Ortskern

Sandiger Boden sorgt in Oftersheim für Probleme

Wie läuft es bei den Oftersheimer Baustellen? Während auf der Baustelle in der Sofienstraße noch Sommerpause herrscht, ist es woanders komplizierter als gedacht.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Polier Kevin Wascher hebt in der Wilhelmstraße die rund vier Meter tiefe Grube aus, in der der Kanal verläuft. Setzungen und Hohlräume sorgen dafür, dass nun doch der Unterbau und die komplette Oberfläche der Straße erneuert werden müssen. © Benjamin Jungbluth

Oftersheim. In der rund vier Meter tiefen Baugrube in der Oftersheimer Wilhelmstraße ist es laut, staubig und eng – und wenn dann noch der Hochsommer für einige Tage dazukommt, haben die Jungs um Polier Kevin Wascher wahrlich keinen einfachen Job. „An den ganz heißen Tagen hören wir mittags auf, wenn die Sonne komplett in Straße reinscheint. Eigentlich würden wir deshalb gerne bereits morgens um 5 Uhr anfangen, aber das geht nur bei Baustellen auf der grünen Wiese. Mitten im Ortskern würden wir da die Anwohner aus dem Schlaf reißen“, sagt Wascher, der für die Baufirma Reimold sowohl die längerfristige Kanalbaustelle in der Sofienstraße, als auch das etwas kleinere Projekt in der Wilhelmstraße leitet.

In Letzterer laufen die Arbeiten auch in den Sommerferien, denn die ursprünglich deutlich geringer angesetzte Maßnahme hat sich unerwartet ausgeweitet. Anders als in der Sofienstraße, die von Anfang an als Komplettsanierung samt neuer Oberfläche geplant war, sollte in der Wilhelmstraße eigentlich ausschließlich der alte und brüchige Abwasserkanal ausgetauscht werden.

Bodenbeschaffenheit sorgt für Mehraufwand

Doch dabei traten wegen des sandigen Bodens Probleme auf, wie die stellvertretende Bauamtsleiterin Christina Haber-Ressel erklärt. „Aufgrund der speziellen Bodenbeschaffenheit kam es zu Setzungen und Hohlräumen im angrenzenden Asphaltbereich. Auch eine verbliebene stillgelegte Gasleitung liegt leider ungünstig nahe am aufgegrabenen Bereich, sodass ein Nachrutschen der Leitung und des Erdreiches zu erwarten war“, so Haber-Ressel.

Das erste Stück der Wilhelmstraße ist bereits wieder asphaltiert, sodass es zumindest von den roten Lieferwagen des Backhauses Siegel genutzt werden kann, dessen Backstube im betroffenen Bereich liegt. © Benjamin Jungbluth

Weil weitere Ausbrüche drohten, sei die angedachte Teilsanierung der Straßenoberfläche unwirtschaftlich geworden. „Wir müssen jetzt doch den Unterbau und die komplette Straßenoberfläche erneuern. Dabei optimieren wir für die Zukunft auch den Abfluss des Niederschlagwassers, indem wir zusätzlich auf beiden Seiten die Regenrinnen einbeziehen. An einzelnen Stellen tauschen wir zudem schadhafte Bordsteine aus“, listet Haber-Ressel die merklich angewachsenen Maßnahmen auf.

Finanzierung ist eine Herausforderung für die Gemeinde

In normalen Zeiten wäre eine solche Ausweitung einer Tiefbaumaßnahme wohl kein großes Thema, doch die dafür notwendigen rund 110.000 Euro sind für den Gemeindesäckel aktuell ein Problem. Bekanntlich hat das Kommunalrechtsamt der Gemeinde den Auftrag zur Haushaltskonsolidierung erteilt. Das mache Streichungen oder Verschiebungen von Maßnahmen unumgänglich, heißt es dazu aus dem Rathaus. In der vergangenen Sitzung des Gemeinderates hatte Bürgermeister Pascal Seidel entsprechend angekündigt, dass weitere Arbeiten am maroden Kanalnetz aus Kostengründen vertagt werden müssten, so zum Beispiel in der Friedrich-, der Hilda- sowie der Freiherr-vom-Stein-Straße.

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Auf die laufenden Baustellen soll das allerdings keine großen Auswirkungen haben – auch wenn in der Wilhelmstraße auf eine Kompletterneuerung der Bordsteine und anderer nicht absolut notwendiger Teile aus Kostengründen verzichtet wird. Immerhin sollen die ausgeweiteten Arbeiten die Gesamtdauer der Maßnahme so um nicht mehr als zwei Wochen verlängern, sodass die Straße im Spätherbst wieder freigegeben werden könnte. Das erste Teilstück Richtung Mannheimer Straße ist sogar bereits nahezu fertig, hier fehlt nur noch die oberste Asphaltschicht, die erst ganz am Ende aufgetragen werden soll.

In der Sofienstraße ruhen derweil die Arbeiten wegen der Sommerpause, sollen aber in der letzten Augustwoche fortgesetzt werden. Die Anwohner können ihre Häuser weiterhin nur über eine provisorische Schotterfläche erreichen. © Benjamin Jungbluth

Davon profitiert vor allem das Backhaus Siegel, dessen Backstube nun wieder anfahrbar ist. „Das waren einige anstrengende Wochen, weil sowohl unsere Anlieferer als auch unsere eigenen Fahrzeuge von der Sperrung stark betroffen waren“, erzählt Gabriela Siegel von den deutlichen Auswirkungen auf den traditionsreichen Familienbetrieb. „Aber wir haben ja selbst gesehen, wie der weiche Boden beim ersten Aufbaggern einfach weggebrochen ist. Da war für alle Beteiligten klar, dass doch mehr gemacht werden muss.“

Zudem seien die Arbeiter sehr hilfsbereit und immer bemüht, die Auswirkungen auf die Anwohner gering zu halten. „Natürlich haben wir sie auch entsprechend mit unseren Backwaren versorgt“, sagt Siegel mit einem Lächeln. „Die Arbeiten sind einfach notwendig, da müssen wir alle gemeinsam durch.“ Weniger Verständnis hat sie nur für die Falschparker, die sowohl dem Bautrupp als auch den Lieferfahrzeugen das Leben unnötig schwer machen würden. „Aber das ist hier im Ortskern leider schon immer ein Thema“, seufzt Gabriela Siegel.

Aktuell ist es ruhig in der Sofienstraße

Merklich ruhiger geht es zumindest derzeit in der Sofienstraße zu, wo der Kanal und einige der Zuleitungen bereits verbaut sind und die Oberfläche provisorisch mit Schotter abgedeckt ist. Hier ruht der Baubetrieb wegen der Sommerferien noch bis einschließlich Sonntag, 24. August.

Dann geht es mit dem Setzen der restlichen Straßenbeleuchtungen, dem Verlegen der Wasserleitung und eines Leerrohrs für den künftigen Glasfaseranschluss sowie ganz am Ende mit der Neugestaltung der Oberfläche weiter. „Hier läuft alles nach Plan, sodass wir weiter damit rechnen, Mitte Dezember fertig zu werden“, bestätigt die stellvertretende Bauamtsleiterin Christina Haber-Ressel. Mit knapp 453.000 Euro sollen die Baukosten zudem im ursprünglichen Rahmen bleiben.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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