Prävention

„Sie sind nicht dumm – die Betrüger sind so gut“

Oberkommissar informiert Altersmannschaft der Freiwilligen Feuerwehr über die Methoden von Verbrechern

Von 
Marco Montalbano
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Oberkommissar Michael Bittner (l.) warnt in der Feuerwache vor Trickbetrügern. Mit dabei ist seine Kollegin Oberkommissarin Sabrina Wurzinger vom Revier Schwetzingen, die Bittners Ausführungen ergänzt. © Montalbano

Oftersheim. Zunehmend gibt es Meldungen über Trickbetrüger – auch in unserer Region. Hochprofessionell vorgehende Kriminelle wollen Senioren um ihre hart erarbeiteten Ersparnisse bringen. Sie setzen Mittel wie Schockanrufe und gefälschte, oft täuschend echt wirkende Schreiben von Amtsgerichten und Anwälten ein. Die Altersabteilung der Freiwilligen Feuerwehr des Unterkreises Schwetzingen lud nun zu einem Vortrag der Polizei in die Feuerwache Oftersheim ein, in dem die perfiden Methoden vorgestellt wurden.

Nach einem Grußwort von Bürgermeister Pascal Seidel richteten auch Feuerwehrkommandant Andrea Danieli, der Leiter der Altersabteilung Wolfgang Geis und Obmann Wolfgang Burkhardt vom Unterkreis Schwetzingen das Wort an die zahlreichen Gäste. So gemütlich die Eingeladenen bei Kaffee und Kuchen beisammensaßen, so bedrückend war das Thema. Oberkommissarin Sabrina Wurzinger, zuständig für Prävention beim Polizeirevier Schwetzingen hatte als Referenten Oberkommissar Michael Bittner vom Revier Ladenburg eingeladen. Mit viel Empathie und Humor sensibilisierte er die Anwesenden.

„Der jährlich durch Betrug erzielte Schaden geht in die Millionen – in ganz Baden-Württemberg liegt er im achtstelligen Euro-Bereich“, berichtete er. Früher hätten Kriminelle sich an einen Ehrenkodex gehalten. „Es gab Respekt vor dem Alter, denn auch Betrüger haben Großeltern“, so der Beamte. Heute sei dies kaum noch gegeben.

Der „Glas-Wasser-Trick“

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Bittner stellte klar: „Eventuell fragen Sie sich, wie dumm die Betrogenen doch seien. Dem ist nicht so. Sie sind nicht dumm, sondern die sind so gut.“ So gebe es nicht nur den „Glas-Wasser-Trick“ – bei dem Fremde an der Haustür um ein ebensolches bitten, während ein Komplize sich Zugang zur Wohnung verschaffe – sondern auch Schockanrufe. „Nicht selten hört man dann eine weinerliche, panische Stimme. Es ist normal, dass man dann fragt ‚Sabine, bis du es?‘. Der Verstand setzt da leicht aus und die Anruferin muss nur noch ‚ja‘ sagen.“

Die Geschichten seien stets so gewählt, dass sie auch stimmen könnten, wie die, dass Tochter und Schwiegersohn zum Einkaufen ins Elsass fahren und bei einem Unfall einen Menschen getötet haben. Nur die schnelle Zahlung von mehreren Tausend Euro könne dann die Festsetzung im Ausland aufheben. „Betrüger wollen nie, dass Sie auflegen, weil sie dann nachdenken würden. Lassen Sie sich nie unter Druck setzen. Auf die eine Minute, um beim Schwiegersohn telefonisch nachzufragen, kommt es auch in einer Notsituation nicht an“, so der Experte weiter. Ältere Menschen zahlten oft noch bar und hätten daher einen Geldvorrat im Haus, genau wie Familienerbstücke.

„Heute werden Beamte und Bankangestellte, die immer noch als Vertrauenspersonen gelten, mit in den Betrugsversuch eingebunden. Und wenn auf der Telefonanzeige die 110 erscheint, ist das ein klarer Hinweis. Diese Notfallnummer kann man nur anrufen, aber sie erscheint nie auf dem Display. Drücken Sie keinesfalls einfach die Rückruftaste. Sonst landen Sie wieder beim Verbrecher.“ Echte Beamte fragten nie nach Bankdaten und forderten erst recht nicht auf, Wertsachen zu übergeben. Gesunde Skepsis sei immer angebracht und im Zweifelsfall solle man immer Vertrauenspersonen um ihre Meinung bitten. Auch bei der Bank sei Vorsicht nötig. Man solle die Geheimnummer nicht laut sagen und darauf achten, wer hinter einem stehe. Nach vielen weiteren Beispielen endete das Treffen mit einer Führung durch die Feuerwache.

Wolfgang Burkhardt meinte: „Wir laden die Ehemaligen bis zu fünfmal pro Jahr ein. Neben Geselligkeit und Unterhaltung gibt es immer interessante Informationen.“ Bürgermeister Seidel berichtete: „Ein hochaktuelles Thema: Ich habe heute einem Jubilar hier im Ort zu seinem 85. Geburtstag gratuliert und er berichtete, er habe erst vor einer Woche einen Trickbetrüger am Telefon gehabt und ihn zum Glück abgewehrt.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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