Oftersheim. Der feierliche Gottesdienst an Erntedank mit Abendmahl zur Verabschiedung von Pfarrer Tobias Habicht versammelte am Sonntagvormittag viele Menschen in der Christuskirche: seine Familie, Freunde, Weggefährten, Kirchengemeinderäte und Gemeindemitglieder. Und ein Blick in die Kirchenbänke genügte, um sich von der Wertschätzung, die Habicht auch vonseiten der politischen und sozialen Gemeinde genoss, zu überzeugen.
„Ich freue mich, dass Sie heute alle hier sind zum Erntedank und zur Verabschiedung von Tobias Habicht“, begrüßte Pfarrer Dr. Simon Layer die Anwesenden. Und er dankte Habicht für sechs Jahre intensiver Arbeit in Oftersheim, „Jahre mit beruflichen und privaten Herausforderungen, wobei all das, was gelungen ist, nicht vergessen werden darf“. Auch den vielen fleißigen Händen, die den prachtvollen Erntedankaltar aus Obst, Gemüse, Ähren und Blumen gestaltet haben, dankte er und leitete zum Psalm „Ich will den Herrn loben allezeit“ über.
Nach weiteren gedanklichen Impulsen, nach der musikalischen Einstimmung durch Paul Heilmann an der Orgel, folgten Gebete, Lieder und die Lesungen aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer und an die Korinther sowie aus dem ersten Brief des Petrus. Die Texte passten zum Erntedank und zur Verabschiedung des Pfarrers, dem man die innere Anspannung nicht anmerkte. In seiner beeindruckenden Predigt erläuterte er, was die Jahre in Oftersheim für ihn bedeutet haben. „Jetzt stehe ich hier zwischen Kürbissen und Äpfeln, zwischen Ähren und Brot, mitten im Duft von Herbst, mitten im Klang von Dank, von Erntedank“, sagte er. „Ein Pfarrer und seine Familie nimmt Abschied von einem Ort, der ihnen ans Herz gewachsen ist, denn sechs Jahre Oftersheim, das sind hunderte Gottesdienste, unzählige Gespräche, unzählige Tränen, die geflossen sind, und Lachen, das die Wände gefüllt hat“.
Viele schöne und schwierige Momente prägen die Zeit in Oftersheim
Und er zählte all die Bilder auf, die vor seinem inneren Auge auftauchten: Gesichter, Stimmen, Segensmomente, die sich eingebrannt haben, der Kindergarten, die Konfirmationen, die Corona-Jahre, ökumenische Feiern, der gerappelt volle Saal beim Weihnachtslieder-Singen, der Frauenkreis, die vielen engagierten kleinen und großen Menschen.
Das alles und noch so viel mehr Schönes und Gutes gehöre zu Oftersheim, so Habicht. Es gab aber auch Zeiten, in denen Spannungen wuchsen, Missverständnisse, die schwerer wogen, als gedacht, Worte, die verletzten, Schweigen, das noch mehr verletzte, Erwartungen, die auf die Schulter drückten. „Ich bin wahnsinnig erschöpft gewesen, so erschöpft, dass ich eine Auszeit und einen Wechsel brauche“, gestand er. Die Gemeinde rief er auf, bei diesem Abschied nicht auf das zu schauen, was trennt, sondern auf das, was wächst und blüht. In seinen Dank schloss er alle ein, die ihm von Beginn an ihr Vertrauen schenkten und ihn unterstützten. „Ich gehe“, sagte er abschließend, „und dennoch bleibe ich Oftersheim verbunden, im Segen, im Dank, im Glauben und in der Hoffnung, dass das, was wir gemeinsam gesät haben, weiterwächst, vielleicht anders, aber sicher unter Gottes Segen.“
Nach dem Abendmahl, bei dem die Gläubigen rund um den Kirchenraum einen großen Kreis bildeten, folgten die Verabschiedung, Entpflichtung und der Segen, die Dekanin Katharina Treptow-Garben, die Altlußheimer Pfarrerin Eva Weisser und Kirchengemeinderätin Britta Fellenberg vornahmen.
Abschiedsworte für den Pfarrer aus Oftersheim
In den Abschiedsworten spiegelte sich viel Treffendes und Würdiges. Dekanin Katharina Treptow-Garben bedankte sich für alles, womit er sich eingebracht habe, und wünschte ihm für seine neue Lebensphase Freude und ermutigende Zeiten. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates Michael Gieser räumte ein, dass es ihm nicht leicht falle, die Abschiedsworte zu sprechen, „zu vieles ist in den letzten Jahren passiert“. In Erinnerung bleiben ihm jedoch all die schönen Momente, die sie gemeinsam erlebt haben. Als Geschenk überreichte er eine Bank als Symbol des Innehaltens, der Ruhe, auf der sich Habicht, umrahmt von Früchten zu Erntedank, sogleich gemütlich gemacht habe.
Bürgermeister Pascal Seidel würdigte ihn als „Begleiter, Mutmacher, Zuhörer“, der die Gemeinde bereichert habe. Als Geschenk übergab er ihm eine wunderschöne Luftbildaufnahme von Oftersheim mit den Worten: „Dies sei eine Drohnenaufnahme, die zeige den Ort aus einer Perspektive, wie ihn der liebe Gott sehen kann.“ Pfarrer Steffen Groß von der Dienstgruppe Nordwest erinnerte an das, was ihn mit Habicht verbinde: Beide trinken gerne einen „vernünftigen Wein“, beide lieben die Musik und beide teilen die Freude an der Liturgie. Er wünschte ihm, dass sich manches in Zukunft für ihn kläre, dass er den Humor immer wieder neu entdecke und die Musik ihn weiter trage. Passend für diese Wünsche stand auch das Geschenk.
Dankesworte für die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche sprach Diakon Michael Barth-Rabbel. Warme, persönliche Worte des Dankes fanden auch Doris Kerschgens, Leiterin des Frauenkreis-Teams, sowie Anette Weber vom Besuchsdienst. Am Ende blieb ein leises Innehalten im Raum – wie nach dem schönen „Segenslied“, das langsam verklang.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim_artikel,-oftersheim-sechs-jahren-in-oftersheim-pfarrer-tobias-habicht-an-erntedank-verabschiedet-_arid,2332520.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html