Oftersheim. Dr. Markus Lauff (kleines Bild) bezeichnet sich selbst als Tausendsassa – sportlich zumindest. Der frisch gewählte Vorsitzende des Oftersheimer Vereinskartells ist zum Redaktionsgespräch vorbeigekommen. Er sei kein Naturtalent, liebe es aber, sich viel zu bewegen. Und seine Liste an Aktivitäten kann sich sehen lassen: Squash, Badminton, Tauchen, Volleyball, Klettern, Billard, Joggen und Golf. Da trifft es sich gut, dass er Ende des Jahres in den Vorruhestand geht.
Lauff ist überzeugt vom großen Wert ehrenamtlich geführter Vereine und will sich nun dafür einsetzen, dass man in Oftersheim „eine tolle Zeit in Vereinen verbringen kann“. Er war bereits 2007 Beisitzer im Team und beendete seine Arbeit dort, als er den Vorsitz des TSV übernahm.
Engagement im Ehrenamt hat bei neuem Vorsitzendem Tradition
Das ist seit November 2023 vorbei und nun hat sich der umtriebige Lauff prompt ein neues Tätigkeitsfeld gesucht. „Wir waren uns schnell einig. Ich bin bekannt als akkurat und penibel, das kann bei der Vereinsarbeit durchaus hilfreich sein“, sagt er. Schließlich war er viele Jahre schon in verschiedenen Ämtern in Sportvereinen aktiv. Vor 25 Jahren habe er – schon damals war er Entwickler bei SAP – die erste Website der Gemeinde gebaut. „Das war etwas Besonderes, kleine Gemeinden hatten in der Regel noch keine eigene Website. Die Idee war, eine Plattform für die drei Bereiche Gemeinde, Marktplatz für Unternehmen und die Vereine zu erstellen. Die Homepage lief auch eine Weile auf diese Weise, später wurde sie dann zur reinen Infoseite.“
Nun habe ihn also Silvia Höfs in Abstimmung mit den Kollegen angesprochen, ob er denn nicht Lust habe, ihr Nachfolger zu werden. Er hätte nicht lange überlegen müssen, da er als Sportler und Vereinsmensch gerne der Gesellschaft einen Dienst erweise. Auf die Frage, was genau er denn vorhabe mit dem Vereinskartell, liegen von ihm umgehend zwei Ideen auf dem Tisch. „Zum einen will ich die Vereine bei ihrer Zusammenarbeit unterstützen und zum anderen plane ich, mithilfe von neuen Medien und Künstlicher Intelligenz deren Verwaltung zu vereinfachen.“
Vereinskartell-Vorsitz möchte Vereine in Oftersheim bei Verwaltung unterstützen
In seiner aktueller Tätigkeit im Innovationsbereich bei SAP berät er weltweit Kunden im Umgang mit KI, daher sollte es für ihn kein Problem darstellen, die Vereine dahingehend zu unterstützen. „Schon die Verwaltung der Mitgliedsdaten stellt manche Vereine vor große Herausforderungen. Für die Abrechnung der Beiträge benötigt man beinahe schon eine eigene Finanzbuchhaltung“, weiß er aus Erfahrung. Da könnte also bald Besserung in Sicht sein für die Vereine.
Funktion und Mitglieder
Die Interessengemeinschaft hat eine Vermittlerfunktion zwischen den Vereinen und der Gemeinde.
Der Name „Vereinskartell Oftersheim“ wurde am 20. August 1930 bei der Gründerversammlung im „Löwen“ von elf Vereinen festgelegt.
