Oftersheim. Simone Dietz ist immer noch perplex. Und sie hat Fragen. Von ihr stammte vor einigen Wochen der ursprüngliche Beitrag in der Oftersheimer Facebook-Gruppe, der den Rückschnitt der Böschung zwischen Höhenweg und B 291 in Oftersheim hinterfragte. Bei einem Treffen vor Ort erklärt sie, dass sie immer noch nicht versteht, was hier genau passiert ist.
„Morgens war mein Mann noch genau hier mit dem Hund unterwegs und alles sah normal aus, abends war dann auf einmal dieser Kahlschlag“, erinnert sie sich. Nach einer ersten Anfrage dieser Redaktion hatte das Landratsamt – für den Einsatz war der Kreis verantwortlich – die Arbeiten folgendermaßen erklärt: „Die Straßenmeisterei Wiesloch hat entlang der B 291 auf einer Länge von etwa 500 Metern Bankettregulierungsarbeiten vorgenommen, um die Entwässerung dauerhaft zu gewährleisten. Hierzu mussten vorher gemäht und die Gehölze zurückgeschnitten werden.“ Laut Pressestelle habe es das Problem gegeben, dass Niederschlagswasser nicht richtig abgelaufen sei und stattdessen als Sturzflut auf der Bundesstraße landete.
Erklärung reicht Oftersheimern nicht aus
Für viele Anwohner, die für die Maßnahme zuvor bereits kein Verständnis aufbringen konnten, reichte diese Erklärung nicht aus – das gilt auch für Simone Dietz, wie sie selbst sagt. So fragten sich Nutzer der Facebook-Gruppe, ob die Böschung das Wasser zuvor nicht eher von der Straße ferngehalten habe. Auf Anfrage dieser Redaktion hat das Amt für Straßen- und Radwegebau, das für die Maßnahme zuständig war, diese Frage verneint.
Auf erneute Anfrage reagierte Matthias Knörzer, zuständig für die Straßenmeistereien im Rhein-Neckar-Kreis persönlich, erläuterte den Ablauf der Arbeiten und ihren Hintergrund telefonisch. „Auf den ersten Blick hat es da sicher wüst ausgesehen, das gebe ich zu“, so Knörzer. Wichtig seien für das Verstehen der Maßnahme zwei Themen: die bereits angesprochene Entwässerung sowie das Lichtraumprofil. Letzteres ist simpel erläutert, ein Bereich von 1,50 Meter neben sowie 4,50 Meter über einer Straße, der von Hindernissen frei sein muss – das gilt also auch für Pflanzenwuchs.
Zwar war das entfernte Gebüsch weit mehr als 1,50 Meter von der Bundesstraße entfernt, doch – und das betont Knörzer – das Lichtraumprofil ist gesetzlich für alle Wege vorgeschrieben, auf denen Verkehr stattfindet – also eben auch für den Feldweg. Deshalb sei ein Rückschnitt um 1,50 Meter ohnehin notwendig gewesen. „Das ist normaler Unterhaltungsbetrieb“, fügt Knörzer noch hinzu. Nun hatten Anwohner aber auch die Radikalität der Aktion kritisiert, so auch Simone Dietz beim Treffen vor Ort, bei dem sie insbesondere darauf hinwies, dass Äste der hinter dem Gebüsch (beziehungsweise dem ehemaligen) stehenden Bäume aussähen, als hätte sie jemand abgebrochen. Dazu heißt es vom zuständigen Amt: „Auch an diesen Bäumen war das Lichtraumprofil betroffen und wurde auf das Notwendige zurückgenommen.“
Grund für die tatsächlichen Bankettfräsarbeiten – so der Fachbegriff – sei aber tatsächlich die Entwässerung gewesen. Denn wenn der Bewuchs immer höher und dichter wird, versickere das Wasser schlechter im Boden und es finde nicht die gewollte Verteilung. Das führe dann letztlich zu den in der ersten Antwort genannten, sturzflutartigen Ereignissen, die den Verkehr auf der Bundesstraße gefährdet hätten. Das Ziel sei eine verteilte Ableitung des Wassers.
Überhöhtes Material abgetragen
Und hier räumte Matthias Knörzer letztlich auch ein, dass das Ergebnis der Maßnahme etwas schockieren könne. „Natürlich haben wir da die Grasnabe abgetragen“, erläutert er. Die Arbeiter hätten das überhöhte Erdmaterial abgehoben, damit das Wasser flächig über das Bankett entwässern kann und nicht an einer Stelle abfließt. Ein Entfernen der Grasnabe sei dabei unumgänglich. Verständnis habe er zwar für die Reaktion der Anwohner, „aber wir machen da auch nur unsere Arbeit. Wir holzen nicht grundlos irgendetwas ab, sondern wollen so ökologisch wie möglich vorgehen“, so Knörzer und wies auch darauf hin, dass sein Amt regelmäßig auch Bepflanzungen und Aussaaten vornehme.
Zudem, betonte Knörzer, sei das Ergebnis nicht von Dauer. „Das ist nächstes Jahr alles wieder da“, verspricht er. Samen befänden sich ja nach wie vor in der Erde. Allerdings sei das natürlich auch witterungsbedingt. „Bei der jetzigen Trockenheit geht das nicht so schnell“, gibt er zu. Im Übrigen wird es wohl kaum die letzte solcher Maßnahmen gewesen sein, denn laut Knörzer seien diese alle vier bis fünf Jahre notwendig.
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