Bahntrasse

Bahnprojekt Mannheim–Karlsruhe sorgt in Plankstadt für Spannung

Vor dem 15. Dialogforum der Deutschen Bahn wächst in Plankstadt die Sorge um Lärm, Flächenverlust und Lebensqualität – Bürgerinitiativen fordern Alternativen.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Mit großen Plakaten machen die Gegner der Bahntrasse auf ihr Anliegen in der betroffenen Region aufmerksam, so wie hier am Grenzhöfer Weg nahe Plankstadt. © Benjamin Jungbluth

Plankstadt. Eine zukunftsfähige Schaltstelle im europäischen Zugverkehr, die Einsparung von 65.000 Tonnen CO₂ pro Jahr und am Ende freie Autobahnen, weniger Staus und bessere Luft – mit großen Worten wirbt die Deutsche Bahn (DB) für ihr Bahnprojekt Mannheim–Karlsruhe, das sowohl einen Neu- als auch einen Ausbau zwischen den beiden badischen Großstädten vorsieht.

Die umfangreichen Planungen laufen bereits seit Jahren, doch eine konkrete Linienvariante gibt es bislang nicht. Bewegung könnte allerdings noch diesen Monat in das Projekt kommen, denn am Montag, 24. November, lädt die DB zum nunmehr 15. Dialogforum.

Dabei soll der aktuelle Planungsstand präsentiert werden, wie ein Sprecher der Bahn auf Nachfrage bestätigt: „Inhalt wird der Variantenvergleich auf Basis der Zugzahlen 2030 Deutschlandtakt und die daraus abgeleitete Vorzugsvariante sein.“ Die Ergebnisse sollen im Anschluss veröffentlicht werden, eingeladen seien hingegen „Vertreter verschiedener Organisationen und Institutionen, die das Bahnprojekt seit Beginn der Planungen begleiten.“

Ehrenamtliche aus Plankstadt stehen dem Bahnprojekt weiterhin kritisch gegenüber

Dazu zählt auch die „Bürgerinitiative Plankstadt und Bündnis ‚Pro Querspange‘“ (BI Plankstadt). „Wir werden dort die Interessen der Bürger vertreten und diese im Nachgang über den aktuellen Stand informieren“, betont Alexandra Ulrich von der BI. Denn die Ehrenamtlichen aus Plankstadt und Umgebung stehen den Plänen der DB weiterhin sehr kritisch gegenüber.

Kommentar Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe: Bedürfnisse der Region beachten

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Benjamin Jungbluth
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Neben den „gravierenden Zerschneidungen der angrenzenden Gemeinden Plankstadt, Eppelheim, Oftersheim und Heidelberg-Grenzhof“ käme es aus ihrer Sicht durch die Einkesselung zu enormen Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Menschen. Insbesondere die nächtlichen Güterzüge würden zu einer hohen Lärmbelastung führen. Zudem drohe der Verlust wichtiger Flächen für Landwirte, was zu deren Existenznot führen könne.

Die BI fordert deshalb, dass die Bahn auf Neubautrassen verzichten und sich stattdessen an den Bestandsstrecken orientieren soll. Alternative Linienführungen seien zudem nicht adäquat in den Blick genommen worden, darunter die sogenannte Querspange.

Auch in Schwetzingen und Hockenheim bildet sich Widerstand

„Die Bürgerinitiativen in Schwetzingen und Hockenheim fordern zu Recht die Gewährleistung wichtiger Planungsprämissen für die Spange: Zum einen in Schwetzingen eine ausreichend bemessene Tunnellösung möglichst unter unbebautem Gebiet und zum anderen in Hockenheim einen verbesserten Lärmschutz entlang der Bestandsstrecken. Diese Ziele sind auch für uns nachvollziehbar, weshalb wir sie voll unterstützen. Eine gute Lösung kann nur im regionalen Zusammenhang gefunden werden – mit Blick auf alle betroffenen Gemeinden und die gesamte Rhein-Neckar-Region“, betonen Alexandra Ulrich, Caren Thoennessen-Knoglinger und Marcus Rist von der BI Plankstadt.

Welche konkrete Lösung die DB anstrebt, wird sich frühestens im Nachgang des 15. Dialogforums zeigen. Die bislang als Grundvoraussetzung genannte „Zugzahlenprognose 2040“ scheint indes nur noch eingeschränkt von Belang zu sein. So verweist die Bahn auf Nachfrage unserer Zeitung zunächst an das Bundesverkehrsministerium.

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Dort erklärt ein Sprecher, dass diese bereits Ende 2024 veröffentlicht worden sei. Die BI Plankstadt wiederum erklärt, dass zusätzlich noch eine konkrete Prognose unter Berücksichtigung des Deutschlandtakts erarbeitet werden müsse. „Ergebnisse werden hier voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2026 vorliegen“, so die BI.

Bahntrasse bei Plankstadt: Szenarien der Bundesgutachter wichtig

„Wichtig ist hierbei, ob die Bundesgutachter bereits Szenarien zur aktuell geplanten Aufgabe der Einzelwagenabfertigung durch DB Cargo entwickelt haben, da dies erhebliche Auswirkungen auf die bisherigen Zugzahlenprognosen haben dürfte“, erläutert die BI ihre Sicht.

Zudem sei die Digitalisierung des Güterverkehrs entscheidend, weil dadurch das bereits bestehende Netz deutlich besser ausgelastet werden könne – doch hier stocke die Entwicklung bei der Bahn. „Solche strukturellen Defizite sollten vorrangig gelöst werden, bevor über milliardenschwere Neubaustrecken entschieden wird“, argumentiert die BI.

Die Finanzierung scheint ohnehin die Achillesferse der Planungen zu sein. So betont ein Bahnsprecher zwar die weiterhin geplanten hohen Investitionen der Politik in den Schienenverkehr. Deshalb könne beim Projekt Mannheim-Karlsruhe „das Vorhaben bis zum Ende der aktuellen Planungsphase zunächst fortgesetzt werden“. Doch „für die Zeit ab 2027 muss die DB gemeinsam mit dem Bund sicherstellen, dass eine verlässliche und auskömmliche Finanzierung auch mittel- und langfristig erreicht wird.“

Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe: Bislang nur laufende Planungen abgedeckt

Der Sprecher des Bundesverkehrsministeriums bestätigt, dass bislang nur die laufenden Planungen abgedeckt seien, betont jedoch gleichzeitig: „Aktuell setzen wir uns in intensiven Abstimmungsgesprächen zum Haushalt 2026 für die nahtlose Fortsetzung der nächsten Planungs- und Realisierungsschritte ein.“

Die BI Plankstadt wiederum will die Ergebnisse des 15. Dialogforums abwarten, um ihre weiteren Aktionen zu planen. Schließlich gehe es mit der Vorstellung der vorläufigen Vorzugsvariante mit großen Schritten zur eigentlichen Antragsvariante über. „Wir wissen, dass wir bei dem Thema zusammenhalten müssen – und falls notwendig, werden wir alle gemeinsam auf die Straße gehen“, kündigt die BI Plankstadt bereits vorsorglich an.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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