Oftersheim. Jedes Gemeindewappen erzählt eine eigene Geschichte. Hinter den Symbolen, Farben und Figuren verbirgt sich mehr als bloße Zierde – sie sind Ausdruck historischer Entwicklungen, regionaler Zugehörigkeit und lokaler Identität. Diese Reihe widmet sich den Wappen der Gemeinden im Verbreitungsgebiet, beleuchtet die heraldischen Regeln und stellt Theorien zu ihrer Entstehung vor. Neben der reinen Beschreibung, der sogenannten Blasonierung, eröffnen sich spannende Einblicke in die Wappenkunde, auch Heraldik genannt.
Die Blasonierung des Oftersheimer Wappens lautet folgendermaßen: „Im geteilten Schild oben von Blau und Silber (weiß) waagerecht gerauert, unten in Silber (Weiß) eine kriechende grüne Schlange.“ Die Heraldik folgt festen Regeln. So wird zwischen „Metall“ (Gold und Silber, oft durch Gelb und Weiß dargestellt) und „Farbe“ (Rot, Blau, Grün, Schwarz) unterschieden. Unzulässige Farben bleiben außen vor.
Die blauen und silbernen Rauten im oberen Schildteil zählen zu den „Heroldsbildern“. Das sind geometrische Figuren, die bis an die Ränder des Schildes reichen. In der unteren Hälfte ist eine nach rechts kriechende, grüne Schlange auf silbernen (weißen) Hintergrund abgebildet. In dieser Disziplin werden Richtungsbeschreibung immer von der Seite des Trägers aus beschrieben, womit die Schlange heraldisch nach rechts kriecht. Die Schlange und andere Tiere, Menschen, und andere Naturelemente werden als „gemeine Figuren“ bezeichnet.
Oftersheim stand vom 13. Jahrhundert bis 1802 unter pfälzischer Landeshoheit, bevor es an Baden überging. Das heutige Wappen wurde um 1900 angenommen, seine Vorläufer reichen jedoch weiter zurück: Der älteste bekannte Stempel von 1677 zeigt im oberen Feld einen Gerichtsbalken, der die Verwendung durch das Dorfgericht kennzeichnete. Dieser Balken weist darauf hin, dass dieser Stempel nur vom Dorfgericht verwendet wurde. Spätestens ab 1696 treten die charakteristischen Rauten auf, zunächst schräggestellt, später – um 1800 – als sogenannte „Wecken“. Sie gehen zurück auf die Wittelsbacher Pfalzgrafen, die in der Region herrschten. Bis heute gehört Oftersheim zu den wenigen Gemeinden, die die bayerischen Wecken im Wappen bewahrt haben.
Deutlich schwieriger ist die Herkunft der Schlange zu deuten. Ihre Bedeutung ist bis heute nicht endgültig geklärt, weshalb sich im Lauf der Zeit verschiedene Theorien entwickelt haben. Manche vermuten einen Landschaftsbezug: Die Schlange könnte ursprünglich eine Wellenlinie dargestellt haben, Sinnbild für den Leimbach oder auch die Dünen.
Eher ein Aal als eine Schlage im Oftersheimer Wappen zu sehen?
Andere sehen in ihr ein Fleckenzeichen, das sich aus einer einfachen Linie oder Zacke entwickelt haben könnte, wie sie früher auf Grenzsteinen kleinerer Ansiedlungen zu finden waren. Wiederum andere vertreten die Auffassung, es handle sich um ein „redendes Wappen“, in dem die Schlange als Kreuzotter den Ortsnamen erklären sollte. Diese sprachliche Ableitung gilt jedoch als wenig überzeugend, denn es gibt zwar Nachweise von „Offdreshem“, aber keine zu „Oddersche“ oder ähnliches. Schließlich gibt es auch die Interpretation, dass es sich nicht um eine Schlange, sondern um einen Aal handelt. Angesichts der sumpfigen und wasserreichen Umgebung erscheint diese Annahme nicht unplausibel, da in der Region durchaus Aale gelebt haben könnten.
Welche dieser Deutungen zutrifft, lässt sich nicht eindeutig belegen. Jede Theorie hat stützende wie auch schwächende Argumente. So bleibt es letztlich der Vorstellungskraft überlassen, welche Erklärung am wahrscheinlichsten erscheint – und gerade darin liegt der Reiz der Heraldik: Sie verbindet Geschichte, Symbolik und Deutungsspielraum zu einem vielschichtigen Bild lokaler Identität.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/startseite_artikel,-oftersheim-was-hat-es-mit-der-mysterioesen-oftersheimer-schlange-auf-sich-_arid,2326244.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html