Plankstadt. „Uns wurde das damals als besonders attraktives Grundstück verkauft“, erklärt ein Bürger aus der noch recht frisch angelegten Bertha-Benz-Straße in Plankstadt. Eine Straße voller neugebauter Einfamilienhäuser ziert den Weg zu seinem Haus, durch das Wohnzimmerfenster blickt er weit über Wiesen und Felder. Was viele der Bewohner jedoch gemeinsam haben: Sie stören sich an einem mittlerweile belastenden Lärm. Seit rund zwei Jahren hören sie ein „Heulen“. Es trete unterschiedlich oft und in verschiedener Intensität auf, „teilweise aber so laut, dass man nicht schlafen kann“, bestätigen Nachbarn. Anders als Bauarbeiten in den angrenzenden Straßen halte sich das Geräusch nicht an gesetzliche Ruhezeiten.
Dauerlärm in Plankstadt: Das sagen die Bewohner
Betroffen ist vor allem das Neubaugebiet Kantstraße-Nord und angrenzende Straßenzüge. Nach Aussagen einzelner Bürger gibt es jedoch auch Betroffene in den umliegenden Wohngebieten – belegen wollen sie das mit Diskussionen in sozialen Medien, an denen sich auch Menschen aus weiter entfernten Straßen beteiligt haben. Mehrere Anwohner beklagen gesundheitliche Belastungen, haben Unterschriften gesammelt und einen digitalen Austausch organisiert. Ziel ist es, das Ausmaß der Lärmproblematik zu dokumentieren und gemeinsam Druck auf eine schnelle Lösung auszuüben.
Eine von ihnen ist Susanne Winkelmann, die seit Ende 2024 ein Grundstück im Gebiet besitzt. Sie betont: „Dauerlärm macht krank. Wir wollen, dass die Grenzwerte der TA Lärm eingehalten werden.“ Als sie ihr Grundstück kaufte, habe sie von der Lärmbelästigung nichts gewusst, versichert sie.
Der Verursacher ist inzwischen bekannt: Das Landratsamt identifizierte im Mai 2024 die Kühlaggregate auf dem Dach des Unternehmens Corden Pharma als Quelle. Von Anwohnern im Frühjahr und Sommer 2025 erhobene Messdaten zeigen Werte zwischen 36 und 54 Dezibel – teilweise auch nachts. Besonders in den späten Abend- und Nachtstunden wurden mehrfach Pegel von 46 bis 52 Dezibel gemessen. Damit liegen die Werte über dem zulässigen Richtwert für Wohngebiete während der Nacht von 40 Dezibel und teils auch über dem Orientierungswert für tagsüber von 50 Dezibel. Die Bürger weisen darauf hin, dass es sich zwar um Stichproben handelt, die tatsächliche Belastung aber häufiger und länger andauere.
Das sagt das Unternehmen in Plankstadt zu den Vorwürfen
Corden Pharma räumt ein, dass eine im Sommer 2023 in Betrieb genommene Kältemaschine lauter ist als das Vorgängermodell. Ein Gutachten habe bestätigt, dass die Werte über den zulässigen Grenzen liegen, auch in Wohnbereichen. In Abstimmung mit Fachfirmen plant das Unternehmen eine Einhausung der Anlage. „Das Projekt wird erst abgeschlossen, wenn die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden“, heißt es aus der Unternehmensleitung. Vor und nach dem Umbau sollen Messungen durchgeführt werden.
Die Gemeinde Plankstadt betont, nicht selbst zuständig zu sein, habe aber dennoch öffentlich informiert und den Dialog gesucht. „Mit einem kleinen Artikel aus Sicht der Firma im Mitteilungsblatt und einem Symbolbild, auf dem der Lärmpegel im grünen Bereich ist“, kommentiert ein Anwohner die Darstellung im Juli. Zudem weist die Gemeinde den Vorwurf zurück, Grundstückskäufer im Neubaugebiet seien nicht über den Lärm aufgeklärt worden: Es handele sich nicht um einen dauerhaften Mangel, tatsächlich seien nur wenige Grundstücke direkt betroffen – entgegen dem Eindruck vieler Bürger.
Eine Frist zur Beseitigung wurde bislang nicht gesetzt, da die Einhausung mit erheblichen baulichen Herausforderungen verbunden sei, darunter die Verstärkung des Daches für die schwere Konstruktion, erklärt das Landratsamt. „Die Firma zeigt sich kooperativ und investiert eine erhebliche Summe in den Schallschutz“, heißt es von der Behörde. Nach Umsetzung sollen erneute Lärmmessungen entscheiden, ob die Grenzwerte eingehalten werden.
Bis dahin müssen die Anwohner weiter mit den Geräuschen leben – ein Umstand, den viele nur schwer akzeptieren: „Wenn ich eine Party feiere, sich jemand beschwert und die Polizei kommt, kann ich auch nicht sagen, ich beende es im Februar.“ Die Gemeinde zeigt Verständnis für den Ärger, verweist aber zugleich auf die rechtlich komplexen Verfahren und die notwendige Planung. Die Bürger erklären, sich trotz allem weiter organisieren zu wollen – „nur zur Sicherheit“.
Damit bleibt die Situation angespannt: Ob die geplante Einhausung die Lärmbelästigung tatsächlich beseitigt und die Anwohner künftig Ruhe finden, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.
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