm drei Männer auf, die zwischen den Grabreihen umhergingen. Das sei ihm verdächtig vorgekommen, deshalb habe er genauer hingeschaut, so der Zeuge. Schließlich seien die Männer in ein Auto mit rumänischem Kennzeichen eingestiegen und davongefahren. Der 56-Jährige hatte noch ein Bild von dem Fahrzeug auf dem Parkplatz gemacht.

Zwei Tage später habe er in der Schwetzinger Zeitung von dem Vandalismus auf den Friedhöfen in Plankstadt und Oftersheim gelesen. Darum habe er das Foto an die Polizei weitergegeben und die Vorgehensweise der drei Verdächtigen auf dem Friedhof geschildert. Das Gericht nahm das Handybild in Augenschein. Der Zeuge hat auch beruflich mit einigen Geschädigten der Grabräuber zu tun und mit ihnen gesprochen. „Die Menschen sind sehr stark emotional betroffen und wissen oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen“, gab der 56-Jährige zu Protokoll. Ein Angehöriger habe ihm gesagt, „dass er vor Kummer fast gestorben sei“.

Eine andere Zeugin besuchte am Tattag das Grab ihres Mannes

Die Aussage einer Zeugin, die an diesem Prozesstag verhindert war, wurde vom Vorsitzenden verlesen. Die Frau war am frühen Abend am Grab ihres Mannes gewesen. Sie habe vor dem Friedhof vier Männer „mit südländischem Aussehen“ aus einem Kastenwagen aussteigen sehen und sich das Kennzeichen notiert. Als sie tags darauf auf Facebook von den Diebstählen auf den beiden Friedhöfen gehört habe, habe sie sich an die Polizei gewandt.

Der Bericht von zwei Sachverständigen über die zahlreichen gestohlenen Gegenstände wird im Selbstleseverfahren in den Prozess eingeführt. Die umfangreiche Aufstellung muss auch noch von einer Dolmetscherin für die drei rumänischen Angeklagten mündlich übersetzt werden. Der letzte Zeuge am zweiten Verhandlungstag war ein 36-jähriger Metallhändler aus Nürnberg. Die Täter hatten bei einem Einbruch im Oktober vergangenen Jahres in München eine Überwachungskamera auf dem Firmengelände zugehängt. Die mutmaßlichen Diebe kamen noch ein zweites Mal, um weitere Säcke mit Messingspänen abzutransportieren. Dazu gibt es Bilder von aufgeschnittenen Stellen im Zaun um das Firmengelände. Dieses Mal war aber die Polizei vor Ort. Bei der Materialübergabe an einen Betrieb in München wurden die Männer dann verhaftet.

Der Prozess wird am Montag, 22. September, um 9.30 Uhr am Landgericht Mannheim fortgesetzt. Die Strafkammer hört am dritten Verhandlungstag Polizeibeamte und sichtet Ausschnitte aus Überwachungsvideos. Am Nachmittag könnte es schon zu den Schlussvorträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung kommen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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