Kommunalpolitik

Radtour mit Baumann in Oftersheim: „Im Epizentrum des Klimawandels“

Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann (Grüne) plädiert für den Ausbau erneuerbarer Energien. Seiner Meinung nach könnten Überlandleitungen anstelle der unterirdischen Lösungen rund 20 Millionen einsparen.

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Marco Montalbano
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MdL Dr. Andre Baumann (Grüne) gibt Erläuterungen zum Ausbau erneuerbarer Energien. © Marco Montalbano

Oftersheim. Der grüne Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann hatte am Freitagabend zu einer Radtour durch den südlichen Bereich der Gemarkung der Hardtgemeinde eingeladen und zahlreiche interessierte Bürger waren dieser gefolgt. Bei mehreren Stopps bis zur Gemeindegrenze zu Heidelberg und somit zu einer der größten Solaranlagen der Gegend, gab der Abgeordnete Erläuterungen zu Chancen und Herausforderungen der angestrebten Energiewende. Mit von der Partie war Florian Reuter von der TransnetBW, der als Übertragungsnetzbetreiber eine Schlüsselrolle zukommt, damit diese gelingen könne.

„Jede zweite Kiefer hier ist schon abgestorben. Denn hier sind wir im Epizentrum des Klimawandels“, meinte Baumann und wies so auf die Dringlichkeit einer Energiewende hin. Und man müsse auch über Erfolge auf diesem Gebiet sprechen. Ein Problem sei, dass zum Beispiel viel Windenergie im Norden Deutschlands erzeugt werde, der große Bedarf aber im Süden der Republik bestehe.

„70 Gigawatt von Offshore Windparks auf der Nordsee entsprechen der Leistung von fast 70 Atomkraftwerken“, meinte der Abgeordnete. Damit bezog er sich auf Ausbauziele, die laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bis zum Jahr 2045 ambitioniert gesetzt wurden.

„Netzbetreiber befinden sich noch im Dämmerschlaf“

Dabei käme dem Netzausbau eine Schlüsselrolle zu, damit die Energie von den Hauptorten der Erzeugung dorthin transportiert werden könne, wo sie benötigt werde. Aber „manche Netzbetreiber befinden sich noch im Dämmerschlaf, andere sind hingegen schon aufgewacht“, meinte er weiter.

Eine Absage erteile er der auf EU-Ebene diskutierten Aufteilung Deutschlands in mehrere Energiepreiszonen. Mit Blick auf die von der Grillhütte, dem Startpunkt der Tour, aus weithin sichtbaren Oberleitungen, betonte er: „Ich freue mich mittlerweile, wenn ich sie sehe.“ Denn sie stünden für einen schnelleren Ausbau. Doch die allermeisten Leitungen müssten laut Gesetz leider unterirdisch verlegt werden.

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„Wenn man dies nicht müsste, könnte man gut 20 Milliarden Euro sparen. Stattdessen gilt das Motto ‚aus den Augen, aus dem Sinn’“, ergänzte er. Florian Reuter fügt hinzu: „Wir sind als Unternehmen quasi der Maschinenraum der Energiewende“, und kritisierte die, zumindest teilweise „bescheuerten gesetzlichen Regelungen“, die einen schnelleren Ausbau behinderten.

Sein Unternehmen hätte auch eine App entwickelt, die mit einem Ampelsystem anzeige, wann es am sinnvollsten sei, Geräte mit besonders hohem Energieverbrauch auszuschalten. „Das bringt einem finanziell selbst nichts, macht aber Sinn für die Gemeinschaft“, so der gelernte Jurist.

Wichtig sei auch der flächendeckende Einsatz von „Smart Metern“, also digitalen Stromzählern, fügte Baumann hinzu. Kritikern entgegnete er: „Wie im Roman ‚Blackout’ von Marc Elsberg, bei dem ein Hackeranschlag auf diese das Stromnetz lahmlegt, wird es nicht kommen. Denn die sind sicher“, zeigte sich Baumann überzeugt.

Ein großes Lob sprach er den Bürgern Baden-Württembergs aus: „Bei Photovoltaik-Anlagen haben wir die Ziele dank diesen sogar weit übertroffen.“

Sehr befürworte er den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien auch bei den Windanlagen, was zusätzlich Vorteile hätte: „Ich kenne eine Gemeinde, die freut sich jedes Jahr über 130 000 Euro Pachteinnahmen für Windkraftanlagen.“

Dauer für Genehmigungen habe sich erheblich reduziert

Unter Winfried Kretschmann als Ministerpräsident hätte sich der Genehmigungszeitraum für Anlagen von sieben auf zwei Jahren reduziert. Gut fände er, PV-Anlagen dorthin zu setzen, wo keine landwirtschaftlichen Flächen verloren gingen, wie auf ehemaligen Mülldeponien. Im anschließenden Dialog ging er auch auf kritische Nachfragen ein. Hinsichtlich des Hausbrandes durch in der Garage ladende Hybridfahrzeuge in Ketsch letzte Woche (wir berichteten) betonte er die Sicherheit und Zuverlässigkeit reiner E-Autos, was bei Hybridfahrzeugen teilweise anders sei.

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Teilnehmer Jürgen Trauner aus Plankstadt freute sich über die Veranstaltung und teilte mit: „Wir haben eine große PV-Anlage. Unsere Tochter Nadja hat darüber die Abschlussarbeit für ihren Betriebswirt geschrieben. Sie verriet: „Mein Lehrer fand es so gut, dass er sich selbst eine angeschafft hat.“ Ihr Vater fügte hinzu: „Die Veranstaltung ist interessant, aber ich hätte mir mehr technische Details gewünscht.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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