Oftersheim. Die Querelen rund um den Turn- und Sportverein Oftersheim (TSV) nehmen kein Ende. Nachdem in der Mitgliederversammlung Ende März Finanzprobleme angesprochen, Schuldzuweisungen geäußert und eine umstrittene Kündigung des Pachtvertrags bezüglich des Clubhauses für tumultartige Szenen im Bürgersaal gesorgt hatten, der Vorstand zeitweise die Versammlung verließ und nun am vergangenen Wochenende seinen Rücktritt zum 22. April ankündigte, traf sich das Gremium jetzt mit dem Sportrat des Vereins. Das war aus TSV-Kreisen zu vernehmen. Der Rat besteht aus dem Vorstand, den Abteilungsleitern und teils deren Stellvertretern. Er soll den Vorstand bei der Erledigung der Vereinsangelegenheiten unterstützen und beraten.
Auf der Homepage des Vereins hatte der amtierende Vorstand zum Rücktritt erklärt: „Zu diesem gravierenden Schritt sieht sich der Vorstand gezwungen, da er in der täglichen Arbeit handlungsunfähig gemacht worden ist. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied verhindert den Zugriff auf essenzielle Daten unserer Mitglieder.“ Außerdem würden die Vorstandsmitglieder von diesem persönlich diskreditiert, schreibt das Gremium.
Zudem kämen weitere Sachverhalte hinzu, die in der aktuellen Situation dazu führen würden, dass der Vorstand des TSV seine eigentlichen Aufgaben in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit nicht mehr ausüben könne. „Es ist nicht davon auszugehen, dass sich diese Situation in der Zukunft ändern wird“, schließt die Ausführung auf der Homepage, die am vergangenen Sonntag, 7. April, veröffentlicht wurde. Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte sich Vorstandssprecher Dirk Oswald am Dienstag vorerst nicht näher äußern.
Es herrscht Schweigen beim Vorstand des TSV Oftersheim
Nun stellte diese Redaktion im Nachgang des Treffens des TSV-Sportrates am Donnerstagmorgen die Fragen, wie die vom ehemaligen Gremiumsmitglied Dr. Markus Lauff vorgetragenen Anschuldigungen aufgenommen worden seien, warum der Rücktritt des aktuellen Vorstandes erst zum 22. April erfolgen solle und wie es nun beim TSV weitergehe. Diese Fragen beantwortete das amtierende Führungsgremium schriftlich wie folgt: „Wir wollen in der Öffentlichkeit keine schmutzige Wäsche waschen und werden daher zum jetzigen Zeitpunkt und bei aktueller Sachlage keine Stellungnahme abgeben. Wir verweisen auf unsere Stellungnahme auf der Internetseite des TSV.“ Gemeint ist damit die Rücktrittsankündigung.
Eine weitere Anfrage dieser Redaktion ging an den ehemaligen TSV-Vorstandssprecher Dr. Markus Lauff, der zwar in der Stellungnahme des noch amtierenden Vorstands nicht namentlich genannt wird, aber auf Nachfrage sagte: „Es ist wohl für alle offensichtlich, dass der Vorstand mit einem ,ehemaligen Vorstandsmitglied‘ mich meint.“ Er gehe davon aus, dass die Formulierung gewählt worden sei, um einer Klage wegen Verleumdung vonseiten Lauffs aus dem Weg zu gehen.
Ex-Vorstandsmitglied des TSV Oftersheim bezieht Stellung
Des Weiteren bezog das langjährige Vorstandsmitglied auch Stellung zu den Vorwürfen, die sich im Statement auf der TSV-Homepage finden. Lauff hatte vor Jahren eine Software namens „Club Manager“ entwickelt, mit der der TSV seine Mitgliederverwaltung organisierte. Dort waren auch die Daten hinterlegt, über die der jetzige Vorstand aussagte, keinen Zugriff mehr zu haben. Dieser Darstellung widerspricht Lauff in einer Stellungnahme auf seiner eigenen Website, in der er den gesamten Verlauf der Unstimmigkeiten wegen des Verwaltungsprogramms zusammenfasst. Diese war bis Freitagnachmittag passwortgeschützt, aber für diese Zeitung zugänglich und ist mittlerweile frei verfügbar.
Seine Darstellung ist mit Auszügen aus E-Mails versehen, die er zwischen Herbst 2023 und Anfang der laufenden Woche an den amtierenden Vorstand geschickt hatte. Diese E-Mails liegen der Redaktion vor. Mitte September hatte Lauff nach seinem Austreten aus dem Vorstand das amtierende Gremium gefragt, ob der Verein „Club Manager“ weiterverwenden wolle. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der TSV dafür keinerlei Kosten getragen.