Aktuell sind dieses 33 Oftersheimer Vereine Mitglieder:
Angelsportverein „Schleie“,
Arbeiterwohlfahrt,
Böhmerwaldgruppe,
Carneval-Club Grün-Weiss,
DLRG,
Deutsches Rotes Kreuz,
Evangelisches Pfarramt,
Förderkreis Wildgehege,
Förderverein der Theodor-Heuss-Schule,
Gartenbauverein,
Gesangverein Germania,
Golfclub „Rheintal“,
Heimat- und Kulturkreis,
Hundesportverein,
Iron Ladies 2013,
Jugendzentrum in Selbstverwaltung,
Katholische Seelsorgeeinheit Schwetzingen,
Kleintierzuchtverein,
Landfrauenverein,
Lebendiges Oftersheim,
Motorsportclub,
Musikfreunde 1922,
Musikverein,
Siedlergemeinschaft,
Sportgemeinschaft,
Sportschützenverein,
Svart Korpar Mittelalterverein,
Sängerbund Liederkranz,
Tennisclub,
Tischtennisgemeinschaft EK,
Turn- und Sportverein 1895,
Verein der Vogelfreunde,
Versehrtensportgruppe Oftersheim/Schwetzingen. cl
Vieles sei aber auch so gut gelaufen die letzten Jahre, manches könne und solle einfach so weiterlaufen, wie der Schmutzige Donnerstag, der Tag des Waldes sowie das Ortsmittefest. Er könne sich aber durchaus vorstellen, dass jenseits dieser Großveranstaltungen unterjährig auch etwas mehr zusammengearbeitet werden könnte. „Wir haben im Beistand fünf junge Menschen unter 25 Jahren, da verspreche ich mir einiges in Sachen Wissensaustausch und neue Ideen.“
Eine Hauptrolle sieht er für das Vereinskartell in der guten Abstimmung mit anderen Verbänden dieser Art, hauptsächlich in den Gemeinden Ketsch, Brühl und Plankstadt. Die dortigen vergleichbaren Vereine heißen in der Regel Interessengemeinschaft (IG). Diese tun im Grunde das Gleiche wie das Vereinskartell, nämlich die Interessen der Mitgliedsvereine aus allen Kategorien zu vertreten, aus den Bereichen Kultur, Sport, Tradition und Geschichte sowie Umwelt- und Naturschutz.
„Mit den IGs des Sprengels in Kontakt zu treten“, das sei sein Wunsch. Auch mit den Gewerbetreibenden im Ort kann er sich eine engere Zusammenarbeit gut vorstellen, „hier können Synergieeffekte gesucht und genutzt werden“, ist er sich sicher.
Bekommt das Vereinskartell in Oftersheim einen neuen Namen?
Eins der ersten Themen, die er angehen werde, sei die veraltete Vereinssatzung, denn „nach etwa 15 Jahren kann man sich eine Satzung schon mal wieder genauer anschauen und modernisieren“, sagt der Vater zweier erwachsener Kinder. Und auch über den Vereinsnamen könne und solle man nachdenken. „Der Begriff ,Kartell‘ ist zwar nicht zwingend negativ, aber hat doch ein ,Geschmäckle‘“, weiß er. Er, der viel auf LinkedIn in Englisch poste, berichtete auch dort von seiner neuen Tätigkeit im Vereinskartell und musste sich nach eigenen Angaben dafür rechtfertigen, was genau er da mache.
Die Übersetzung ins Englische sei „noch dramatischer als die deutsche Bedeutung“. Noch dazu gäbe es die Idee der gemeinnützigen Vereine im Ausland fast gar nicht, das sei dort nahezu unbekannt. Kombiniert mit dem Begriff des im Englischen negativ konnotierten „cartel“ habe das bei seinen Kontakten zu vielen Fragezeichen geführt. „Da hatte ich einiges zu erklären, was sich hinter dem Begriff ,Vereinskartell‘ verbirgt“, kann Markus Lauff mittlerweile darüber lachen. Es könne jeder Oftersheimer Verein im Kartell Mitglied werden, es solle schon bald auch eine eigene Homepage geben, dort könnten sich interessierte Vereine informieren und sicher auch demnächst schon direkt den Beitritt in die Wege leiten.
Auf die Frage, wie die Zusammenarbeit mit der Gemeinde in der Vergangenheit gelaufen ist, kommt ein Wort wie aus der Pistole geschossen: „Vorbildlich!“ Sie sei reibungslos und von Vertrauen geprägt. So erhoffe er es sich auch unter seinem Vorsitz. „Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Vereinen und Gemeinde ohne eigene Interessen.“ Da sei es nur logisch, dass im Vereinskartell keine Vereinsvorstände seien – dies könnte sonst zu Interessenkonflikten führen.
Dr. Markus Lauff freut sich auf mehr Zeit im Vorruhestand
Die Mitglieder träfen sich bislang eher „zu wenig, nämlich nur viermal im Jahr“. Hinzu kämen die Vorabtreffen, wenn eine der drei Veranstaltungen zu organisieren sei.
Es wäre überhaupt nicht schwierig gewesen, alle Posten bei der Wahl zu besetzen, der Vorstand und der Beistand habe „sich einfach so gefunden“. Es gab genug Bewerber, um die zwölf Ehrenämter zu besetzen. „Alle, einschließlich mir, haben Spaß daran, sich zu engagieren“, freut sich der 56-Jährige. Schließlich habe er dafür bald auch noch mehr Zeit. Denn Ende des Jahres trete er seinen Vorruhestand an.
„Ich habe noch 22 Arbeitstage, dann ist Schluss“, grinst er, „aber ich gehe im Dezember auch Skifahren.“ Die Sportart kann also auch noch im Portfolio des Tausendsassas ergänzt werden.
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