Bauhof räumt auf

Wer wirft in Oftersheim Müll in den Wald?

Immer wieder werden in Oftersheim Unrat, Dreck und Ungeliebtes unrechtmäßig entsorgt. Das sorgt für Kopfschütteln, verursacht viel Arbeit und hohe Kosten.

Von 
Connie Lorenz-Aichele
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Fassungslosigkeit macht sich beim Anblick einer solcher Müllhaufen im Oftersheimer Rathaus breit. © Bauhof

„Sperrmüll im Wald entsorgt – dieses Verhalten macht sprachlos“, so ist die Pressemitteilung von der Gemeinde Oftersheim an unsere Redaktion überschrieben. Dabei ein Foto mit einem mehreren großen Gegenständen, die im Wald einfach hingeschmissen wurden.

Weiter heißt es in der Nachricht: „Eigentlich ist es ganz einfach, seinen Sperrmüll zu entsorgen, man kann ihn nämlich kostenlos bei der AVR anmelden und abholen lassen. Stattdessen wurden unter anderem ein Wäscheständer, Matratzen und ein Kinderfahrrad auf Kosten der Allgemeinheit im Wald, Nähe Grünhausweg, entsorgt.“ Das Rathaus sucht nach dem Verursacher und bittet um Meldung von Zeugen, die die rücksichtslose Entsorgung beobachtet haben oder das Kinderfahrrad erkennen und wissen, zu wem es gehört hat. Zeugen werden gebeten, sich mit dem Umweltamt unter der Rufnummer 06202/59 72 02 in Verbindung zu setzen.

Sperrmüll und Hausmüll wird immer wieder im Oftersheimer Wald entsorgt

Leider sei dieses rücksichtslose Verhalten keine Seltenheit, heißt es in der Nachricht weiter. Nur wenige Tage nach diesem Fund meldete ein aufmerksamer Spaziergänger dem Rathaus, dass ebenfalls im Wald mehrere Autofußmatten entsorgt wurden. Die Redaktion hat das zum Anlass genommen, beim Bauhof nachzufragen. Bauhofsleiter Jochen Barisch hat tatsächlich eine ganz Menge zum Thema „strafbare Müllentsorgung“ zu berichten. „Es kommt bedauerlicherweise sehr regelmäßig vor, dass Sperrmüll, aber auch Hausmüll, im Wald entsorgt wird“, sagt er. „Manchmal finden wir in kurzen zeitlichen Abständen hintereinander Renovierungsmüll und können quasi den kompletten Baufortschritt beobachten“, lacht er. „Da liegt dann zuerst eine Holzdecke im Wald, kurz danach die Isolierung und dann die Tapetenreste.“

So könne man „ganz schön den Baufortschritt beobachten“, kalauert Barisch. „Das gehört leider zum Arbeitsalltag, dass wir ein Foto und einen Standort von Waldspaziergängern oder dem Förster zugeschickt bekommen.“ Besonders beliebte Ablageorte seien der Parkplatz an der Ostkurve - „ein echter Hotspot“ -, im Wald und am Friedhof. „Die Leute sind da sehr kreativ“, der Mann nimmt es wirklich mit Galgenhumor. Den braucht er aber auch.

Die illegal entsorgten Reifen stapeln sich im Oftersheimer Bauhof. © Bauhof

„Autoreifen sind unsere ständigen Begleiter, die finden wir überall und ständig.“ Gesammelt werden sie im Bauhof und der Stapel wächst fast wöchentlich an. Wird denn alles an gefundenem Abfall hier gesammelt? „Wir bringen manches direkt zum Recyclinghof, haben aber auch einen eigens für unsachgemäß entsorgten Abfall einen Container hier stehen“, erklärt der Leiter des Bauhofs. Der fasst stolze zehn Kubikmeter und das sagt schon etwas aus über die Menge von Unrat, um die sich Barisch und seine Kollegen kümmern müssen. „Das ist ein echtes Problem“, sagt er. „Es ist unschön, verdreckt die Natur und sorgt für Kosten, die die Allgemeinheit tragen muss.“

Er berichtet von einer Person, die in schöner Regelmäßigkeit zweimal die Woche auf die Verkehrsinsel am Friedhof, wo es Richtung B291 geht, ihren vollen Müllbeutel - wahrscheinlich aus dem Auto - wirft. Dabei ist doch die Abfallabholung in hier wie in anderen Gemeinden und Städten in Deutschland gut und eigentlich für jeden verständlich organisiert.

Dabei ist Müllentsorgung ganz einfach. Die schwarze oder graue Restmülltonne zum Beispiel wird 14-tägig dienstags geleert. In sie können der Staubsaugerbeutel, kaputtes Geschirr, Taschentücher oder andere Hygieneartikel. Alle Abfälle, die nicht wiederverwertet werden können, wie Aktenordner, Arzneimittelreste, Asche, Backpapier, ausgehärtete Farben, Flachglas, Fotos, Glasscherben, alte Glühbirnen, Gummihandschuhe, Heftpflaster, Hundekot, Kerzenreste, Kondome, ausgehärteter Leim, Spülschwämme, stark verschmutzte Verpackungen, Tapetenreste, Windeln, Zahnbürsten und Zigarettenreste, sind hier richtig. Eine Restmülltonne ist auf jedem bewohnten Grundstück Pflicht.