Keine neue Software für die Mitgliederverwaltung beim TSV Oftersheim
Anfang Oktober – nach einer weiteren Eskalation rund um seinen Rücktritt, wie es Lauff im Gespräch mit dieser Zeitung nennt – zog er dieses Angebot zurück und kündigte an, das Programm, dessen Aufrechterhaltung für ihn monatliche Kosten von 900 Euro verursache, zum 1. Januar 2024 abzuschalten. Der Betrag komme durch den Unterhalt des zugehörigen Servers zustande. In der gleichen Mail forderte Lauff den amtierenden Vorstand auf, möglichst zeitnah eine neue Software für die Mitgliederverwaltung zu finden. Das sei, so Lauff, bis kurz vor Weihnachten 2023 nicht geschehen.
Nach einem, wie es in einer der E-Mails heißt, aus denen er in seiner Stellungnahme zitiert, „freundlichen Gespräch“ mit amtierenden Vorstandsmitgliedern bot Lauff diesen doch an, das Programm noch im Januar zu betreiben, ohne dies dem Verein in Rechnung zu stellen. In der gleichen Mail offerierte Lauff, der hauptberuflich als Informatiker tätig ist, dem Vorstand, die Suche nach einer neuen Software zu unterstützen. Bis Mitte Januar fand sich allerdings keine Lösung, wie Markus Lauff erklärt.
Markus Lauff wollte Kosten nicht mehr alleine tragen
Daraufhin machte er dem Vorstand – in einer Mail, die für die Redaktion ebenfalls einzusehen war – ein neues Angebot: Ab Februar wollte er die monatlichen Kosten nicht mehr alleine tragen und stattdessen 450 Euro davon dem Verein in Rechnung stellen. „Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass ich mich daran bereichern möchte, werde ich den dadurch eingenommenen Betrag abzüglich einer Steuer-pauschale in Höhe von 35 Prozent einem gemeinnützigen Zweck oder dem E-Sport zukommen lassen“, heißt es in der E-Mail abschließend.
Nachdem der Verein die von Markus Lauff angemahnten offenen Beträge nicht bezahlt habe, wie er sagt, kündigte er an, „Club Manager“ mit Stichtag Ende März doch abzuschalten. Darauf sei der Vorstand nicht eingegangen. Am 28. März ließ Lauff dem Vorstand knapp ein Viertel der in der Software hinterlegten Mitgliederdaten zukommen, auch um den Umzug in ein neues Programm zu ermöglichen. „Die vollständige Datei erhaltet ihr nach Begleichung der Rechnung“, schrieb Lauff in der gleichen E-Mail und kündigte erneut an, das Programm Ende März abzuschalten, sofern der Vorstand keine Meldung dazu machen würde, wie lange der Verein Lauffs Software noch zu den vorherigen Konditionen nutzen wolle.
Darauf gab es laut Markus Lauff keine Antwort und er schaltete „Club Manager“ Anfang April ab. Wenige Tage später folgte die Rücktrittsankündigung des Vorstands. Einen Tag nach deren Veröffentlichung – also vergangenen Montag – übermittelte Lauff dem Vorstand und der Geschäftsstelle die vollständigen Daten als Anhang einer Mail, die er der Redaktion zeigen konnte. Die Rechnungen habe der Vorstand nach wie vor nicht bezahlt, führt Lauff weiter aus.
Markus Lauff beruft sich auf „Aufzeigen von Problemen“ im TSV-Vorstand
Des Weiteren wehrt er sich gegen den Vorwurf, er habe aktuelle Vorstandsmitglieder diskreditiert. „Eine Diskreditierung würde das gezielte Untergraben der Vorstandsmitglieder und das in sie gesetzte Vertrauen in der Öffentlichkeit bedeuten – in der Regel also einhergehend mit Verleumdung oder dem Verbreiten von Gerüchten. Ich denke, dass der Vorstand damit mein Aufzeigen von Problemen und Fehlern in der Vorstandsarbeit meint. Dies ist sicherlich für den Vorstand unbequem und mindert auch das Vertrauen in der Öffentlichkeit, ist aber keine Diskreditierung.“ Als Beispiel nannte er die Punkte, die er in der Mitgliederversammlung im März angesprochen habe.
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Zur Zukunft des Vereins sagte Lauff, dass der Vorstand erheblichen Schaden verursacht habe, verwies dabei aber auch darauf, dass er bis September noch selbst Mitglied des Gremiums war. „Der Rücktritt des Vorstands scheint mir daher der richtige Weg zu sein“, so Lauff. „Sehr wohl weiß ich aber auch, dass es nicht leicht sein wird, einen neuen Vorstand zu finden, der in dieser Situation Verantwortung übernehmen möchte.“ Er halte den TSV weiterhin für einen „großartigen Verein mit sehr vielen lieben, sehr engagierten ehrenamtlichen Helfern“, der aus seiner Sicht eine glänzende Zukunft verdiene.
Info: Die Stellungnahme zum Rücktritt des TSV-Vorstands ist auf der TSV-Website zu finden. Die ausführliche Darstellung von Markus Lauff ist auf seiner Website veröffentlicht. Dort sind auch seine vollständigen Antworten auf die Anfragen dieser Zeitung zu finden.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Zu Streitigkeiten beim TSV Oftersheim: Kein Verständnis