Gemeinderat

Wärmeplanung: Oftersheim macht mehr für den Klimaschutz als vorgegeben

Der Klimawandel kommt, abwarten ist keine Option - ungefähr so sieht es auch Oftersheims Bürgermeister Pascal Seidel. Gerade deswegen setzt er sich bei der Gemeinderatssitzung für die kommunale Wärmeplanung ein.

Von 
Stefan Kern
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Einmal mehr auf dem Ratstisch: Wegen der Hitzeentwicklung durch Sonneneinstrahlung sind am Oftersheimer Rettungszentrum bereits Schäden an der Fahrzeugelektrik aufgetreten. Da der Hersteller der Hallentore keine Sonnenschutzverglasung im Angebot hat, soll nun eine Verfüllung von Torsegmenten für Abhilfe sorgen. Ob es sich grundlegend um einen Planungsfehler handelt, soll geprüft werden. © Lackner

Oftersheim. Der Klimawandel und die durch den Menschen verursachte CO2-Emissionen als Ursache für diese Veränderungen sind auch am Oftersheimer Ratstisch unstrittig, sodass das Vorangehen bei der kommunalen Wärmeplanung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates unstrittig war.

Bürgermeister Pascal Seidel erklärte zu Beginn, dass die Kommune sozusagen in „Vorhand“ gehe. Oftersheim sei nicht verpflichtet, jetzt eine solche Wärmeplanung anzugehen. Aber in seinen Augen sei die Gemeinde im Sinne der Bürger gut damit beraten, möglichst früh und transparent solche Planungen anzugehen. Spätestens 2027 würde die CO2-Bepreisung auch im Wohnbereich wirkmächtig, was im Endeffekt deutliche Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern bedeutet. Angesichts dessen müssten Bürger darüber informiert werden, wo und was möglich sei. Überall Fernwärme sei nicht realistisch. Ein Meter koste 1000 bis 1500 Euro, was die Wirtschaftlichkeit in nicht wenigen Bereichen unterminiere.

Der Verwaltungschef von Oftersheim, Pascal Seidel redet Klartext

Seidel ist es hier offensichtlich wichtig, Klartext zu reden und deutlich zu machen, dass einfaches Abwarten nicht wirklich eine Option sei. Bis 2040, so sagt es das baden-württembergische Landesklimaschutzgesetz, müssen alle Kommunen klimaneutral sein, was vor allem bei der Wärmeversorgung eine Herausforderung sei. Oberstes Ziel der Wärmeplanung, die die Gemeinde gemeinsam mit MVV Regioplan erarbeitet, sei jede erneuerbare Energiequelle und auch jedes Effizienzpotenzial für die Wärmeversorgung zu identifizieren, einzuordnen und nutzbar zu machen.

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Zuerst, und das kam zur Abstimmung, stand hier nun eine Maßnahmen-Priorisierung an. Neben einer Machbarkeitsstudie Nahwärmenetz Stimplin fanden sich hier die Punkte Machbarkeitsstudie Bachwärmepumpe Leimbach, klimaneutraler, kommunaler Gebäudebestand, Initiative zu Agri-PV und Agrithermie, Öffentlichkeitsarbeit für die Wärmewende sowie Prüfung eines Satzungsbeschlusses zur Ausweisung von Eignungsgebieten.

Silke Seidemann (FWV) betonte, dass es für den Bürger von Vorteil sei, dass sich die Gemeinde bereits auf den Weg gemacht habe. Beim Thema Photovoltaikanlagen auf Agrarflächen wies sie darauf hin, dass das Thema unbedingt mit den Landwirten gemeinsam vorangetrieben werden müsse. Auch Rüdiger Laser (SPD) bewertete es positiv, dass mit der Wärmeplanung eine Hilfestellung für die Bürger, rund um Neubau sowie Modernisierung und Sanierung von Bestandsgebäuden, einhergehe. Ganz grundsätzlich ist die Planung in seinen Augen ein guter Start für die Entwicklung eines CO2-neutralen Oftersheim.

Eine Sicht, die auch Dr. Martin Wilmes (Grüne) teilte. Die Planung vermittle zum einen Planungssicherheit und zeige zum anderen, dass sie machbar sei. Auch Peter Pristl (FDP) sieht das so, fragt aber nach der zukünftigen Energiequelle für die Fernwärme. Bis dato sei das ja die Kohle, die aber bald wegfalle. Und dann gehe Fernwärme mit Monopolstrukturen einher, die die Preisgestaltung wenig transparent erscheinen lasse. Trotzdem sei die Planung jetzt der richtige Schritt. Eine Sicht, der bei einer Enthaltung, einhellig zugestimmt wurde.

