Vereinsleben

Ehrenamt beim TSV Oftersheim: Platzwart Lothar Motika ist mit Rot-Weiß großgeworden

Lothar Motika ist eine Institution beim TSV Oftersheim. Einst als erfolgreicher Feldhandballer, ist der 75-Jährige heute als Platzwart nicht mehr wegzudenken. Auf dem Gelände pflegt er sein ganz eigenes Archiv.

Von 
Nicolai Lehnort
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Seit der Pensionierung hält das TSV-Urgestein Lothar Motika die Anlage seines Vereins in Schuss. Zwar kann der 75-Jährige nicht mehr alle Arbeiten selbst ausführen, doch er behält den Überblick. © Lehnort

Oftersheim. Stilecht mit einer Müllzange ausgestattet schleicht Lothar Motika an der Wand entlang. Mit den Greifern deutet er auf teilweise vergilbte Aufnahmen. Neben dem Zustand dokumentiert auch die Kleidung deren historischen Hintergrund. Ob die Aufstiegshelden von 1967, die Meistermannschaft von 1975 oder gar ein Team von 1949: Über die Feldhandballer des TSV Oftersheim könnte Motika stundenlang dozieren.

„Das waren schöne Zeiten“, kommt ihm immer wieder über die Lippen. Sein Favorit unter den zahllosen Erinnerungen: Die Truppe, die den Aufstieg in die süddeutsche Oberliga geschafft hat. Warum? „Das sind alles Ofdascha Bu.“ Wie er selbst eben.

Platzwart Lothar Motika vom TSV kennt ein jeder Oftersheimer

Lothar Motika ist eine Institution beim TSV Oftersheim. Kaum ein Rad- oder Autofahrer, Fußgänger oder Sportler passiert das Vereinsgelände in der Jahnstraße ohne einen Gruß an Lothar. Seit nunmehr zwölf Jahren hegt und pflegt der 75-Jährige als Platzwart die Anlage, auf der er einst selbst Feldhandball gespielt hat. Süddeutscher Regionalligist 1967, süddeutscher Feldhandballmeister drei Jahre später – Lothar Motika hat die glorreichen Zeiten des Feldhandballs beim TSV miterlebt.

Die „historische TSV-Kneipe“ ist sein ganz persönliches Museum. Neben den Erfolgen der Feldhandballer haben dort auch andere verdienstvolle TSVler ihren Platz. © Nicolai Lehnort

Er greift in einem der Regale, das neben ihm an der Wand hängt und etliche Trophäen beherbergt, nach einer Medaille. Das verstaubte Edelmetall ziert ein Handballer mit einer 1950er-Jahre-Aufschrift. Angestrengt kramt Lothar Motika in seinen Erinnerungen. Ob Fotos, alte Zeitungsausschnitte, Pokale oder Medaillen – er hat zu allen Erinnerungsstücken die passende Geschichte parat. Die Medaille habe es bei einem Jubiläumsturnier des TV Schwetzingen gegeben. „Da sind wir, glaube ich, auch Erster geworden“, fügt der Platzwart hinzu.

Ganz persönliches Museum auf dem Gelände des TSV Oftersheim

Der ehemalige Mitarbeiter des Oftersheimer Bauhofs liebt es in „Chez Lothar“, wie es auf dem roten Schild an der Scheune am Parkplatz des TSV-Clubhauses prangt, in Erinnerungen zu schwelgen. Die „historische TSV-Kneipe“ ist sein kleines und ganz persönliches Museum. Neben den Erfolgen der Feldhandballer haben dort auch andere verdienstvolle TSVler ihren Platz: Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo etwa, der ehemalige Fußballprofi und heutige Berater Kenneth Kronholm oder Holger Löhr.

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Den 99-fachen Handballnationalspieler hatte Lothar Motika als Kind einst trainiert. Nachdem er seine aktive Karriere an den Nagel gehangen hatte, widmete Lothar Motika sich der E- und C-Jugend der TSV-Handballer. Ebenfalls mit Erfolg, wie Wimpel von Deutschen Meisterschaften belegen. „Das war meine Freude“, sagt er heute über die kindliche Unbekümmertheit seiner Schützlinge, denn er selbst habe nie Kinder gehabt.

Seit der Pensionierung hält das TSV-Urgestein die Anlage seines Vereins in Schuss. Ehrenamtlich ist Lothar Motika als Platzwart der Mann für alles. Nur wenige haben, wie er, Zugang zu allen Räumen, Schlüssel für alle Tore, kennen Rasen, Tartanbahn, Leichtathletikanlagen, Spielplatz oder Wirtschaft und Kabinen so gut wie der 75-Jährige.

"Bierverkostung und Spa" bietet Lothar Motika in seiner Scheune auf dem TSV-Sportplatz. © Michael Wiegand

„Wenn ich etwas machen kann, mach ich es“, sagt der ehemalige Bauhofmitarbeiter. Arbeiten, die auf einem Sportgelände anfallen, kennt er von seiner letzten Anstellung beim Bauhof. Mit zunehmenden Alter hat er seine Aufgaben gesundheitsbedingt jedoch reduziert – und an die Gemeinde übergeben, die Lothar Motika für ihre Arbeit lobt. Den heutigen Bürgermeister Pascal Seidel hat er als Knirps beim TSV noch trainiert.

Der Platzwart hat beim TSV Oftersheim alle Schlüssel parat

Hat Lothar Motika den Rasen früher noch selbst gemäht, die Tartanbahn eigenständig von Ästen und Eicheln befreit, übernehmen das heute die Mitarbeiter der Gemeinde, die eben auch über besseres Gerät verfügen. Lothar Motika selbst schaltet die Rasensprenger ein, leert die Mülleimer oder knipst die Fluchtlichtanlage an. Und möchten Sportler mal auf der Anlage trainieren, genügen dem Platzwart wenige Meter Fußweg. „Die wissen alle, wo ich wohne und klingeln bei mir. ,Lothar, schließ mal auf’, heißt es dann immer“, berichtet er. Schließlich ist der Rentner direkt gegenüber des Clubhauses in der Jahnstraße zu Hause. Geht es auf dem Gelände mal unerlaubt laut zugange, höre er das sogar vom Garten seines Elternhauses aus.

Ausschnitte dieser Zeitung zeigen die Erfolge der TSVlerin Malaika Mihambo. © Nicolai Lehnort

„Solange wie ich kann“, wie Lothar Motika verspricht, sei er aber ohnehin täglich in seinem Kleinod anzutreffen. Zur Bierverkostung im „Chez Lothar“ sei jeder willkommen. Auch alkoholfreie Getränke habe er natürlich parat. „Wenn manchmal alte Handballer vorbeikommen, trinken wir etwas zusammen“, erzählt er vom Treiben an der Jahnstraße.

Zumindest mit jenen, die noch hier sind. Viele von ihnen hätte inzwischen das Zeitliche gesegnet. Beim traditionellen sonntäglichen Frühschoppen kämen die alten TSV-Feldhandballer oft nur noch zu zweit zusammen. Doch solange der Platzwart noch kann, solange wird er seinem TSV Oftersheim treu bleiben. „Ich bin Oftersheimer“, sagt Lothar Motika aus Überzeugung. „Ich bin mit Rot und Weiß groß geworden.“ Jetzt gibt er seinem Verein etwas zurück.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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