Mülltrennung und Recycling: Einfache Schritte zur Abfallentsorgung in Oftersheim

In die braune BioEnergieTonne hingegen gehören alle biologisch abbaubaren und organischen Abfälle. Aus dem Biomüll werden hochwertiger Kompost und Biogas für Strom und Wärme erzeugt. Biomüll beinhaltet alle biologisch abbaubaren Abfälle wie kleine Äste, Blumen, Eierschalen, Essensreste, Fallobst, Federn, Fruchtschalen, Gartenabfälle, Gemüsereste, Gras, Haare, Kaffeefilter, Knochen, Laub, Nussschalen, Obstreste, Pflanzenreste, Rasenschnitt, Salatabfälle, Schnittblumen, Tee mit Filterpapier, Zimmerpflanzenreste, kleine Zweige und in kleinen Mengen Papierhandtücher, um Feuchtigkeit aufzusaugen. Erde gehört allerdings nicht in die Biotonne. Sie wird 14-tägig mittwochs geleert.

Alleine 30 Autoreifen sind 2022 auf einmal illegal an der Böschung nahe dem Parkplatz Ostkurve deponiert worden. © Gemeinde

Auch die „Grüne Tonne plus“ wird alle 14 Tage geleert, dienstags im Wechsel mit der Restmülltonne. In sie gehören alle Verpackungen und sonstige verwertbare Gegenstände aus Kunststoff, Metall, Papier, Pappe und Kartonagen. Das gesammelte Wertstoffgemisch wird in der Wertstoffsortieranlage in Sinsheim maschinell getrennt und anschließend sortiert. Am Ende der Sortierung stehen sortenreine Sekundärrohstoffe, die zu Ballen verpresst an Verwertungsbetriebe geliefert werden. In diese Tonne gehören Kartonagen, Zeitschriften, Papiertüten, Blumentöpfe ohne Erde, Cremedosen, Folien, Getränkekartons, Becher, Netze, Plastikeimer, Styropor, Tragetaschen, Verschlüsse, Waschmittelbehälter, Alufolie, Armaturen, Dosen, Metalltöpfe, Nägel, leere Spraydosen, Einweggeschirr, Kinderspielzeug und Plastikschüsseln.

Altglas wird in der blauen Box gesammelt, die im Auftrag der dualen Systeme jedem Haushalt kostenlos zur getrennten Glaserfassung bereitgestellt wird und einmal im Monat montags eingesammelt. Flaschen, Verpackungsglas, Getränkeflaschen und Gläser für Essig, Öl, Ketchup, Pflegemittel oder Flakons können in die Glasbox.

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Zu Sperrmüll & Altholz, das auch zweiwöchentlich montags angeboten wird, gehören alle brennbaren Haushaltsgegenstände sowie Holz aus dem Wohnbereich, die aufgrund ihrer Größe nicht in die Abfallbehälter passen. Jeder Haushalt kann zweimal jährlich Sperrmüll anmelden. Pro Anmeldung dürfen dabei bis zu vier Kubikmeter Sperrmüll/Altholz bereitstehen.

Umweltgerechte Entsorgung ist entscheidend

Elektrogeräte und Metallschrott werden ebenfalls zweimal jährlich nach Anmeldung abgeholt. Dazu gehören sämtliche Geräte, die mit Strom, Batterien, Akkus oder Solarzellen betrieben werden sowie alle Metalle, die im Haushalt anfallen und nicht in die „Grüne Tonne plus“ passen. Zweimal jährlich werden, nach vorheriger Anmeldung, Elektrogeräte und Metallschrott vor dem Grundstück abgeholt. Pro Anmeldung dürfen dabei bis zu vier Kubikmeter Elektrogeräte und Metallschrott bereitstehen. Für Sperrmüll, Altholz, Elektrogeräte und Metallschrott werden keine zusätzlichen Gebühren erhoben. Grünschnitt-Sammlungen umfassen Äste, Strauch- und Heckenschnitt und sind gebührenpflichtig. Nach Anmeldung erhält man innerhalb von 14 Tagen einen persönlichen Grünschnittabfuhrtermin.

Unbekannte haben 2024 auf dem Parkplatz gegenüber der Golfplatzzufahrt jede Menge gefüllte Müllsäcke und Kartons illegal entsorgt. © Bauhof

Das Schadstoffmobil nimmt haushaltsübliche Mengen an Schadstoffen umweltgerecht und kostenlos an. Zu den Schadstoffen zählen alle Produkte, die Substanzen enthalten, die die Gesundheit und die Umwelt gefährden und aus diesem Grund nicht in den Hausmüll gehören, wie Feuerlöscher, Fotochemikalien, Reinigungsmittel, Lacke, Lösemittel, mit Öl verunreinigte Betriebsmittel, Pflanzenbehandlungsmittel, Quecksilber, Säuren, Laugen und volle Spraydosen entgegen. Nicht angenommen werden Wandfarben, Autobatterien und Energiesparlampen.

Das sollte doch jeder erwachsene Mensch eigentlich gut verstehen und umsetzen können. Jochen Barisch zweifelt dennoch am Verstand mancher Menschen. „Das Unverschämteste, was uns jemals untergekommen ist, waren zwei Säcke mit giftigen, unsortierten Schadstoffen aller Art, die an der Kurpfalzhalle - direkt auf einem Schulweg - abstellt wurden. Daran hing ein Schild auf dem stand: ´Bin in Urlaub, bitte entsorgen.‘“ Man mag sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Grundschulkinder zum Beispiel das enthaltene Pflanzenschutzmittel geöffnet hätten. „Alle diese Vorgänge werden von uns zur Anzeige gebracht“, sagt Barisch. Das ist ein erster Schritt, der richtig und wichtig ist. Einsicht bei den Bürgern wäre sicher mindestens genauso wichtig und richtig.

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