Strombezug zukünftig ohne Neuanlagenquote in der Gemeinde

Gemeinsam ist man stärker. In diesem Kontext schlug die Verwaltung vor, dass sich Oftersheim für den Strombezug von Anfang 2026 bis Ende 2028 an einer Bündelausschreibung der „Gt-service Dienstleistungsgesellschaft“ beteiligen sollte, um ein möglichst attraktives Angebot zu erhalten. Wie bisher soll dabei der Rahmen, 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen mit einer Neuanlagenquote von mindestens 33 Prozent, gelten.

Tillmann Hettinger (CDU) beantragte an dieser Stelle, den Rahmen zu verändern. Ökostrom ja, aber keine Neuanlagenquote. Dies würde die angespannte Haushaltslage doch etwas entspannen, die in den Augen von Patrick Schönenberg (Grüne) jedoch eher gering ausfallen würde. So würde man ja gerade die Straßenbeleuchtung auf LED umstellen, die deutlich weniger Strom verbrauche. Hettinger erklärte, dass die CDU-Zahlen die Straßenbeleuchtung gar nicht berücksichtigten. Am Ende stimmte eine Mehrheit von elf gegen zehn Ratsmitglieder für den Vorschlag der Christdemokraten.

Damit fördere Oftersheim ab 2026 den Neubau von regenerativen Energiequellen nicht mehr, was gerade bei den Grünen und der SPD für Unmut sorgte. Eigentlich, so Schönenberg, dürften Zahlen der CDU, die „so jetzt keiner überprüfen“ könne, nicht als Entscheidungsgrundlage dienen. Bürgermeister Pascal Seidel beendete die Diskussion mit den Worten, dass die Entscheidung gefallen sei.

Völlig unstrittig war die Auftragsvergabe für die energetische Sanierung der Gebäude Eichendorffstraße 10 bis 12. Dabei wurden nicht ganz 65 000 Euro für Metallbauarbeiten an die Firma „Metallbau Ferrum“ aus Heidelberg vergeben.

Zwar belief sich die Kostenplanung auf knapp 37 000 Euro, was vor dem Hintergrund des bestehenden Angebots einem Kostenplus von 74 Prozent entsprach, doch das Unternehmen konnte glaubhaft nachweisen, dass die ausgeschriebene Aufarbeitung der Lackierung nicht ausreiche. Die Lackierung der Klappläden müsse komplett entfernt und neu aufgetragen werden.

Tore des Rettungszentrums in der Eichendorffstraße in Oftersheim bekommen einen Sonnenschutz

Obwohl ein Neubau, gerät das Rettungszentrum immer wieder auf den Ratstisch. Dieses Mal, weil die Hitzeentwicklung durch die Sonneneinstrahlung mittlerweile für Schäden an der Fahrzeugelektrik und an den Oberflächen, die der Strahlung ausgesetzt sind, gekommen sei. Ein, so die Meinung am Ratstisch, unhaltbarere Zustand.

Eine Sonnenschutzverglasung, so steht es in der Verwaltungsvorlage, sei nicht verwirklichbar, weil der Hersteller der Tore solch ein Produkt nicht im Angebot habe. Und auch das Aufbringen einer Hitzeschutzfolie sei in diesem Fall weder zielführend noch wirtschaftlich.

Und so empfiehlt das Bauamt nun die nachträgliche Verfüllung einer gewissen Anzahl von Torsegmenten. Farblich abgestimmt auf die Rahmen für rund 70 000 Euro. Damit, so die Erwartung, werde eine wesentliche Verbesserung der Hitzeentwicklung erreicht. Und obwohl dies mit einer Beeinträchtigung der Belichtung einhergehe, hätten sowohl die Feuerwehr als auch das Deutsche Rote Kreuz zugestimmt.

Michael Seidling (FWV) fragte an, ob es hier um Planungsfehler gehe, für die man Regress fordern könne. Bürgermeister Pascal Seidel hielt sich dazu bedeckt, sei er doch bei keinem Planungsgespräch dabei gewesen. Der frühere Feuerwehrkommandant und SPD-Gemeinderat Rüdiger Laser ließ daran aber fast keine Zweifel. Man habe früh auf die Gefahr der Überhitzung hingewiesen. „Ohne jeden Erfolg.“ Und auch sein Parteifreund Jens Rüttinger mochte nicht glauben, „dass es für solche Dinge keine Norm“ gebe. Seidel versprach die Sachlage zu prüfen. Der Maßnahme selbst stimmten am Ende aber alle Ratsmitglieder zu.

PV-Anlage für Kita Fohlenweide Oftersheim wird neu ausgeschrieben

Die Idee einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kindertagesstätte Fohlenweide standen die Ratsmitglieder ebenfalls allesamt positiv gegenüber. Doch die beiden Angebote, eins davon musste zurückgewiesen werden, waren in den Augen der Verwaltung nicht wirtschaftlich. Eine Sicht, die quer durch alle Fraktionen geteilt wurde, sodass die Aufhebung und die Neuausschreibung einstimmig goutiert wurden.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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